Knigge fuer Individualisten
Teeküche
aufräumen, Post holen, usw. Das macht Sie zu einem angenehmen Kollegen, hebt
aber auf Dauer nicht gerade Ihren Status. Sie dürfen sich ruhig mal
ungeschickt an- oder einfach dumm stellen.
GEGEN
SCHIKANEN IST EIN KRAUT GEWACHSEN: sich wehren
Wo es menschelt, sind leider auch negative Gefühle
nicht weit. Fühlen Sie sich im Job schikaniert oder sogar gemobbt?
Prüfen Sie, ob die Kritik der Kollegen nicht doch berechtigt ist. Wenn
nein: Holen Sie sich Hilfe, sofort. Nicht bei Freunden, sondern bei
Fachleuten: beim Betriebsrat, bei der Gewerkschaft, bei einer
Rechtsberatung, im Internet ( > ).
Als Traditioneller gründen Sie Ihr Handeln auf Ihre Erfahrung. Die
haben Sie im neuen Job noch nicht. Sammeln Sie die für Sie wichtigen Details
und Fakten. Machen Sie sich Notizen. Arbeiten Sie diese notfalls am
Feierabend durch. Und trauern Sie nicht Ihrer alten Stelle nach: Es hat
einen Grund für den Wechsel gegeben.
Liebe im Büro: wenn es Sie erwischt
hat
Je mehr die Menschen arbeiten, desto mehr wird der
Arbeitsplatz zur Kontaktbörse. Für den Fall, dass »es funkt«, rät die
Etikette:
Gehen Sie diskret vor, besonders wenn Sie
offiziell anderweitig gebunden sind.
Im Ernstfall wechselt einer der Partner
die Abteilung.
Damen und Herren der
alten Schule fällt Contenance nicht schwer. Von ihrer Disziplin
kann so mancher lernen, der sein Herz im Team verlor. Wundern Sie sich aber
nicht über Irritationen, wenn Sie – für die Kollegen unvermittelt – Ihre
Hochzeit ankündigen.
Manche Kollegen begleiten eine Paarbildung mit Freude oder
Verständnis, andere mit Neugier, Eifersucht oder Entrüstung; für die Natürlichen ist jedes Gefühl
menschlich. Setzen Sie sich aber den Emotionen der Kollegen nicht unnötig
aus. Schützen Sie Ihre Intimsphäre. Begründen Sie später, warum Sie sich mit
Informationen aus der Beziehungskiste zurückgehalten haben.
Das gilt auch für Lockere. Es macht Ihnen ja nichts, wenn man über Sie spricht.
Doch ob es wirklich förderlich für Ihren Ruf und Ihren Status ist, wenn
immer wieder andere Kolleginnen auf Ihrem Schoß sitzen? Warten Sie bis zur
Mittagspause im Park.
Ach was, winken die Dynamischen ab: »No risk, no
fun.« Verliebtheit macht Sie aber vollends blind für Signale
Ihrer Umgebung. Wollen Sie Karriere machen? Halten Sie sich mit heißen
Küssen (anders küssen Sie ja bestimmt nicht) im Büro zurück.
Feste feiern, ohne umzufallen
»Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe / Bereit zum
Abschied sein und Neubeginne.« Das stimmt zwar, doch was hilft es, wenn die
Kollegen bei Ihrer Verabschiedung Hermann Hesses Gedicht »Stufen« zitieren?
Scheiden tut nun mal weh. Generell sind Feste – hoffentlich – mit Emotionen
verbunden. Damit aber niemanden seine Gefühle völlig übermannen, gibt man
ihnen eine Struktur: Ob Beförderung, runder Geburtstag, Jubiläum oder
Abschied – gut organisiert ist bestens gefeiert.
Für Top-Führungskräfte werden Feste von der Firma
ausgerichtet; da bleiben Sie nur mit Ihrer Rede ( > ) in Erinnerung. Bitten Sie jedoch selbst zur Feier, laden
Sie am besten jeden Gast persönlich ein; vom Aushang am Schwarzen Brett
fühlt sich kaum jemand angesprochen. Ob Sie Champagner mit Kaviar oder
selbst gebackenen Kuchen servieren, hängt von den Gebräuchen in Ihrer
Abteilung ab – und natürlich von Ihrem Geldbeutel.
Wenn Sie als Lockerer im Abteilungskühlschrank drei Flaschen Sekt mit dem Hinweis deponieren »Bin
Vater geworden. Prost! Karsten«, riskieren Sie erst gar nicht, dass die
Emotionen im Kollegenkreis überborden. Doch würde Ihnen ein mit Bussi
überreichter Strampler nicht mehr Freude machen als das auf einen Zettel
gekritzelte »Danke«? Also kein Aufheben, aber wenigstens ein
Umtrunk.
Als Dynamische haben
Sie weder Zeit zum Organisieren einer Party noch den Kopf dafür frei. Buchen
Sie einen Caterer, statt Wein aus Pappbechern zu servieren. Von Ihnen wird
eine peppige Rede erwartet. Nennen Sie die Vertreter der Geschäftsleitung in
der korrekten Reihenfolge; so viel Zeit muss sein. Trumpfen Sie nicht auf,
lassen Sie andere von Ihren Heldentaten berichten.
Ein von Traditionellen gestaltetes Fest läuft wie am Schnürchen: Die
Einladung ist formvollendet, die Getränke sind kühl, die Speisen selbst bei
kleinem Budget delikat und fachmännisch dekoriert. Machen Sie aus Ihrem
Herzen keine Mördergrube:
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