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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ein schlechtes Licht auf alle Akadier wirft.«
    Ich traute meiner eigenen Reaktion nicht und schwieg deshalb.
    »Nimm es dir nicht so zu Herzen. Hippo würde es zwar nie zugeben, aber dass du Cormiers Flash Drive gefunden hast, hat ihn sehr beeindruckt. Wenn Lesieur den erst einmal geknackt hat, dann nageln wir diesen Dreckskerl fest.«
    »Wenn ich ihn nicht gefunden hätte, dann die Spurensicherung. «
    Ryan wusste, dass das stimmte. Er wollte nur nett zu mir sein.
    »Wenn du jetzt aufhören willst, dann kann ich das verstehen«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf. Aber ich hatte seine Aufmerksamkeit bereits verloren.
    »Ich muss morgen vor Gericht. Wenn wir heute nicht fertig werden, dann machen wir am Freitag weiter.«
    Damit drehte Ryan sich um und ging den Gang wieder hinunter. Und ignorierte mich für den Rest des Tages.
    Na gut. So konnte ich mich wenigstens auf Cormiers verdammte Mappen konzentrieren.

    Nur konnte ich das eben nicht. Den ganzen Nachmittag sah ich Obéline vor mir. Den Pavillon. Den Wellenbrecher. Das Tuch.
    Benommen mühte ich mich durch Mappe um Mappe.
    Haustiere. Bräute. Kinder. Nirgends eines von Phoebe. Nirgend eines der Vermissten oder Toten.
    Um sechs gab ich auf.
     
    Während ich mich durch den Stoßzeitverkehr nach Hause quälte, zerbrach ich mir den Kopf darüber, wie ich Harry von Obélines Tod erzählen sollte. Meine Schwester empfindet sehr intensiv und reagiert sehr expressiv. Freude. Wut. Angst. Wie Harrys Reaktion auch aussieht, sie ist immer übertrieben. Mir graute vor der Unterhaltung.
    Zu Hause angekommen, fuhr ich in die Tiefgarage. Ein Kontrolllämpchen zeigte mir, dass der Aufzug im Dritten stand. Ich stapfte die Treppe hoch.
    Sowohl die äußere wie die innere Haustür standen offen. Schutzläufer lagen kreuz und quer in der Eingangshalle. Auf einem davon stand Winston, unser Hausmeister.
    »Zieht jemand aus?« Nicht wirklich interessiert. In Gedanken an Harry.
    »Drei-null-vier«, antwortete Winston. »Gehen nach Calgary. «
    Ich ging um den Geländerpfosten herum und zu meinem Korridor.
    »Denken Sie ans Verkaufen?«
    »Nein.«
    »Komisch.«
    Ich drehte mich um. »Was ist komisch?«
    »Heute Morgen kamen zwei Typen hier rein. Fragten nach Ihrer Wohnung.«
    Ich blieb stehen. »Was wollten sie wissen?«
    »Wie viele Zimmer. Ob der hintere Garten Ihnen gehört.«
Winston zuckte die Schultern, die Daumen im Bund seiner Jeans. »Das Übliche eben.«
    Ich bekam ein mulmiges Gefühl. »Haben sie eine Telefonnummer oder Ähnliches hinterlassen?«
    Winston schüttelte den Kopf.
    »Haben sie ausdrücklich meinen Namen genannt?«
    Winston überlegte eine Weile. »Bin mir nicht sicher. Hier geht’s heute den ganzen Tag zu wie im Zoo.Waren wahrscheinlich nur neugierige Gaffer. Wir kriegen jede Menge von denen. «
    »Geben Sie absolut keine Informationen über meine Wohnung raus.«
    Winstons Lächeln verschwand. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Tut mir leid. Ich weiß, dass Sie so was nie tun würden.«
    Winston strich sich mit Daumen und Zeigefinger über die Mundwinkel.
    Ich lächelte. »Danke, dass Sie es mir gesagt haben.«
    »Ihre Schwester ist ja echt ’ne Marke.«
    »Nicht?« Ich wandte mich wieder zum Gehen. »Ich geb ihr jetzt mal was zu essen, sonst knabbert sie mir die Tischplatte an.«
     
    Harry, die noch immer beleidigt war, weigerte sich, an der Restaurantauswahl teilzunehmen. Ich ging mit ihr in eines meiner Lieblingsrestaurants. Milo’s ist zwar teuer, aber das war kein Abend für Pfennigfuchserei.
    Die Unterhaltung bei der Abfahrt verlief ungefähr so:
    »Ist der Fisch frisch?«
    »Schwimmt noch.«
    Bei der Ankunft:
    »Wo sind wir?«
    »Saint-Laurent, in der Nähe von Saint-Viateur.«
    »Heilige Makrele.«

    Wir teilten uns einen griechischen Salat und einen Teller frittierter Zucchini. Harry hatte Krebsscheren und ich einen Red Snapper.
    Nach viel Betteln war sie bereit, über Bones to Ashes zu reden.
    »Als ich das Postamt von Bathurst anrief, wurde ich an eine Miss Schtumpheiss weitergeleitet.« Harry sprach den Namen mit nachgemachtem deutschen Akzent aus. »Frau Schtumpheiss wollte weder bestätigen noch verneinen, dass Virginie LeBlanc in ihrer Filiale ein Postfach gemietet hatte. Ich schwöre dir, Tempe, man würde meinen, die Frau leitet einen Gulag.«
    »Stalag.Was hat sie gesagt?«
    »Dass die Information vertraulich ist. Ich glaube, Frau Schtumpheiss wollte einfach ihren Allerwertesten nicht bewegen. «
    Ich musste passen.

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