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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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vor nicht einmal einem Tag brutal ermordet worden ist. Sollte er an ihrem Tod unschuldig sein, müsste ich ihm aus ganzem Herzen jeden verfügbaren Whisky in meinem Haus gönnen und ihm keine spitzen Bemerkungen, sondern all mein Mitgefühl zukommen lassen. Ein Frühstück auch, aber damit müssen wir warten, bis Marcel zurückgekehrt ist.
    »Ach, Hermann«, sage ich, als ich die Teekanne mit kochendem Wasser ausspüle. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    Also schütte ich sehr konzentriert dampfendes Wasser ins Teesieb mit den Early-Morning-Tea-Blättern.
    »Normalerweise trinke ich nicht.«
    »Ich weiß.« Ich stelle die Teekanne vor ihn auf den Tisch. »Aber das ist jetzt nicht normalerweise, Hermann. Es ist einfach nur furchtbar.«
    »Ja.«
    Er hebt den Kopf und blickt an mir vorbei aus dem Fenster. »Winter. So wie in mir drinnen. Alles kalt, alles stumm, leere Landschaft, ein Leichentuch. Gestern war noch alles grün. Da war noch Leben.«
    Und du warst die ganze Zeit in Meerfeld? Aber die Frage stelle ich jetzt natürlich nicht.
    »Regine war voller Leben«, sage ich.
    »Sie war mein Leben. Auch wenn wir uns nur kurz kannten.«
    Mit zitternden Händen greift er zur Teekanne.
    »Was ist schon Zeit?«, sage ich hilflos und bin sehr dankbar, als ich eine Autotür vor meinem Haus zuschlagen höre. Mit Trauer kann ich nicht gut umgehen. »Marcel hat uns Frühstück geholt.«
    Nicht nur Reistorte und die gewünschten Zutaten, sondern auch einen in Folie eingeschweißten Matjeshering.
    »Damit dein Salzhaushalt wieder in Ordnung kommt«, sagt er zu Hermann. »So ein extrem teurer Quarter Cask Single Malt ist nämlich nicht ganz ohne.«
    »Ein was?«, fragt Hermann verwirrt.
    »Der Brand von gestern«, erläutert Marcel. »Übrigens geht mir dein Urknall nicht aus dem Sinn.«
    »Sein was?«, frage ich, jetzt meinerseits verwirrt.
    »Der Urknall«, murmelt Hermann. »Den habe ich gestern besichtigt.«
    »Dafür ist Meerfeld in der Eifel weltberühmt«, sagt Marcel. »Eine Plastik, die den Urknall darstellt. Hermann hat die Inschrift auswendig gelernt. Und konnte sie sogar nach einer Flasche Whisky noch aufsagen.«
    Ich blicke ihn erwartungsvoll an.
    »Am Anfang war die Welt nur so groß wie ein Gedanke«, sagt Hermann.
    Marcel nickt.
    »Genau. Darüber habe ich nachgedacht, Katja. Am Anfang steht doch immer ein Gedanke. Wie der, dass ich jetzt Kaffee brauche. Noch jemand?«
    Ich winke ab.
    Ist Hermann etwa an dieser Urknall-Plastik der Gedanke gekommen, die Zeit bis zur Abfahrt der Schlammbaderinnen zu nutzen, um Regine in mein Haus zu locken und dort zu ermorden? Weil es zwischen ihnen zu ernsthaften Unstimmigkeiten gekommen ist? Aber mit welchem Verkehrsmittel ist er dann auf die Kehr und zurück nach Meerfeld gelangt? Vielleicht im Wagen eines auswärtigen Urlaubers? Hin vielleicht, aber zurück? Selbst wenn er die Sache von langer Hand geplant und irgendwo in Meerfeld einen Wagen deponiert hätte, wären für Hin- und Rückfahrt mindestens zwei Stunden vonnöten gewesen. Und wie soll er es dann auch noch geschafft haben, Regine einzuwickeln und alles so gründlich zu putzen?
    »Der Urknall, also«, sage ich, sehr bemüht, mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen. »Interessant. Was hast du denn sonst noch so alles in Meerfeld besichtigt, Hermann?«
    »Da gibt es doch nix«, antwortet er dumpf. »Außer dem Kosmosradweg. Den bin ich ein ganzes Stück weit abgelaufen. Was sollte ich denn sonst da tun? Immer nur Kuchen essen und Tee trinken geht auch nicht.« Seiner Brust entringt sich ein tiefer Seufzer. »Ich weiß ja, dass mich Marcel verdächtigt, aber du jetzt auch, Katja?«
    »Niemand verdächtigt dich«, sagen Marcel und ich wie aus einem Mund, was die Sache nicht besser macht.
    »Jetzt wird erst mal gefrühstückt.« Ich beginne, die Mitbringsel von Marcel auszupacken und die Pfirsiche zu entsteinen.
    Hermann schüttelt den Kopf.
    »Ich werde keinen Bissen runterkriegen. Musst du heute nicht arbeiten, Marcel?«
    Tut er ja gerade , denke ich, sage aber nichts.
    »Warum?«, fragt Marcel.
    »Weil ich eine Aussage machen möchte. Nicht hier. Ganz offiziell. In deinem Büro.«
    »Mist!«, schreie ich und spucke die Reste des Pfirsichkerns aus, den ich mir vor Schreck in den Mund gesteckt und zerbissen habe.
    »Wenn du ein Geständnis ablegen willst, kannst du vorher …«, beginnt Marcel sein Salduz-Gesetz-Sprüchlein aufzusagen, aber Hermann schüttelt heftig den Kopf.
    »Nein. Das ist es nicht.«
    Er

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