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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nicht, keiner braucht dem anderen also irgendeine Bösartigkeit nachzuweisen. «
    »Wie bald schon?« Ich versuchte nun gar nicht mehr, fröhlich zu klingen.
    »Wir beide leben ja schon seit Jahren nicht mehr zusammen, eine Pflichttrennungszeit ist deshalb unnötig. Wenn wir uns über die Finanzen einigen können, sollte die Scheidung ziemlich schnell durchgehen.«
    »Wie sieht dein Zeitrahmen aus?« Leblos.
    »Wir peilen den Frühling an. Im nächsten Mai vielleicht. Summer will eine Hochzeit in den Bergen.«
    Ich stellte mir Summer vor. Barfuß, sonnengebräunt, den Kopf mit Gänseblümchen geschmückt.
    »Hast du es Katy schon erzählt?«
    »Das ist kein Thema fürs Telefon. Wir setzen uns mal zusammen, wenn sie aus Chile zurückkommt.«

    »Kennt Katy Summer?«
    Ein leichtes Zögern. »Ja.«
    »Nicht gut?«
    »Katy hat an jeder Frau was auszusetzen, mit der ich ausgehe. «
    Das stimmte nicht. Hin und wieder erzählte meine Tochter von den Eroberungen ihres Vaters. Bei einigen hatte sie den Eindruck, ihre Attraktivität liege im Busen. Bei anderen waren es die Titten. Die Melonen. Die Möpse. Die Glocken. Einige der Damen mochte sie sehr gern.
    »Es könnte ein bisschen problematisch werden«, sagte Pete. »Summer will Kinder. Katy könnte damit Schwierigkeiten haben. «
    Allmächtiger.
    »Ich möchte deinen Segen, Zuckerschnäuzchen.«
    »Wie du willst.« Die Taubheit löste sich auf wie Nebel in der Morgensonne. Ich musste auflegen.
    »Du wirst Summer mögen.Wirklich.«
    »Ja.«
    Bewegungslos saß ich da, eine tote Leitung am Ohr.
    Mein mir entfremdeter Ehemann liebt Frauen wie eine Motte die Glühbirne auf der Veranda. Er flirtet gern und spielt herum, fühlt sich angezogen, ist aber nie bereit, sich endgültig festzulegen. Ich musste das auf die schmerzhafte Art erfahren. Und verbrannte mir die Finger dabei. Die Ehe, jede Ehe, scheint einfach nicht seinem Wesen zu entsprechen.Vor einigen Monaten in Charleston, bevor ihn die Kugel traf, schien er die Chancen für eine Versöhnung erkunden zu wollen. Und jetzt wollte Pete sich von mir scheiden lassen, Summer heiraten und Kinder haben.
    Traurige Summer. Sehr intelligente Summer. Summer mit deinen zwanzig und ein paar Jahren.
    Langsam und behutsam legte ich den Hörer auf die Basisstation.

    Ließ mich aufs Kissen sinken. Drehte mich auf die Seite. Zog die Knie an die Brust.
    Und ließ mich fallen.
     
    Ich weiß nicht, wie lange die Tränen flossen oder wann ich einschlief.
    Wieder weckte mich das Telefon. Diesmal war es mein Handy. Ich schaute auf die Uhr. Neun Uhr dreiundvierzig.
    Ich schaute auf das Display.
    Harry.
    Im Augenblick konnte ich mit Melodramatik nicht umgehen. Ich ließ es läuten.
    Sekunden später schrillte der Festnetzapparat.
    Fluchend schnappte ich mir den Hörer und schaltete ein.
    »Was ist?«, blaffte ich.
    »Heute sind wir aber gar nicht gereizt, was?«
    »Es ist Sonntagvormittag, verdammt noch mal.«
    »Habe gerade ein tolles Rezept für Kätzchen gefunden. Dachte mir, du möchtest es vielleicht mal ausprobieren.«
    »Hahaha, Harry.«
    »Braucht unser Strahlegesicht vielleicht eine Silikoninjektion? «
    »Wehe, jetzt kommt Runde sechs über Arnoldo.« Ich warf die Decke zurück und ging in die Küche. Ich brauchte Koffein.
    »Uralte Geschichte.«
    »Raus mit dem Alten, rein mit dem Neuen?« Schroff, aber ich war nicht in Stimmung für Geschichten über schiefgelaufene Ehen.
    »Pete hat angerufen.«
    Das verblüffte mich. »Mein Pete? Wann?«
    »Gerade eben. Klingt nicht so, als wäre er noch deiner.«
    »Warum ruft er dich an?« Ich holte die Bohnen aus dem Schrank, schüttete sie in die Mühle.

    »Meinte, dass du vielleicht ein wenig Aufmunterung gebrauchen könntest.«
    »Wie rücksichtsvoll von ihm. Mir geht’s gut.«
    »Du klingst aber nicht so.«
    Ich sagte nichts.
    »Wenn du reden willst, ich will zuhören.«
    Ich drückte auf den Knopf. Das Mahlwerk sirrte. Ein warmer Kaffeegeruch erfüllte die Küche.
    »Tempe?«
    »Ja.«
    »Ich bin’s. Die kleine Schwester.«
    Ich schüttete das Pulver in die Kaffeemaschine. Goss Wasser dazu.
    »Hey,Tempe?«
    Wollte ich reden?
    »Ich rufe dich zurück.«
     
    Neunzig Minuten später hatte ich alles abgeladen.
    Ryan. Lily. Lutetia. Die Altfall-Ermittlung mit den toten und vermissten Mädchen. Phoebe Jane Quincy. Die Wasserleiche aus dem Lac des Deux Montagnes. Die Doucets.
    Meine Schwester ist launisch, unstet und neigt zu Hysterie. Aber als Zuhörerin ist sie Weltklasse. Sie unterbrach mich

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