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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schicht aus dicken, grauen Wolken. Die Sicht war gut, klar und rein. Kein Dunst verwehrte den Blick. Regenklar nannte man so etwas. Weit geschwungene Hügelketten ließen es zu, dass sich breite, schüsselartige Täler hatten bilden können. Wege schlängelten sich wie graue Bänder durch die Landschaft. Die Orte wirkten sauber. An manchen schien die Zeit vorbeigelaufen zu sein. Tommy Moore orientierte sich anhand der Karte. Er musste die offizielle Straße sehr bald verlassen, um in das Gelände hineinzufahren. In seinem Buch war die Stelle genau angegeben worden, wo er den Vampirkopf finden konnte.
    Der Ort war mit dem Begriff Höllenmaul umschrieben worden. Eine Schlucht oder ein Tal, so genau wusste Tommy es auch nicht. Die Abzweigung fand er sofort.
    Auf einem feuchten Weg rollte der Wagen weiter. Vorbei an Waldrändern und breiten Wiesen. Sie ließen die Landschaft aussehen wie ein grünes Wellenmeer.
    Menschen begegneten ihnen nicht. Nur einmal sahen sie einen Bauern, der mit dem Traktor über seine Felder fuhr. Ansonsten hielt sie die Natur umfangen, die ihr Gesicht änderte und einen düsteren Touch bekam. Der Weg führte in die Höhe. Wie sich ein breiter Hosenträger über einen Bauch spannte, so folgte er dem Verlauf eines Hügelhangs. Vor ihnen öffnete sich der Wald. Noch besaßen die Bäume keine Blätter, dennoch wurde es leicht dämmrig.
    »Und hier soll es sein?« fragte Blue Boy Jackson.
    »Ja.«
    »Der führt uns in die Irre«, meldete sich Killing Star.
    »Du kannst ja aussteigen, wenn du keine Lust mehr hast«, erklärte Tommy kalt.
    »Das hättest du wohl gern, wie? Vergiss nicht, dass wir den Vampirschädel haben wollten. Du bist nur unser Führer, mehr nicht. Danach kannst du dich richten.«
    Tommy schwieg. Keiner der beiden New Yorker sah das schmale wissende Lächeln auf seinen Lippen. Die Typen hinter ihm würden sich wundern, und das nicht zu knapp.
    Manchmal wurde der Weg so eng, dass Zweige über die Karosserie kratzten. Ihre Spitzen schlugen auch gegen die Scheiben oder tanzten vor ihnen wie lange, kahle Arme. Noch einmal wurde es steil. Der Geländewagen kroch hoch. Seine Reifen wühlten den noch regenfeuchten Boden auf, aber das Fahrzeug hielt gut durch. Nach einer sehr engen Kurve sahen sie endlich ihr Ziel. Die alte Stätte lag tatsächlich auf dem Hügelkamm. Mauerreste waren von hohem Unkraut überwuchert. Nur an einigen Stellen schimmerten sie durch. Tommy Moore hielt an.
    »Sind wir da?« fragte Killing Star überflüssigerweise.
    »Ja, ihr könnt aussteigen.«
    »Und du hast dich nicht vertan?«
    Moore gab keine Antwort. Es war ihm einfach zu blöd. Zudem hatte er den Wagen bereits verlassen.
    Wer sich mit Dingen beschäftigte wie Tommy, der entwickelte im Laufe der Zeit eine gewisse Sensibilität seiner Umwelt gegenüber. So merkte der junge Mann genau, dass dies ein besonderer Flecken Erde war. Es lag an der Stille, die wie eine große, unsichtbare Glocke wirkte. Im Frühling waren die Vögel längst zurückgekehrt. Sie zwitscherten und freuten sich über die Wärme, aber an dieser Stelle hielten sie sich völlig zurück. Nichts war zu hören.
    Das fiel sogar den beiden New Yorkern auf. Blue Boy Jackson schaute sich um. »Verdammt still hier, nicht?«
    »Sicher.«
    »Und weshalb?«
    »Wir befinden uns an einem verfluchten Ort«, erklärte Tommy Moore sehr ernst.
    Killing Star begann zu lachen. »Das darf doch nicht wahr sein. Wieso an einem verfluchten Ort?«
    »Die Legende berichtet davon«, erklärte Tommy. »Ich habe es genau nachlesen können.«
    »Wie fein für dich. Wo ist denn der Schädel?« Killing Star hatte sich breitbeinig aufgebaut und die Hacken seiner Turnschuhe in den weichen Boden gestemmt. Seine Haltung wirkte provokant.
    »Denkst du denn, der liegt hier herum?«
    »Hätte ja sein können.«
    »Du Idiot. Hol lieber das Werkzeug. Wir werden graben müssen.«
    Killing Star drehte sich. Mit einem tigerhaften Satz sprang er auf Tommy zu. Moore konnte nicht mehr ausweichen. Er wurde zu Boden geschleudert, und Killing war plötzlich über ihm und hatte auch sofort sein Messer in der Hand. Er kniete auf der Brust des jungen Mannes, die Messerspitze befand sich nicht weit von Tommys Kehle.
    »Wer zu mir Idiot sagt, dem schnitze ich ein Autogramm aufs Fell, mein Freund.«
    »Du bist verrückt!« keuchte Moore. »Meine Güte, was ist nur in dich gefahren?«
    Nach dem letzten Wort hörte Tommy ein dumpfes Geräusch, dann kippte Killing Star von ihm weg. Blue Boy hatte

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