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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nicht.
    Schließlich erzählte ich Harry von Hippo und dem Skelett, das ich vom Coroner in Rimouski angefordert hatte. Hippos Mädchen.
    »Zu Pete oder Ryan kann ich dir nichts Kluges sagen, also lass uns über dieses Skelett reden. Mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe. Hippo ist der Typ mit den alten Fällen. Er hat von seinem Kumpel Gaston, der ebenfalls bei der SQ ist, von diesem Skelett erfahren. Gaston entdeckte das Ding bei einem Provinzbullen namens Luc Tiquet. Tiquet hatte es bei zwei Graffiti-Punks beschlagnahmt, Trick und Archie Whalen.
Die hatten es in Jerry O’Driscolls Pfandleihe gekauft. O’Driscoll hatte es von einem alten Knacker namens Tom Jouns. Jouns hatte es auf einer indianischen Begräbnisstätte ausgebuddelt. Stimmt das so weit?«
    »Falls alle die Wahrheit sagen.«
    »Das Leben ist voller ›Falls‹.«
    »Das ist es wirklich.«
    »Was für eine Art von indianischer Begräbnisstätte?«
    »Ich weiß es nicht.Vielleicht Micmac.«
    »Dann war das Mädchen also Indianerin.«
    »Ich glaube, sie ist weiß.«
    »Warum?«
    »Gesichtsarchitektur.«
    »Du schätzt, dass sie mit dreizehn oder vierzehn starb?«
    »Ja.«
    »An irgendeiner Krankheit?«
    »Sie war krank, aber ich weiß nicht, ob diese Krankheit sie getötet hat.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Welche Krankheit?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Na, das ist doch was, das wir in die Zeitung schreiben können. Wie lange ist sie schon tot?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Schon länger?«
    »Ja.«
    Harry schnalzte mit der Zunge.
    Ich atmete tief durch.
    »Erinnerst du dich noch an Évangéline und Obéline Landry?«
    »Glaubst du, ich bin reif für die Klapsmühle? Natürlich erinnere ich mich. Ich war neun, du warst zwölf. Sie verschwanden von Pawleys Island und tauchten nie wieder auf. Drei Jahre lang
haben wir versucht, sie ausfindig zu machen. Säcke voller Münzen gingen für Ferngespräche nach Kanada drauf.«
    »Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber es besteht die entfernte Möglichkeit, dass Hippos Mädchen tatsächlich Évangéline sein könnte.«
    »Hippos Mädchen?«
    »Das Jouns-O’Driscoll-Whalen-Tiquet-Gaston-Hippo-Skelett. «
    »Wie entfernt ist diese Möglichkeit?«
    »Sehr.«
    Ich erzählte Harry von Laurette und Obéline. Und David Bastarache.
    »Elender Hurensohn. Gib mir freie Sicht und einen Schuss auf seinen Schwanz, und dieses Arschloch legt nie wieder ein Feuer.«
    Harry konnte Metaphern vermischen wie niemand sonst, den ich kannte. Ich wies sie nicht darauf hin, dass diese Kombination die menschliche Anatomie neu definierte.
    Schweigen summte über den Kontinent. Dann sagte Harry, was Harry sagen würde.
    »Ich komme rauf?«
    »Was ist mit dem Verkauf deines Hauses?«
    »Glaubst du wirklich, ich bleibe hier und spiele mit Immobilien herum? Du bist eine intelligente Frau, Tempe, aber manchmal frage ich mich, wie du dir morgens dein Höschen anziehst.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du hast Obélines Adresse und Telefonnummer?«
    »Ja.«
    »Brauchst du einen Riesen-Neonfinger, der auf einen brennenden Dornbusch zeigt?«
    Ich ließ sie weiterreden.
    »Ich schwinge meinen Arsch in eine Maschine nach La Belle Province. Du buchst uns Tickets nach New Brunswick.«

    »Willst du damit vorschlagen, dass wir Obéline besuchen?«
    »Warum nicht?«
    »Zum einen dürfte Hippo stocksauer sein.«
    »Dann sag’s ihm nicht.«
    »Das wäre unprofessionell und potenziell gefährlich. Ich bin keiner von den Bullen, weißt du. Ich bin auf sie angewiesen. «
    »Dann schicken wir ihm ’ne SMS aus dem Urwald.«

16
    Harrys Maschine sollte um zehn Uhr ankommen. Ich hatte uns einen Mittagsflug nach Moncton gebucht. Wir hatten abgemacht, uns am Abflugs-Gate zu treffen.
    Montreals wichtigster Flughafen liegt im West-Island-Bezirk in der Vorstadt Dorval. Jahrelang hieß er einfach nur Dorval. Kam mir ziemlich sinnvoll vor. Am 1. Januar 2004 wurde er umbenannt in Pierre-Elliott Trudeau International. Die Einheimischen nennen ihn immer noch Dorval.
    Um zehn hatte ich mein Auto geparkt, eingecheckt und die Sicherheitskontrollen hinter mir. Harry war noch nicht bei Gate 12-C. Ich machte mir keine Gedanken. Dorvals »Willkommen in Kanada«-Einreiseschlange lässt den Lindwurm, der sich vor dem Tor von Disneyworld im Zickzack durch das Labyrinth von Absperrbändern wälzt, meistens kurz aussehen.
    Zehn Uhr fünfundvierzig. Noch immer keine Harry. Ich schaute auf die Ankunftstafel. Ihre Maschine war

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