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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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»Nach unten! Schnell! Wir müssen die Osadroi schützen!«
    Die Ladeluke war mit fünf Riegeln verschlossen, die rasch entfernt waren. Bren und seine Krieger fielen die Leiter eher hinunter, als dass sie die Sprossen benutzt hätten. Der weiße Dorn verstrahlte ein milchiges Licht. Hier unten war er nicht mehr steif wie Eisen, sondern wand sich gleich einem trägen Tentakel. Bren brauchte einen Moment, um in dem leblosen, steifen Pferdekadaver ein Schattenross zu erkennen. Im Tod wurden sie wieder zu gewöhnlichen Rappen, nur, dass ihnen die Augen fehlten.
    Aber das war jetzt seine geringere Sorge. Der Tentakelnäherte sich der Kutsche. »Brecht sie auf!«, befahl Bren.
    Ein Krieger schwang ein Enterbeil, das er einem der Seeräuber abgenommen haben mochte. Es war zu klein, um die Tür mit einem Schlag zu durchbrechen, aber der Mann schlug schnell. Drei andere stellten sich zwischen die Kutsche und den Tentakel, ohne dass ein Befehl dazu notwendig gewesen wäre. Sie hoben ihre tropfenförmigen Schilde, bis nur noch ein schmaler Streifen unter der Helmkante ungedeckt war, und zogen ihre Schwerter blank.
    Die Tür gab nach. Der Krieger riss sie auf. Unsicher sah er Bren an. Der stellte sich neben ihn. »Warte noch.«
    Er sah zum Tentakel, der gerade das nächste Schattenross fand. Lautlos bäumte es sich auf, warf seinen Kopf hin und her. Kein Blick konnte ein Schattenross fixieren, ihre Konturen lagen ständig wie unter einem irrealen Nebel verborgen. Während das Weiß durch seine Brust fuhr, verwehte dieser Effekt. Die Flammen schlugen weit aus seinen Augen, züngelten unter die Deckplanken. Aber das Ringen dauerte nicht lange. Es brach zusammen, steif wie in tiefem Frost gefroren. Aus dem Schädel kräuselten sich zwei dünne Rauchsäulen.
    Bren überlegte, ob er Alenias um Hilfe bitten sollte, aber der Weg zum Bug war weit und der Tentakel fand bereits die Richtung auf die Kutsche zu. Todesmutig stellten sich die drei Krieger ihm entgegen. Wie Bren befürchtet hatte, richteten ihre Klingen nichts aus und weder Schilde noch Rüstungen hielten die Erscheinung auf. Die Körper der Krieger aber schienen nicht so leicht durchdringbar zu sein. Der Tentakel schob die Männer ein Stück vor sich her, aber sie stemmten sich dagegen und hielten ihren Gegner so auf. Das würde ihnen nicht lange gelingen.
    Bren sah den Krieger an, der die Tür losgeschlagen hatte. »Wir tun es gemeinsam«, sagte er. Der andere nickte, auch wenn Angst in seinen Augen flackerte.
    Gadior lag ausgestreckt auf der rechten Liege, Velon auf der linken. Bren wählte Velon. Der Osadro hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine Decke über sich zu breiten. Er trug eines seiner üblichen Gewänder, weit und bauschig. Die Arme hatte er vor der Brust gekreuzt, seine Krallen schimmerten metallen in dem milchigen Licht, das durch die offene Tür sickerte, der Ring, der die Würde des Schattenfürsten anzeigte, funkelte an einem bleichen Finger. Ein feines Lächeln lag auf Velons Lippen. Man sagte, Schattenherren träumten von Dingen, für die es in der Sprache der Sterblichen keine Worte gab, und was ihnen Vergnügen bereitete, zerriss einem Menschen den Verstand.
    Bren hockte sich neben ihn. »Schattenfürst«, sprach er in sein Ohr. »Ihr müsst erwachen. Ihr seid in Gefahr.«
    Keine Reaktion. Natürlich nicht. Draußen herrschte der Tag, wenn auch keine Sonne durch Seelennebel und Schutzschild drang.
    Bren schloss die Augen, sammelte seine Entschlossenheit. »Wir haben keine Zeit.« Diese Worte richtete er ebenso an sich selbst wie an seinen Untergebenen.
    »Versprecht mir, dass Ihr nicht vergesst, was ich heute tue«, flüsterte der Krieger.
    »Ich werde es dir lohnen«, entgegnete Bren. »Und die Schatten werden es auch tun.«
    Das schien ihm zu reichen, um Gadior entschlossener zu wecken, als Bren es zuvor bei Velon versucht hatte. Bren sah nicht, was der Mann tat, aber er hörte den Schrei des Schattengrafen, als dieser aus dem Schlaf fuhr. Niemals hatte Bren solche Wut gehört. Er wirbelte herum.
    Gadior stand hoch aufgerichtet. Der Krieger war nur noch auf den Beinen, weil der Osadro ihn hielt. Dessen Hand umfasste die Wirbelsäule des Menschen. Sie hatte sie offensichtlich erreicht, nachdem sie den Bauch durchschlagen hatte, in dem der Unterarm zur Hälfte verschwand.
    Bren starrte auf die blutigen Finger, die aus dem Rücken ragten, sich bewegten, als würden sie die Saiten einer Laute zupfen, dabei über die Wirbel strichen, die sie aus dem

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