Knochen zu Asche
zu.«
»Das war der Ja-Teil.«
»Ja. Ein Handyanruf in ein Festnetz läuft folgendermaßen. Man wählt eine Nummer auf seinem Handy. Das Gerät ruft den nächstgelegenen Funkmasten an. Mithilfe derselben Technik wie Ihre Anruferkennung sagt es: Ich bin Tempes Telefon und will die Nummer 1-2-3-4-5 anrufen. Der Funkmast schickt Ihren Anruf an die zentrale Mobilfunkvermittlung, die die Verbindung zum Festnetz herstellt. Alles klar?«
»Bis jetzt schon. Ich habe das Gefühl, jetzt kommt der Nein-Teil. «
»Die Mobilfunkvermittlung stellt eine Verbindung her mit der Festnetzschaltzentrale, die wiederum den Anruf an die Schaltzentrale schickt, die Ihr Zielgebiet bedient.Von dort geht der Anruf an den lokalen Schaltknoten Ihres Zielgebiets und von dort zum Zielapparat.
Bei jeder dieser Stationen wird Ihre Identifikation registriert, weil jeder, der mit dem Anruf zu tun hat, bezahlt werden will. Ihre Nummer identifiziert nicht nur Sie, sondern auch Ihren Netzbetreiber. Das Problem ist, Ihre Informationen werden nicht in ihrer Gesamtheit an einer Stelle aufbewahrt, und ohne Gerichtsbeschluss und ohne Rückerstattung der Suchkosten rücken die Gesellschaften diese Informationen nicht raus.
Das andere Problem ist, dass man bei einigen Funknetzbetreibern keine Identifikation, vor allem keine gültige Identifikation eingeben muss, um den Dienst zu starten.«
»Und jeder Trottel kann sich in einem Supermarkt ein Wegwerfhandy kaufen.«
»Genau. Es hilft nichts, die Telefonnummer zu haben, wenn man nicht weiß, wem das Telefon gehört.«
»Mein Trottel rief von einem Handy an, das er sich in einem Wal-Mart besorgt hat«, vermutete ich.
»Oder Costco oder K-Mart oder Pop’s Dollorama. Wenn es wirklich wichtig ist, könnten wir herausfinden, wo das Gerät gekauft wurde, dann die Überwachungskameras des Ladens überprüfen und so vielleicht den Kerl finden.«
»Nein. Das ist im Augenblick ein bisschen extrem. Aber ich habe noch eine andere Bitte.«
»Das kostet Sie dann einen ganzen Karton.«
»Den haben Sie schon, Barbecue-Boss.«
Ich beschrieb die E-Mail, aber nicht den Inhalt.
»Derselbe Penner?«
»Ich bin mir nicht sicher.Wahrscheinlich.«
»Bedroht er Sie?«
»Nicht unverhüllt.«
»Wenn der Kerl beim Telefonieren schon so raffiniert ist, dann bringt es wahrscheinlich wenig, zu versuchen, ihn über E-Mail aufzuspüren.«
»Dachte mir schon, dass Sie das sagen würden.«
»Ein mögliches Szenario. Der Kerl fährt mit einem Laptop mit einer Wireless-Karte durch die Gegend und lässt sie nach Netzwerken suchen. Wenn er eins findet, das ungesichert ist, richtet er mit falschen Daten ein Hotmail-Konto ein. Schickt die E-Mail. Schaltet seinen Laptop aus und fährt davon.«
»Man kann so einfach in einem Auto sitzen und das Netzwerk eines anderen benutzen?«
»Oui. Die IP-Adresse, von der die Mail verschickt wird, gehört jemandem, der wahrscheinlich nicht einmal Protokolldaten hat, die zeigen, dass noch ein anderer das Netzwerk benutzt. Einige Freaks betreiben das als Sport. Nennen es Kriegsfahrt, auch wenn sie zu Fuß unterwegs sind. Sie laufen durch die Gegend und suchen sich ungeschützte, drahtlose Netze, basteln sich manchmal sogar Richtantennen aus Pringles-Dosen. Es gibt Stifte zu kaufen, die grün blinken, wenn man im Umkreis von zehn Metern zu einem Signal ist.«
Klasse. Noch etwas, um das man sich Sorgen machen muss.
»Hier ist noch ein Trick«, sagte Colbert. »Viele Hotels haben drahtlose Netzwerke, die sie permanent offen lassen, damit sie den Gästen nicht beibringen müssen, wie sie sich mit einem SSID, einem Service Set Identifier, einloggen können. So ein Code kann nämlich bis zu zweiunddreißig Stellen lang sein. Bei einem geschlossenen System muss der Nutzer den Code eingeben, bei einem offenen System wird der SSID an alle drahtlosen Systeme innerhalb seiner Reichweite gesendet.Wenn man also auf einen Parkplatz zwischen ein paar Flughafenhotels fährt, kann man sich wahrscheinlich völlig anonym in ihr drahtloses Netzwerk einloggen.«
»Entmutigend.«
»Ja. Aber ich leg’s mal drauf an.«
Ich dankte Colbert und legte auf.
Okay. Zeit, Ryan einzuweihen.
Stattdessen rief ich Hippo an.
Er meldete sich sofort. So viel zur Wochenendfreizeit in der glamourösen Welt der Verbrecherjagd.
»Ich habe Neuigkeiten über das Skelett aus Rimouski«, sagte ich.
»Wirklich? Ich sitze jetzt schon so lange an diesen verdammten Aktenschränken, dass ich Gastons Problem völlig verdrängt
Weitere Kostenlose Bücher