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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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nicht weitergehen.«
    »Erst mal in Ruhe essen«, sage ich. »Es gibt auch noch einen köstlichen Nachtisch, Frau Kerschenbach, extra für diesen Tag kreiert. Heiße Feigen in Portwein mit Balsamico und Pistazieneis. Danach empfehle ich einen Verdauungsspaziergang, vielleicht entlang der Höckerlinie und der Bunker?«
    Frieda Kerschenbach schüttelt den Kopf. »Das interessiert hier doch keinen. Außerdem sind die meisten nicht so gut zu Fuß.«
    »Frau Klein?«, ruft ein Mann vom Nachbartisch. Ich drehe mich um.
    »Wir haben eine Frage, aber wir möchten Sie nicht belästigen, ich meine …«
    Ich sehe, dass er seinen falschen Hasen kaum angerührt hat.
    »Schmeckt es Ihnen nicht?«, frage ich so liebenswert wie möglich. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen …«
    »Nein, nein, es ist wie immer vorzüglich.« Er greift zur Gabel.
    »Es geht nicht ums Essen«, vermittelt Konrad Meissner, dessen Nase zum Glück jetzt nicht mehr blutet. »Es geht um die Knochen von letzter Woche.«
    »Die sind weg.«
    »Nichts ist weg«, meldet sich Gudrun, die gerade Wein nachschenkt. »Wer will noch Nachschlag?«
    »Eierlikör«, ruft eine Frau.
    »Alle wollen gern die Stelle sehen«, sagt Konrad Meissner.
    »Welche Stelle?«
    »Wo die Knochen …«
    »Jetzt gehst du aber wirklich zu weit, Konrad!«, schimpft Frieda Kerschenbach. »Merkst du nicht, was du Frau Klein da zumutest?«
    Sie spricht mir aus dem Herzen. Nicht einmal ich bin so korrumpiert, dass ich um des guten Geschäftes willen wildfremde Leute in meinem Wohnzimmer das Loch in der Wand anstarren lassen würde, wo die Knochen des Bruders von Herrn Perings gefunden wurden.
    »Kein Nachschlag«, murmelt Gudrun. »Umso besser. Regine ist nämlich auch weg.«
    »Entschuldigung«, sage ich zu Frieda Kerschenbach und stehe auf. Ich muss mich um meinen Betrieb kümmern.
    »Wie weg?«, fahre ich Gudrun an. »Die ist doch nicht etwa auch im Krankenwagen mitgefahren?«
    Gudrun schüttelt den Kopf.
    »Nein, nein, da war sie noch da. Und dann plötzlich weg. Wahrscheinlich ist sie auf ihren hohen Schuhen umgeknickt und holt sich jetzt bequemere.«
    Ein Raunen geht durch den Raum. Ich blicke zur Tür.
    »Da ist sie ja!«, sage ich zu Gudrun. »In Joggingschuhen. Aber was will sie mit der Gans?«
    Regine hält Nicolina im Arm.
    »So frisch muss mein Gänsebraten nicht sein«, höre ich jemanden sagen.
    »Versteht hier jemand was von Gänsen?«, ruft Regine in den Saal. »Das ist meine Nicolina. Sie ist krank.«
    Ich sinke sofort wieder auf den Stuhl neben Frieda Kerschenbach. Die Gans, die hinter meinem Haus lebt und da von Regine versorgt wird, hat mich bisher herzlich wenig interessiert. Daran konnten auch Geschichten über den Mann, den seine Gänse begleiteten, wenn er sich im Leichtflieger in die Lüfte schwang, ebenso wenig ändern wie die über das Schwimmen mit Gänsen im Forellenweiher.
    »Hier sind doch Landwirte, oder?«, fragt Regine. »Nicolina frisst seit zwei Tagen nichts, trinkt und schläft viel und wird irgendwie immer schwächer. Was hat sie?«
    Die Gans, die uns vor zwei Wochen noch terrorisiert hat, wirkt in der Tat schlachtreif. Sie lässt teilnahmslos den Kopf hängen.
    »Das werden wir gleich haben.« Konrad Meissner tritt auf Regine zu, sieht die Gans prüfend an und erklärt: »Wurmbefall.«
    Zustimmendes Gemurmel.
    Konrad Meissner streichelt mit einer Hand die Gans, mit der anderen Regines Schulter und empfiehlt ihr lautstark, sofort mit der Wurmkur anzufangen.
    Guten Appetit. Würmer im Restaurant! Und jetzt versucht Konrad Meissner auch noch, das Hinterteil der Gans anzuheben. Ganz nahe bei unserem runden Tisch. Nicht auszudenken, wenn jetzt etwas aus der Gans heraus und auf den falschen Hasen fällt! Ich springe auf.
    »Lassen Sie sofort die Gans los!«
    »Entschuldigung«, sagt Meissner. »Ich wollte nur nachschauen, ob es vielleicht ein Ganter ist.«
    »Oh ja, tun Sie das«, jubelt Regine. »Wir haben das bis jetzt noch nicht herausgefunden.«
    »Ist bei diesen Tieren für den Laien ja auch nicht einfach festzustellen.«
    Ich klopfe Konrad Meissner auf den Arm. Er lässt die Gans los und schenkt mir ein besonders weißes Strahlen. Entweder hat er sich in der vergangenen Woche ein neues Gebiss zugelegt oder sich das alte bleichen lassen.
    »Das Männchen«, doziert er, »hat rechts und links an den Innenbeinen …« Er weist auf die Stelle an seinem eigenen Körper. »… Fettpolster, während das Weibchen …« Er streckt die Hände wieder nach mir aus,

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