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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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aber ich trete einen Schritt zurück. »… einen kugelrunden Bauch hat.« Er starrt auf meinen Bauch. »Das macht sie nicht nur für den Ganter attraktiv, sondern ist auch nützlich, weil sie darin ihre Eier trägt.«
    Wenigstens das kann er von mir nicht erwarten. Ich fordere Regine auf, die Gans augenblicklich zu unserer Tierärztin Sarah um die Ecke nach Ormont zu bringen. Bloß raus mit dem verwurmten Tier!
    Und dann stürze ich in die Küche. Niemand kann so gut unter Druck arbeiten wie Gudrun und David, aber jetzt muss ich sie entlasten. Was Marcel bereits tut. Er dekoriert gerade sorgsam Feigen-Pistazieneis-Teller mit Minzblättern. Frau Kerschenbach hat recht; seine Beine sind wirklich schön. Käme die Frau jetzt in die Küche, könnte sie die Haare auf seiner Brust zählen. Denn außer seinen Boxershorts trägt der belgische Polizeiinspektor nichts.
    »Da waren auch Flecken auf dem Hemd«, sagt er, ohne sich umzudrehen. »Ich habe sie rausgewaschen und alles in den Trockner gesteckt. Wird bald fertig sein. Dann fahre ich nach Prüm ins Krankenhaus und hole den Hermann ab. Sieht doch hübsch aus, n’est-ce pas ?«
    Er hebt einen Teller und wendet sich mir zu.
    »Sehr hübsch«, sage ich verloren.
    Am liebsten würde ich weinen. Da muss erst ein lästiger Gast Kaffee verschütten, damit der Mann, den ich liebe, seine Uniform auszieht. Wann habe ich ihn das letzte Mal von Klamotten befreit gesehen? Wann haben wir zuletzt Zeit füreinander und Lust aufeinander gehabt?
    In der Nacht vor dem Knochenfund.
    Ich hatte da von künftigem romantischen Kaminfeuer gesprochen, und Marcel hatte mich allen Ernstes gefragt, ob ich ein schönes Fell davorlegen wolle. Schließlich habe er gute Verbindungen zu belgischen Jägern.
    »Da kommt nichts hin, was mal geblutet hat«, habe ich geantwortet, und am nächsten Tag zeugten an jener Stelle graue Knochen von einer viel entsetzlicheren Bluttat. Hätte ich mich mit meinem alten Kaminofen zufriedengegeben, wären aus dem Kehricht keine Knochen auferstanden und wir alle glücklich geblieben. Nein, nicht alle. Jakob Perings hätte nie erfahren, wie sein armer Bruder an sein Ende gekommen ist. Aber ist es ein Segen, dass er es jetzt weiß? Wo der liebenswerte alte Herr nahe dem Tatort doch beinah selbst das Zeitliche gesegnet hätte, quasi als Spätfolge des Mordes? Ach, wäre ich doch nie auf die Idee gekommen, einen Kamin bauen zu lassen!
    Marcel stellt den Teller ab und nimmt mich in die Arme.
    »Du hältst dich tapfer, mein Mädchen.«
    Einen Augenblick lang koste ich die wunderbare Körperwärme aus, schmiege mich an den schmalen Leib, nähere meinen Mund seinem Schnurrbart und blende alles andere aus.
    »David wird die Leute zum Grenzmarkt fahren!«, ruft Gudrun und bleibt erschrocken stehen. Ich kann es ihr nicht verdenken. Marcel und ich haben noch nie Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit ausgetauscht. Nicht einmal vor unseren Freunden.
    »Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht stören. Macht nur weiter, ihr zwei. Es ist nur, dass wir vierundzwanzig Leute im Restaurant haben und Regine bei der Tierärztin ist …«
    »Schon gut.« Ich löse mich von Marcel und der Vorstellung, dass es für uns in absehbarer Zeit etwas anderes als die Aufklärung eines Mordes in ferner Vergangenheit und eine Restaurantküche für Kaffeefahrer in unmittelbarer Gegenwart geben könnte.
    »Kann er den Bus denn fahren?«
    »Er hat in der Army riesige Lastwagen gefahren«, erklärt Gudrun stolz.
    »Aber er hat keinen Médical gemacht«, erklärt Marcel.
    »Na und?«, sagt Gudrun.
    »Dann darf er den Bus nicht fahren.«
    »Aber es sind doch nur ein paar Meter.«
    »Gesetz ist Gesetz.«
    »Wir sind hier in Deutschland«, mische ich mich ein, »da gelten andere als in Belgien.«
    »Mehr als acht Personen darf David in Deutschland ohne Personenbeförderungsschein nicht transportieren«, beharrt Marcel. »Ich hole jetzt meine Hose.«
    Klar, in Boxershorts leidet die Autorität.
    »Er wird doch nicht die deutschen Kollegen anrufen?«, flüstert Gudrun, als Marcel die Küche verlassen hat.
    »Natürlich nicht.« Obwohl – Marcel ist vieles zuzutrauen. »Vierundzwanzig Leute, sagst du?«
    »Ja.«
    »Dann sind das drei Touren. Ist auch gut fürs Geschäft. Wenn die ersten acht mit dem Nachtisch durch sind, soll David sie zum Kaffeekaufen runterfahren.«
    Im Gastraum teile ich Frieda Kerschenbach unseren Plan mit.
    »Sind Sie einverstanden?«
    »Ich habe noch genug Kaffee. Und ich glaube, dass viele

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