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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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verwittert, das Dach war teilweise eingestürzt. Was aussah wie das Haupttor, lag als ein Haufen verfaulendes Holz im Gras. Durch die Öffnung sah ich Dunkelheit, durchstochen von Strahlen staubflirrenden Lichts.
    Hippo, Ryan und ich blieben an der Schwelle stehen. Ich packte den Ausschnitt meines T-Shirts mit zwei Fingern und wedelte. Hosenbund und BH trieften inzwischen vor Schweiß.

    Das Innere der Scheune roch schwer nach Feuchtigkeit und Alter. Nach verfaulender Vegetation. Staub. Und etwas süßlich Organischem.
    Die Spurensicherungstechniker sahen in ihren Masken und weißen Overalls aus wie Astronauten. Ich erkannte jeden an seinen Bewegungen und der Körperform. Der mit den Spinnenbeinen war Renaud Pasteur. Der Kartoffelsack war David Chenevier.
    Hippo rief ihnen zu. Pasteur und Chenevier winkten und machten sich dann wieder an die Arbeit.
    Chenevier schob eine dreirädrige Vorrichtung in parallelen Bahnen über den Scheunenboden. Unter der Hauptachse des Karrens hing ein rechteckiger, roter Kasten, dessen Unterseite nur Zentimeter vom Boden entfernt war. Auf der Lenkstange war ein kleiner LCD-Monitor befestigt.
    Pasteur schoss abwechselnd Fotos und filmte mit einer Videokamera und räumte immer wieder Unrat weg, der Cheneviers Karren im Weg war. Steine. Limodosen. Ein Stück verrostetes Metall.
    Hat den kürzeren Strohhalm gezogen, dachte ich, als ich sah, dass Pasteur etwas aufhob, kurz untersuchte und dann wieder wegwarf.
    Vierzig Minuten später fuhr Chenevier die letzte und hinterste Ecke der Scheune ab. Er hielt inne und sagte etwas. Pasteur ging zu ihm, und die beiden unterhielten sich über etwas, das sie auf dem Monitor sahen.
    Ein kalter Schauer jagte über meinen erhitzten Körper. Ich spürte, wie Ryan neben mir sich verkrampfte.
    Chenevier drehte sich um.» Wir haben etwas.«

10
    Ryan und ich stapften über den unebenen Boden. Hippo folgte uns im Zickzack. Er trug ein Hemd, das nur aus einem Billigmarkt stammen konnte. Einem Billigstmarkt. Glänzende Pinguine mit dicken Schals und Baskenmützen. Der Stoff sah ziemlich leicht entflammbar aus.
    Chenevier und Pasteur rückten zur Seite, damit wir auf den Monitor schauen konnten. Ein Schichtkuchen aus Farben wellte sich auf der Mattscheibe. Rote, grüne und blaue Abstufungen. In der Mitte des Kuchens war ein blassgrauer Buckel zu sehen.
    Ein Bodendurchdringungsradar ist nicht so kompliziert, wie der Name vermuten lässt. Ein solches Gerät besteht aus Funksender und -empfänger, die mit zwei an den Boden gekoppelten Antennen verbunden sind.
    Ein Signal wird in den Boden geschickt. Da das Objekt oder die Störung im Erdreich andere elektrische Eigenschaften hat als die Umgebung, wird ein Signal, das von diesem Objekt oder dieser Störung reflektiert wird, den Empfänger mit leichter Verzögerung erreichen. Auf dem Monitor erscheint dann ein anderes Wellenmuster.
    Denken Sie an ein Sonar, ein Fischsuchgerät. Das Ding sagt Ihnen, dass da unten etwas ist, aber es kann Ihnen nicht sagen, was.
    »Könnte ein Tierbau sei.« Cheneviers Gesicht war schweißnass. »Oder ein alter Graben für Rohre.«
    »Wie tief?«, fragte ich und starrte die umgedrehte, graue Sichel an.
    Chenevier zuckte die Achsel. »Fünfundvierzig bis fünfzig Zentimeter.«
    Tief genug für einen Grabschaufler, der es eilig hat.
    Mia wurde gerufen und zu der Stelle geführt. Sie schlug an, indem sie sich hinsetzte und einmal scharf bellte.

    Bis zum Mittag hatte ich mit Stöcken und Schnur ein Quadrat von etwa drei Metern Kantenlänge abgesteckt. Ryan und ich fingen mit langstieligen Spaten zu graben an. Pasteur fotografierte. Chenevier siebte.
    Hippo stand ein wenig abseits, wischte sich Schweiß von der Stirn und trat von einem Fuß auf den anderen. Hin und wieder steckte er eine Hand in die Tasche. Dann mischte sich das Klirren von Schlüsseln unter das Klicken von Pasteurs Kameraverschluss und das Rieseln von Erde durch das Siebgitter.
    Das Erdreich des Scheunenbodens war stark von organischem Material durchsetzt und deshalb leicht zu schaufeln und leicht zu sieben.
    Um halb eins hatten wir einen amöbenähnlichen Fleck freigelegt, der deutlich dunkler als die Erde der Umgebung war. Erdflecken. Ein Hinweis auf Verwesung.
    Ryan und ich nahmen nun Kellen und fingen an, die Krume wegzukratzen, wobei wir beide mit Unbehagen daran dachten, was wir unter der Verfärbung finden würden. Hin und wieder trafen sich unsere Blicke und senkten sich dann wieder in das Loch, das wir

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