Knochen zu Asche
sein kann, ohne zum Kiosk zu werden. Es war offensichtlich, dass Bastarache nicht viel Geld für Beleuchtung ausgab.
Ein Tresen erstreckte sich durch die Mitte des Raums.An der Rückwand war eine grob zusammengezimmerte Bühnenplattform zu sehen. Rechts der Bühne glänzte eine Jukebox aus den Vierzigern. Links der Bühne ein Billardtisch mit einem Durcheinander von Kugeln und Queues, das offensichtlich hastig flüchtende Stammgäste hinterlassen hatten.
Ein Uniformierter stand, die Füße gespreizt, die Daumen in den Gürtel gehakt, am Eingang. Auf seiner Marke stand C. Deschênes, SPVQ.
Ein Mann lümmelte, die Absätze in eine Querstrebe gehakt, auf einem der acht Hocker am Tresen. Er trug ein weißes Hemd, eine schwarze Hose mit rasiermesserscharfer Bügelfalte und glänzende schwarze Slipper. Goldene Manschettenknöpfe. Goldene Uhr. Goldene Halskette. Kein Namensschild. Ich nahm an, dass Mr. Rasiermesser der eben beschäftigungslos gewordene Barkeeper war.
Zwei Frauen saßen rauchend an einem der etwa einem Dutzend Tischchen vor der Bühne. Beide trugen schockierend pinkfarbene Kimonos.
Eine dritte Frau saß abseits von den anderen und rauchte alleine. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen trug sie Straßenkleidung. Shorts. Tank-Top mit Pailletten. Riemchensandalen, die bis zu den Knien geschnürt waren.
Ansonsten war der Laden leer.
Während Ryan mit Deschênes sprach, musterte ich die Damen.
Die Jüngste war groß, vielleicht achtzehn, mit stumpfbraunen Haaren und müden, blauen Augen. Ihre Gefährtin war eine gut dreißigjährige Rothaarige, die unübersehbar einen Teil ihres Gehalts in eine Brustvergrößerung investiert hatte.
Die einsame Raucherin hatte platinblonde Haare, die ihr knapp über die Ohren reichten. Ich schätzte ihr Alter auf etwa vierzig.
Als sie Stimmen hörte oder vielleicht auch mein Interesse
spürte, richtete die Blonde den Blick seitwärts zu mir. Ich lächelte. Sie wandte den Blick ab. Die beiden anderen unterhielten sich völlig desinteressiert weiter.
»Bastarache hat hinten ein Büro. Dort ist Hippo«, sagte Ryan mit gedämpfter Stimme an meiner Schulter. »Seine Wohnung ist im ersten Stock. Die nimmt sich gerade die Spurensicherung vor.«
»Wurde das Personal schon befragt?« Ich deutete auf die Frauen und den Barkeeper.
»Bastarache ist der Chef. Sie sind nur Angestellte und wissen nichts. Ach. Und der Barkeeper meint, wir sollten ihm seinen haarigen Arsch lecken.«
Wieder wanderte der Blick der Blonden zu uns und zuckte dann erneut weg.
»Was dagegen, wenn ich mit der Künstlerin da drüben spreche? «, fragte ich.
»Auf der Suche nach neuen Tanzschritten?«
»Können wir den Barkeeper und die Kimono-Schwestern loswerden?«
Ryan schaute mich fragend an.
»Ich habe das Gefühl, die Blonde könnte vielleicht reden, wenn sonst niemand da ist.«
»Ich sage Deschênes, er soll die drei zu mir bringen.«
»Okay. Und jetzt spiel einfach mit.«
Bevor Ryan etwas antworten konnte, trat ich einen Schritt zurück und blaffte: »Hör endlich auf, mir zu sagen, was ich tun soll. Ich bin nicht blöd, weißt du?«
Ryan kapierte sofort. »Ist meistens schwer zu sagen«, sagte er laut und sehr herablassend.
»Kann ich wenigstens meine Fotos wiederhaben?« Ich streckte hochnäsig die Hand aus.
»Wie du willst.« Verärgert.
Ryan zog den Umschlag mit den Ausdrucken, der Gesichtsrekonstruktion und den Autopsiefotos hervor. Ich packte ihn,
stürmte durch den Raum und ließ mich an einem Tisch auf einen Stuhl fallen.
Die Blonde hatte unseren »Streit« mit Interesse verfolgt.Jetzt ruhte ihr Blick auf dem Schraubdeckel, den sie als Aschenbecher benutzte.
Nach einem kurzen Wortwechsel mit Deschênes verschwand Ryan durch eine Hintertür mit einem elektrischen Sortie -Schild.
Deschênes holte den Barkeeper und ging dann zu den Kimono-Zwillingen. »Gehen wir, Mädchen.«
»Wohin?«
»Ich habe gehört, der Laden hat ein wunderbares Künstlerzimmer. «
»Was ist mir ihr?«
»Sie kommt auch noch dran.«
»Können wir uns wenigstens was anziehen?«, jammerte die Rothaarige. »Ich friere mir den Arsch ab.«
»Berufsrisiko«, sagte Deschênes. »Gehen wir.«
Widerwillig folgten die Frauen Deschênes und dem Barkeeper durch dieselbe Tür, die Ryan benutzt hatte.
Während meiner höchst verärgerten Darbietung hatte ich mir einen Tisch so dicht bei der Blonden ausgesucht, dass eine Unterhaltung möglich war, aber auch so weit entfernt, dass es nicht aussah wie ein
Weitere Kostenlose Bücher