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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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herausgebrachten Band auf.Andere sind handgeschrieben. «
    »Erzähl mir was über den Hintergrund.«
    Das tat ich. Pawleys Island. Évangélines plötzliches Verschwinden. Der kürzliche Abstecher nach Tracadie. Harrys »Befreiung« von Bones to Ashes. O’Connor House. Nur Obélines Selbstmord erwähnte ich nicht.
    »Ich schicke dir das Material noch heute«, sagte ich.
    »Du fängst mit einem Thema an.«
    »Was?«
    »Ein Kongressthema. Ein konzeptioneller Rahmen.«
    »Die Organisation eines AAFS-Programms ist eine Riesenaufgabe, Rob.«
    »Es ist ein Kinderspiel.«
    »So wie es ein Kinderspiel ist, aus der Mojave-Wüste einen blühenden Garten zu machen.«
    »Ich liefere den Dünger.«
    »Das tust du immer.«
    Danach rief ich Harry an, gab ihr Robs Adresse und schlug einen Laden an der Maisonneuve für die Fed-Ex-Verschickung vor. Sie war begeistert, einen neuen Auftrag zu haben.
    Ich wandte mich wieder meinem Computer zu. Wie aufs Stichwort tauchte Hippo auf. Seine düstere Miene bedeutete, nicht verziehen und vergessen. Ich machte mich auf weiteren Tadel gefasst.
    »Kann sein, dass wir eine Vermisste weniger haben.«
    Das traf mich unerwartet. »Was soll das heißen?«
    Hippo kaute Kaugummi und gab sich Mühe, mich nicht direkt anzusehen. »Girardins Alter hat sich gestern Abend umgebracht. «
    »Anne Girardin? Das kleine Mädchen aus Blainville?«

    Knappes Nicken. Ohne Blickkontakt.
    »Was ist passiert?«
    »Girardin war Alkoholiker. Am Mittwoch soff er sich zu, erzählte einem Kumpel, er hätte seine Tochter umgebracht und im Wald verscharrt. Wollte Mitleid, weil ihr Geist ihn in seinen Träumen verfolgte. Der aufrechte Bürger dachte darüber nach, moralisches Dilemma, Sie wissen schon, Loyalität gegen Bürgerpflicht. Heute Morgen ging er Girardin besuchen. Fand ihn in der Badewanne, eine Remington-Flinte zwischen den Zehen, das Hirn an der Decke.«
    »Ach du meine Güte.«
    Hippo spuckte sich den Kaugummi auf die Handfläche, warf zwei Magentabletten ein und steckte sich den Klumpen wieder in den Mund. »Der Hund beharrt darauf, dass hinter dem Wohnwagen was ist.«
    »Konnten Sie Ryan schon erreichen?«
    Hippo nickte. »Ist unterwegs.«
    Ich stand auf.
    »Gehen wir.«
     
    »Girardin hasste Menschenmassen, misstraute Fremden. Hauste in einem Wohnwagen meilenweit von allem entfernt.«
    »Einsames Leben für ein zehnjähriges Mädchen.«
    »Ja.« Hippos Blick blieb auf der Straße.
    Wieder war ich unterwegs nach Blainville. Wieder erhielt ich Informationen über ein Kind, dessen Leiche ich vielleicht gleich ausgraben würde.
    »Das Mädchen verschwand zweitausendvier. Adelaide, das ist Mommy, machte sich sechs Monate später aus dem Staub. Girardin blieb, wo er war.«
    »Womit verdiente er seinen Lebensunterhalt?«
    »Bauarbeiten. Meistens Gelegenheitsjobs.«
    »Wo ist Adelaide jetzt?«
    »Verschwunden.«

    »Stammt sie aus der Gegend?«
    »Thunder Bay, Ontario.« Hippo bog ab. »Keine Angst. Wir finden sie schon.«
    Je näher wir unserem Ziel kamen, desto dünner wurde die Besiedelung. Die wenigen Hütten und Wohnanhänger, an denen wir vorbeikamen, sahen aus wie die Kulisse für Beim Sterben ist jeder der Erste.
    Girardins Wohnwagen war ein rechteckiger Kasten mit stumpfgelben Wänden und orangefarbenen Zierleisten.Vor den Eingang war eine behelfsmäßige Veranda genagelt. Darauf standen ein avocadofarbener Kühlschrank und ein orangefarbener Sessel, aus dem die Polsterung quoll.
    Das Grundstück war vollgestellt mit dem üblichen Schrott. Alte Reifen, verrostete Fässer, Plastikmöbel, das Skelett eines Rasenmähers. Zu den größeren Dingen gehörten ein Bootsanhänger und ein uralter Mustang.
    Der Laster der Spurensicherung war bereits da. Der Transporter des Coroners. Chenevier und Pasteur. Sylvain und der Leichenhund Mia. Ryan.
    Es war heiß, die Luftfeuchtigkeit knapp unter Regen.
    Genau so wie bei der Suche nach Kelly Sicard.
    Leider mit einem völlig anderen, traurigen Ausgang.
     
    Die Sonne stand tief, als wir das kleine Bündel schließlich heraushoben. Lichtfinger drangen durch das Laubwerk und malten seltsame Muster auf die flache Grube, das Sperrholz, das Fünfzig-Gallonen-Fass.
    Das Grab fand sich nicht unerwartet. Unter dem Wohnwagen hatten wir einen halb leeren Sack mit Ätzkalk gefunden. Einen Spaten mit langem Griff.
    Und Mia hatte sehr nachdrücklich angeschlagen.
    Die anderen sahen zu, wie meine Klinge das Plastik zerschnitt. Gestank wehte heraus, faulig süß wie verrottende

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