Knigge fuer Individualisten
schon, dass der Meier mit der Müller …?« Niemals! Drängen
Sie sich nicht mit Vertraulichkeiten auf.
Den Dynamischen zuletzt zu erwähnen ist ein Unding, wo er doch auch im Kommunizieren stets
Vollgas gibt. »Wäre es Ihnen trotz aller Widrigkeiten möglich, mir noch im
Lauf dieser Woche …? usw. usw.« Wollen Sie bei ihm als »Schattenparker« oder
»Warmduscher« gelten, sprechen Sie so. Das wollen Sie nicht? Dann bringen
Sie Ihr Anliegen auf den Punkt: »Ich brauche Ihren Bescheid bis 17:20 Uhr;
ist das machbar?« Der Dynamische hört Ihnen zu, wenn Sie schnell, knackig
und in kurzen Sätzen sprechen. Streichen Sie für ihn alle »Eigentlichs« und
»Vielleichtirgendwanns«, jedes »könnte, hätte, wäre« aus Ihrem Wortschatz:
»Wird gemacht. Sofort. Okay für Sie?« Das hört er gern.
STEGREIF: TYPGERECHT SPRECHEN
Ross und Reiter nennen, zielorientiert formulieren –
das hebt Ihren Status im Alltag und im Gespräch. Üben Sie es – am
besten zu mehreren und mündlich, um zu prüfen, ob Ihre Stimme jeweils
zu den Worten passt. Holen Sie das Knigge-Kartenspiel heraus und
variieren Sie Formulierungen passend zu den Stilen. Es ist nie zu
spät, so zu sprechen, wie man gern gesprochen hätte.
Aufgabe 1: Geben Sie neutralen Sätzen ein handelndes Subjekt. Bitte
bestimmen Sie Stile und formulieren Sie entsprechend um.
»Das sollte man sich aufschreiben.«
(traditionell)
→ dynamisch: »Schreib das bitte auf.«
→ natürlich: »Möchtest du dir eine Notiz
dazu machen?«
→ locker:
»Hast du Lust, dir das kurz zu notieren?«
»Hätte einer Spaß daran, zusammen
essen zu gehen?« (locker) → …
»Da ist jemandem ein Fehler
unterlaufen.« (traditionell) → …
»Okay, wird gemacht.« (dynamisch) → …
»Na, wie läuft’s?« (locker) → …
Aufgabe 2: Geben Sie Negativem eine positive Wendung.
»Du glaubst doch nicht im Ernst,
dass das so geht.« (dynamischnegativ)
→ dynamischkonstruktiv: »Das geht anders;
ich sag dir sofort, wie.«
→ locker: »Schauen wir mal zusammen, was da noch geht?«
→ natürlich: »Darf ich dir
eine Alternative aufzeigen?«
»Och nee, darauf hab ich keinen
Bock.« (locker) → »Mir
wäre lieber …« usw.
»Das Projekt ist nicht
durchführbar.« (traditionell) → …
»Ihre Aussage versteht mal wieder
kein Mensch.« (dynamisch) → …
»Mit großem Bedauern müssen wir
Ihren Antrag ablehnen.« (natürlich) → …
Grenzsituationen: Da geht’s
nicht immer cool zu
Ein Leben lang die gleiche Arbeit in der gleichen
Position mit den gleichen Leuten – da wäre selbst den Anhängern einer
traditionsbewussten Lebensführung zu wenig los im Büro.
Neu im Team: für Newcomer
In den ersten Tagen am neuen Platz sollen Sie nach den
dort geltenden Geboten fragen. Nach den Kleider- und Pausenregeln. Nach den
Sprachregelungen gegenüber Chefs, Kunden, Kollegen. Sie sollen nicht
besserwisserisch auftreten: »Bei uns hat man das so gemacht …«. Sie sollen
auf Ihren Mentor hören und nicht jedem Ihr Privatleben auf die Nase binden:
»Mein Freund hat vorige Woche …« Sie sollen einen Einstand erst begießen,
wenn Sie die Probezeit bestanden haben, und sich bei der Frage »Sekt oder
Selters?« an die Gebräuche halten. Mit diesen Ratschlägen will die Etikette
Ihnen den Weg in den neuen Job ebnen. Sie kannten sie sicher. Und haben Sie
sich beim letzten Jobwechsel daran gehalten? Nein? Dann haben Sie vermutlich
Ihre Stärken nicht gezielt eingesetzt.
Kommen Sie locker, lässig
und herzig daher, werden Sie als Sonnenschein betrachtet und
nicht als Rivale aus der Distanz beäugt. »Kommst du mit in die Kantine? Und
abends zum Squash?« Das geht flott. Schwupps, und Ihr Nähkästchen ist weit
geöffnet. Schnell wird in der Firma bekannt, mit wem Sie schon und wie lange
und warum jetzt nicht mehr. Lieber mal den Mund halten.
Treten Sie eher dynamisch, initiativ, zielstrebig auf? Dem Chef wird’s
gefallen, den Kollegen wohl weniger. Sie haben den Kopf voller neuer Ideen;
geben Sie sie nicht gleich alle preis. Beobachten Sie lieber, in welchen
Konstellationen und wann es für Sie selbst zielführend ist, dass Sie Ihre
geballte Dynamik an den Tag legen. Nicht dass jemand Ihnen jetzt auf die
Karrierebremse tritt.
Sind Sie von natürlichem
Anstand geprägt, freundlich und praktisch veranlagt? Dann kann
man Sie in jedem Team gut gebrauchen – auch für unbeliebte Jobs:
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