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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Gudrun und David. Aber warum hat Regine dir nichts von ihren Plänen erzählt?«
    »Keiner hat mir in den letzten Wochen was erzählt.«
    »Wenn sie wirklich so glücklich mit Hermann war, hätte sie das doch sicher mit ihren Freunden teilen wollen. Gudrun und David haben auf stur geschaltet. Da wäre es doch logisch, dass sie sich dir anvertraut, oder?«
    Ich hebe die Schultern.
    »Sie ist in letzter Zeit öfter zu spät gekommen. Und da war ich mit ihr auch nicht gerade die personifizierte Geduld. Vor allem, wenn sie als Ausrede diese dumme Gans angeführt hat. Wo mich das Vieh sowieso genervt hat.«
    »Warum? Regine hat dir doch die ganze Arbeit mit dem Tier abgeholt.«
    »Eigentlich hat mich mehr genervt, dass sie wegen Nicolina in meinem Haus ein und aus gegangen ist, immer dann, wenn es ihr gerade passte.«
    »Aber sie ist doch nur durch die Hintertür rein- und rausgegangen, um Futter, Medizin oder was weiß ich aus der alten Melkküche zu holen. Oder ist sie irgendwann plötzlich in deiner Küche oder deinem Wohnzimmer aufgetaucht?«
    »Nein. Hätte sie aber tun können. Du weißt, wie sehr ich meine Privatsphäre schätze.«
    Wieder erfasst mich der Gedanke, dass auch ich nicht ganz unschuldig an der unerfreulichen Atmosphäre der vergangenen Wochen gewesen sein könnte. Nicht ein einziges Mal hatte ich Regine zu mir hereingebeten. Nur letzte Woche eine ziemlich offizielle Einladung zur Teestunde ausgesprochen. Mit Freunden geht man anders um.
    Erwin schläft jetzt auf dem Sofa, auf dem ich gesessen und Hermann das Du angeboten habe. Frieda duzt uns bereits alle, aber weder Regine noch ich würden auf die Idee kommen, dies bei einer so viel älteren und dadurch Respekt gebietenden Person zu erwidern. Es fällt mir ja immer noch schwer, den alten Herrn Perings so vertraulich anzureden.
    »Habt Ihr warm genug, Frieda?«, hatte Regine völlig unbekümmert Zuflucht zur altmodischen Eifeler Hybridanrede genommen und Hermanns Schwester die Mohairdecke umgelegt. Mir will es immer noch nicht über die Lippen kommen, einen einzigen Menschen mit Ihr und Euch anzureden. Ich hätte Angst, mein Gegenüber damit der Schizophrenie zu verdächtigen. Vielleicht leistet diese in der Eifel so gebräuchliche Anrede tatsächlich einer Wahrnehmungspsychose Vorschub. Wer seid Ihr, und wenn ja, wie viele? Mir fährt ein Riesenschreck in die Glieder. Wie viele ist jeder meiner Freunde wirklich? Leidet etwa einer von ihnen unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung? Traumatische Erfahrungen haben schließlich alle gemacht. Vielleicht hat einer als ein anderer Regine erschlagen? Dr. Jekyll und Mr. Hyde in der Nähe der Kyll? Was für ein ungeheuerlicher Gedanke! Der den innerlichen Abstand zu meinen Freunden so unzulässig vergrößert, dass ich mir augenblicklich vornehme, mich künftig ebenfalls aufs Ihrzen zu verlegen. Was haltet Ihr von einer neuen Matratze, Jakob?
    Marcel schaut auf die Uhr.
    » Delhaize hat jetzt auf«, sagt er. Wie alle deutschsprachigen Belgier betont er den französischen Namen des Ardenner Grenzmarktes auf der ersten Silbe, während er die zweite fast verschluckt. Mir geht diese Aussprache gegen den Strich, aber der Texaner David liebt es, mal eben in Dallas shoppen zu gehen. Wie Marcel jetzt.
    »Ich geh uns was zum Frühstücken kaufen. Hermann wird was Kräftiges brauchen können, wenn er aufwacht. Und wie ich dich kenne, ist dein Hunger größer als die Auswahl, die dein Kühlschrank hier hergibt. Was hältst du von belgischer Reistorte?«
    Ich nicke, stehe auf und blicke in meinen fast leeren Privatkühlschrank. »Möchte ich aber ein wenig anreichern. Speck ist noch da. Bring uns bitte ein paar von den platten Pfirsichen mit und Mandelsplitter, Schlagsahne. Ja, und uralten holländischen Gouda, du weißt schon, diesen herben Bröckelkäse, den man drüberraspeln kann«, sage ich. »Dann ist der belgische Reiskuchen perfekt.«
    »Natürlich. Purer belgischer Reisfladen allein ist dir zu langweilig.« Er schüttelt den Kopf. »Kann ich mir dein Auto leihen?«
    »Wo ist denn eures?«
    »Dauert zu lange, bis ich es aus dem Feld hinter der Einkehr freigeschöppt habe …«
    »Du hast es in Deutschland abgestellt?« Ich erhebe mich.
    »Vorübergehend geparkt. Dürfen wir, wenn Gefahr im Verzug ist.«
    »Darfst du als belgischer Polizist überhaupt ein Auto fahren, das mir in Deutschland nur probehalber zur Verfügung gestellt worden ist?«, frage ich.
    Er beugt sich zu mir hin, versetzt mir einen raschen

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