Knigge fuer Individualisten
zwischendurch mal
telefonieren und unbedingt einen Witz erzählen. Genau wie Sie tragen die
Dynamischen durch Zeit- und Formverstöße zum Barvermögen des Teams bei. Als
Dynamische laufen Sie Gefahr, autoritär ein Thema an sich zu reißen. Und Sie
müssen sicher früher gehen: Der nächste Termin ruft. Sie sind hier aber in
einem Meeting, nicht auf der Flucht!
WENN TYP AUF
TYP TRIFFT: MIT STILEN SPIELEN
Kommunizieren ist wie Tanzen: Man teilt sich Raum und
Zeit – am besten ohne einander anzurempeln. Bewegen sich die Partner
im Takt? Oder hat der eine einen anderen Rhythmus im Blut als der
andere? Sie sehen das – z. B. in der Kantine. Eine traditionelle Dame setzt sich
da nicht einfach; sie gibt ihrem traditionellen Begleiter Gelegenheit,
ihr den Stuhl hinzurücken. Und der sitzt nie, solange »seine« Dame
steht. Anders die Lockeren: Die
lümmeln lässig auf ihren Stühlen herum und lassen den lieben Gott
einen guten Mann sein. Dynamische haben ihr Essen schneller verputzt, als andere gucken können.
Und Natürliche bereden bei
Schnitzel & Pommes – mit Salat! –, wie sie die Welt retten können.
Es ginge recht harmonisch zu, wenn wir nur auf Unseresgleichen träfen.
Doch wäre das nicht auf Dauer reichlich eintönig? Wie gut, dass es
Menschen gibt, die ihre Karten anders mischen als wir. Beharren wir
dann auf unserem Spiel, kommen wir nicht weit: So riskiert ein Herr,
der partout den Kavalier mimt (»Madame, Sie erlauben?«), dass seine
lässige Tischnachbarin das Weite sucht. Und umgekehrt. Das wäre
schade, nicht?
Was passt zu mir? Die Frage ist wichtig. Was passt
dem anderen? Die Frage ist klug. Denn schon der Evolutionsforscher
Charles Darwin fand heraus: Es gewinnt nicht unbedingt der Stärkste
und Intelligenteste, sondern der, der sich den Gegebenheiten am
geschicktesten anpasst. Nicht gerade ein Aufruf zum Regelbruch? Doch:
Erfolgreich sind nicht die, die sich sklavisch anpassen. Es sind die,
die Bedingungen als Chancen nutzen und das Spiel führen. Wie der
Pokerspieler, der im Pokerface des Gegenübers lesen kann und entsprechend seine Karten spielt. Haben Sie
Ihre Karten gemischt?
Sich einstellen – nicht sich
verstellen
Wie begegnen Sie geschickt einer Person, die sich der Tradition verschrieben hat? Am besten mit
Distanz. Überfordern Sie sie nicht mit Gefühlsausbrüchen, üben Sie
sich in Zurückhaltung: »Das ist ja total cool, dass Sie schon hier
sind.« Nein. Eher: »Das ist eine gute Gelegenheit, mich mit Ihnen
auszutauschen.« – »Da haste jetzt aber Muffensausen, was?« Nein.
Lieber: »Du hast für das Gespräch mit dem Chef bestimmt alle
Unterlagen vorbereitet.« Keine Charme-Attacke, keine Superlative,
schon gar nicht in der Umgangssprache: »Supi, ey, ist ja klasse!« –
Diese Sprache versteht der Traditionelle nicht. Fakten, Fakten, Fakten
sind seine Sache. Beschränken Sie sich darauf; und: Berichten Sie von
Ihren Erfahrungen.
Der Lockere erhofft sich von Ihnen das Dauersignal: Ich mag dich. Da Sie ihn als
Kunden oder Kollegen nicht ständig umarmen können, beschränken Sie
sich auf Lächeln, Lachen, schnelle, verbindende Bewegungen. Hier und
da ein kleiner Klaps – gut, nicht unbedingt beim Vorstand, doch der
zieht im Job ja selten die lockere Karte. »Hallo, ich möchte mich nett
unterhalten, da bin ich hier doch richtig, oder?« – »Toll, das müssen
Sie mir mal erzählen! Können wir uns vorher zusammen noch schnell die
Akte angucken?« Alles, was ihn nicht festnagelt, hört er gern. Tun Sie
ihm den Gefallen, treiben Sie ihn nicht durch gezielte Detailfragen in
die Enge. Unterhalten Sie ihn lieber mit einer kleinen Anekdote, einer
lustigen, klar doch. Und bitten Sie ihn, was Nettes zu
erzählen.
Natürliche möchten um Rat oder Hilfe gebeten werden, am liebsten um beides.
Formulieren Sie eine Bitte in weichen Worten: »Wäre es Ihnen recht,
wenn ich mich zu Ihnen setzte?« Oder: »Hätten Sie eine Idee für mich?«
Vorsichtige Wendungen mit »würde« und »wäre« hört er gern. Erfüllt er
Ihnen eine Bitte? Das Zauberwort nicht vergessen: »Danke.« Eine
weiche, offene Geste dazu öffnet das Herz des Natürlichen. Nur ja
nicht durch Drängeln ein schlechtes Gewissen machen! Lassen Sie sich
und ihm Zeit, hören Sie ihm gut zu. Nicken. Lächeln. Erläutern Sie,
was Ihnen wichtig ist, selbst beim Smalltalk in der Kaffeeküche.
»Wusstest du
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