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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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E-Mail mit dem Foto und der Songzeile von Death.
    »Fernand Colbert steckt bei der Zurückverfolgung des Anrufs in einer Sackgasse. Und bei der E-Mail ist er auch nicht sehr optimistisch.«
    »Du denkst an die zwei Typen, die dich in Tracadie belästigt haben?«
    »Wer könnte es sonst sein?«
    »Du hast aber auch eine Art, Leute zu verärgern.«
    »Ich arbeite daran.«
    »Du kannst es bereits sehr gut.«
    »Danke.«
    »Überlass das mir.«
    »Mein Held.«
    Der Wortwechsel war witzig gemeint. Aber keiner von uns beiden lachte. Neues Thema.
    »Ich habe das Problem mit Hippos Mädchen gelöst«, sagte ich und benutzte dabei unbewusst meinen Spitznamen für den Fall.
    »Hippos Mädchen?«
    »Das Skelett, das ich beim Coroner in Rimouski konfiszieren ließ. Dasjenige, das Hippos Freund Gaston so beschäftigt hat.«
    »Und?«
    »Die Knochen sind wahrscheinlich alt.«
    »Nicht deine alte Freundin?«
    »Nein.Wenn du mal Zeit hast, erzähl ich dir die Details. Oder Hippo kann es tun.«
    »Habt ihr beide euch wieder versöhnt?«
    »Hippo ist nicht nachtragend.«
    »Abladen, weitermachen. Sehr gesund.«
    »Ja.«
    Wieder summte verlegenes Schweigen durch die Leitung.
    »Sag Hippo, ich helfe ihm morgen mit Cormiers Unterlagen. «

    »Ich lasse dich wissen, was ich über diese Tracadie-Gauner rausfinde.«
    Das tat er auch. Schneller, als ich es für möglich gehalten hätte.
     
    Am Sonntagmorgen war der lang erwartete Regen endlich da. Als ich aufwachte, lief Wasser an meinem Schlafzimmerfenster hinunter und verzerrte den Ausblick auf den Garten und die Stadt dahinter. Wind rüttelte an den Ästen des Baums vor dem Fenster und klatschte hin und wieder ein feuchtes Blatt an das Fliegengitter.
    Harry schlief noch, als ich mich zu Cormiers Studio aufmachte.
    Während der Fahrt durch die Stadt quietschten die Scheibenwischer einen gummierten Rhythmus auf die Windschutzscheibe. Meine Gedanken fielen in den Takt der Wischerblätter mit ein. Cormier ist tot. Cormier ist tot. Cormier ist tot.
    Ich wusste noch nicht, warum der Fotograf ermordet worden war. Ich wusste allerdings, dass es eine gute Nachricht war.
    Ich parkte am Bordstein der Rachel, zog mir die Kapuze meines Sweatshirts über den Kopf und rannte los. Die äußere Eingangstür des Gebäudes war unverschlossen. Die innere wurde von einem zusammengerollten Exemplar von Le Journal offen gehalten. Ich nahm an, dass Hippo bereits bei der Arbeit war.
    Ich wischte mir Tropfen aus den Haaren und durchquerte die schmuddelige Eingangshalle. An der Tür von Dr. Brigaults Zahnarztpraxis hing ein Schild. Fermé. Geschlossen.
    Ich stieg in den ersten Stock hoch. Der Regen und die dunklen Wolken ließen das Treppenhaus noch dunkler und bedrohlicher als bei meinem ersten Besuch erscheinen. Der böige Wind erfüllte es mit einem hohlen, klagenden Heulen.
    Je höher ich kam, umso dunkler wurde die schmale Treppenflucht. Ich blieb stehen, um mir die Situation bewusst zu machen.
Das einzige, schwache Licht, das bis hierher durchdrang, kam von unten.
    Ich hob den Kopf. Hoch oben an der Wand entdeckte ich eine einzelne, nackte Glühbirne. Sie war dunkel.Auf dem ersten Treppenabsatz beugte ich mich über das Geländer und schaute zu der Birne über dem ersten Stock hoch.Auch sie war dunkel.
    Hatte der Sturm einen Stromausfall verursacht?
    In diesem Augenblick spürte ich über mir eine Bewegung.
    »Hippo?«
    Nichts.
    »Sind Sie das, Hippo?«
    Wieder keine Antwort.
    Alle Sinne aufs Höchste angespannt, erreichte ich den Absatz des ersten Stocks. Die Tür zu Cormiers Studio stand einen Spalt offen. Erleichterung. Natürlich. Hippo war im hinteren Teil der Wohnung, wo er mein Rufen nicht hatte hören können.
    Ich zog die Tür auf und betrat die Wohnung. Schatten von Dingen, an denen der Wind rüttelte, huschten über die Wände. Äste. Telefonleitungen. Mit den Geräuschen des Sturms im Hintergrund wirkte die Stille in der Wohnung fast gespenstisch. Ich ging den Korridor hinunter.
    In der Küchentür spürte ich, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Die Ziffern auf der Mikrowelle leuchteten grün. Der Strom war an. Ich wischte mir die feuchten Handflächen an der Jeans ab. Warum das dunkle Treppenhaus? Hatte jemand die Glühbirnen herausgedreht?
    Ich lauschte, nur leise atmend. Wind. Regen, der auf die Klimaanlage im Fenster prasselte. Mein eigener Herzschlag. Dann trat noch ein anderes Geräusch hervor. Kramen. Ungeduldiges Suchen.
    So leise wie möglich schlich ich den Gang entlang, bis ich

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