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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mit seinem Oberkörper schnellte er hoch, redete aber nicht mehr weiter, weil er sich verschluckt hatte. Tommy kümmerte sich nicht um ihn. Er blickte hoch zum bleichen Auge des Mondes. Der Sage nach gehörten der Erdtrabant und die Vampire untrennbar zusammen. Noch war alles Theorie, aber Tommy hatte sein Buch sehr genau gelesen.
    Diesmal fiel sein hintergründiges Lächeln Blue Boy auf. »Worüber denkst du nach?« fragte er.
    »Ich freue mich, dass wir es geschafft haben.«
    »Das glaube ich dir sogar. Mir gefällt dein Lachen trotzdem nicht. Verheimlichst du uns etwas?«
    »Nein.«
    »Das möchte ich dir auch nicht geraten haben.«
    »Was ist los?« fragte Killing Star.
    »Nichts, tanz weiter!« sagte Blue Boy. Er hatte seine Hände um die angewinkelten Beine geschlungen und schaute auf die viereckige Öffnung. »Da müssen wir also runter«, sagte er.
    Tommy nickte.
    »Ich aber nicht«, sagte Killing Star.
    »An dich hatte ich auch nicht gedacht«, erklärte Moore. »Ich werde den Schädel holen.«
    »Hast du eine Leiter, oder willst du schweben?«
    »Nichts von beiden. Ich habe das Seil mitgenommen. Ihr braucht mich nur festzuhalten.«
    Killing Star lachte rauh. »Und wenn wir dich plötzlich loslassen, du kleine Ratte?«
    »Bekommt ihr den Kopf nie.«
    Killing Star kletterte aus der Grube. »Weißt du, worauf ich mich freue, Tommy-Boy?«
    »Nein.«
    Er streckte den Arm aus. »Darauf, dass du uns reinlegen und den Schädel für dich behalten willst. Dann schmeiße ich dich nämlich höchstpersönlich in das Loch, wo du verrecken kannst. Vielleicht kommen in hundert Jahren mal wieder Leute, die hier buddeln und ebenfalls Knochen sammeln. Wenn es deinen Laden dann noch gibt, stehst du vielleicht selbst als halbes Gerippe darin zum Verkauf.«
    Tommy stand auf. »Du könntest Engländer sein.«
    »Wieso?«
    »Dein Humor ist hervorragend.«
    »Das habe ich ernst gemeint.«
    Tommy ging und hob das Seil auf. »Ich bestreite es auch nicht.« Ohne sich noch weiter um die beiden zu kümmern, wickelte er es auf, schlang es um seine Hüften und ließ es auch gleichzeitig unter den Achselhöhlen herlaufen. Er wollte das Höchstmaß an Sicherheit haben, das er bekommen konnte. Die Ränder der Grube waren glücklicherweise sehr weich. Kein Stein würde das Seil aufscheuern.
    »Und so willst du runter?« fragte Blue Boy.
    »Wenn ihr mich haltet.«
    »Okay.«
    »Ich muss mir das noch überlegen«, meldete sich Killing Star und wurde von seinem Kumpan hart angefahren, diesen Unsinn endlich zu lassen. Tommy kümmerte sich nicht um das Gerede. Er hockte bereits am Rand der viereckigen Öffnung. Seine Füße baumelten schon in die dunkle Tiefe des Höllenschachts. Er roch die verbrauchte Luft, die aus dem senkrechten Stollen hoch drang.
    »Habt ihr das Seil fest?« fragte er und drehte den Kopf.
    »Noch nicht ganz.« Jackson war dabei, es um einen Baumstamm zu wickeln. Da Tommy sich am liebsten auf sich selbst verließ, ging er hin und kontrollierte. Die Knoten waren ihm nicht sicher genug. Er machte noch einen dazu.
    »Jetzt ist es okay«, sagte er.
    Das Seil war sehr lang. Der größte Teil lag noch aufgewickelt im dünnen Gras. Wieder setzte sich Tommy an den Rand. Hinter ihm standen Killing Star und Blue Boy Jackson. Sie hatten das Seil um ihre Gelenke gewickelt, trugen jetzt auch dicke Handschuhe und warteten auf Tommys Sprung.
    Moore drehte sich, rutschte über die Kante - und fiel in die Tiefe!
    Plötzlich hatte er Angst. Dieser erste Fall führte bei ihm fast zu einem Herzstillstand, aber es dauerte nur eine Sekunde, dann straffte sich das Seil, und Tommy hing über der gähnenden Tiefe.
    Aus der Geschichte wusste er, dass der Schacht ungefähr zwanzig Fuß tief war. Das entsprach einer Länge von rund sieben Metern. Keine weite Strecke. Wer sie aber hinabfiel, hatte kaum eine Überlebenschance. Tommy Moore hing nicht ruhig. Er pendelte leicht und schlug mit den Knien gegen den inneren Schachtrand. Über sich sah er das straff gespannte Seil.
    »Alles klar?« fragte Blue Boy. Seine Stimme klang wegen der Anstrengung gepresst.
    »Ja.«
    »Wenn wir dich jetzt loslassen, hat es dich gegeben…«
    »Halt dein Maul!« Jackson regte sich auf. »Wir lassen jetzt Seil nach, okay?«
    »Macht das.«
    Ruckweise glitt Tommy Moore an der Schachtwand entlang in das dunkle Maul des Höllenschachts. Wohl fühlte er sich nicht. Das Seil presste sich durch seine Kleidung gegen die Haut und quetschte sie. Moores Gesicht war verzerrt. Er

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