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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Kuss und seufzt: »Es gibt so viele Frauen auf der Welt. Warum muss ich mich ausgerechnet in eine verlieben, die auf Preußin macht, wenn es ihr passt? Und jetzt setz dich wieder hin. Du hast schon genug Schnee geschluckt. Ich werde dein Auto allein befreien.«
    Was dauern wird. Wie alles, wenn die Schnee-Eifel ihrem Namen Ehre macht. Da läuft das Leben gemächlicher ab, weil man sich nur frühzeitig erschöpfen würde, wenn man eine Tätigkeit überstürzte.
    Ich setze mich mit meinem Kaffee ans Fenster, schaue auf die weiße Wüste Belgiens hinaus und sortiere die Informationen, die mir Marcel hat zukommen lassen.
    Hermann hatte diesmal keine normale Kaffeefahrt organisiert, sondern war von sechs Frauen aus Bleialf und Prüm als Chauffeur gebucht worden. Zwei von ihnen hatten in einer Tourismuszeitung ein Preisausschreiben für eine halbtägige Wellnessbehandlung im Meerfelder Hotel Maarblick gewonnen und ihre Freundinnen überredet mitzukommen. Um sich ebenfalls was zu gönnen und somit auch die Fahrtkosten teilen zu können.
    »Eifelbratsch von Kopf bis Fuß«, hatte Marcel erschaudernd von den Schlammbädern berichtet, »und dafür haben die auch noch teuer bezahlt!«
    Gegen dreizehn Uhr hatte Frieda Kerschenbach ihren Bruder angerufen. Sie sei von der Leiter gestürzt, als sie Gardinen zum Waschen hatte abhängen wollen, und könne sich nicht mehr rühren. Hermann telefonierte augenblicklich mit Konrad Meissner, der einen Schlüssel zur Wohnung besaß. Dieser kümmerte sich um den Rettungswagen, der Frieda nach Prüm ins Krankenhaus verfrachtete. Sie hatte sich bei ihrem Sturz die vor einiger Zeit operierte Hüfte geprellt, nichts Schlimmes, aber sie sollte zur Beobachtung noch einen Tag in der Klinik bleiben.
    Die schreckliche Nachricht von Regines Tod erreichte Hermann erst gegen neunzehn Uhr im Krankenhaus, als er seine Wellnesstouristinnen schon längst nach Hause gebracht hatte.
    Regine ist zwischen zwölf und sechzehn Uhr erschlagen worden. Als Hermanns weibliche Fuhre noch im Eifelschlamm des Hotels steckte. Der Reisebus stand nachweislich die ganze Zeit vor dem Etablissement, aber ist Hermann wirklich vier Stunden lang allein in der Gegend herumgelaufen? Seit wann geht ein echter Eifeler spazieren?
    Ich verstehe plötzlich Marcels Unbehagen.
    Hermanns Alibi ist nicht hundertprozentig wasserdicht.

Kapitel 9
    Eifeler Rehkeule
    achtzehn Stunden bei siebzig Grad im Ofen gegart, dazu Bratapfel mit Calvadosrosinen und Mandelknödeln
    »Oh Gott, ist mir schlecht!«
    Der Schritt nach vorn ist zu viel der Anstrengung. Hermann stützt sich am Türrahmen ab und lässt den Kopf hängen, der zu schwer für den Hals geworden ist.
    »Aspirin ist im Bad«, sage ich, kühl den Mann musternd, der meine Flasche Single Malt geleert hat und dessen Alibi ich gründlich anzweifele. Die Morgensonne ist erbarmungslos. Vor allem, wenn der Schnee sie reflektiert. Noch nie hat jemand, der gerade mein Bett verlassen hat, derart verwahrlost ausgesehen, nicht einmal Marcel.
    Aber der zieht sich die Klamotten normalerweise vorher auch aus. Hermann scheint sich nur seiner Schuhe entledigt zu haben. Über die hat sich soeben Linus hergemacht, den Geräuschen im Flur nach zu urteilen. Hermanns bleiches Gesicht ist fast so zerknittert wie das Hemd, das aus der halb offenen Jeans heraushängt. Die struppigen grauen Haare stehen nach allen Seiten ab.
    Aus glasigen blutunterlaufenen Augen blickt er mich an und schüttelt in Zeitlupentempo den Kopf.
    »Kein Aspirin. Asthma.«
    »Habe ich nicht.«
    »Ich aber.«
    Ich verstehe. Asthmatiker vertragen offenbar kein Aspirin. Eine interessante Information, aber von ihm hätte ich jetzt gern andere.
    »Tee?«, frage ich und stehe auf.
    »Bitte«, flüstert er, schlurft an den Tisch, sinkt auf einem Stuhl zusammen und streckt die Beine aus. Die leere Whiskyflasche fällt um und rollt klirrend über den Steinboden.
    »Tschuldigung.« Er bückt sich, hebt die Ursache seines morgendlichen Elends auf, schüttelt sie fassungslos und murmelt: »Ganz leer …«
    »Mehr habe ich nicht. Das war ein sehr teurer Whisky.«
    »Was?«, fragt er unsicher.
    Zum Glück ist meine Bemerkung wohl im Rauschen des Wasserkochers untergegangen. Im Zweifel für den Angeklagten. Zu dem er sich wegen seines löchrigen Alibis für mich zwar soeben qualifiziert hat, aber ansonsten kann ich keinen schlüssigen Grund für Hermanns Täterschaft anführen.
    Fest steht nur, dass die Frau, die er liebte und hatte heiraten wollen,

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