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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gegenüber meinem Haus entlang und blieb stehen. Als es in die Straße einbog, beschrieben seine Scheinwerfer einen weiten Kreis, wanderten über den Block und erhellten kurzfristig Jeannottes Gesicht.
    Ich erstarrte und grub mir die Nägel noch tiefer in die Haut.
    O Gott.
    Es war keine vom Schatten erzeugte Illusion. Jeannottes rechtes Auge war gespenstisch blaß. Ohne Make-up blitzten Braue und Wimpern im vorbeiziehenden Lichtstrahl weiß auf.
    Vielleicht hatte sie meinem Gesicht etwas angemerkt, denn sie zog sich den Schal immer tiefer in die Stirn, drehte sich um und ging vorsichtig die Stufen hinunter. Sie sah sich nicht um.
    Als ich wieder in die Wohnung kam, blinkte mein Anrufbeantworter. Ryan. Mit zitternden Händen wählte ich seine Nummer.
    »Jeannotte ist in die Sache verwickelt«, sagte ich ohne Umschweife. »Sie war eben hier, um mir zu sagen, ich solle die Finger von der Geschichte lassen. Anscheinend hat Ihr Anruf bei Anna ihr überhaupt nicht gepaßt. Hören Sie, als wir das zweite Mal zur Adler Lyons fuhren, erinnern Sie sich noch an den Mann mit der weißen Strähne?«
    »Ja. Dünner Kerl, ziemlich gebeugt. Kam rein, um mit Owens zu reden.« Ryan klang erschöpft.
    »Jeannotte hat die gleiche Pigmentstörung, über dem gleichen Auge. Man sieht es nicht, weil sie es mit Make-up verdeckt.«
    »Auch die gleiche Strähne in den Haaren?«
    »Das konnte ich nicht sehen, aber wahrscheinlich färbt sie sie. Die beiden müssen einfach verwandt sein. Dieses Merkmal ist zu ungewöhnlich, um ein Zufall zu sein.«
    »Geschwister?«
    »Ich habe damals nicht sehr darauf geachtet, aber ich glaube, der Kerl auf St. Helena war zu jung, um ihr Vater zu sein, und zu alt, um ihr Sohn zu sein.«
    »Falls sie aus den Tennessee-Bergen stammt, dort sind die genetischen Möglichkeiten ziemlich beschränkt.«
    »Sehr komisch.« Ich war nicht in der Stimmung für reaktionäre Witze.
    »Dort kann es ganze Clans mit diesem Gendefekt geben.«
    »Ich meine es ernst, Ryan.«
    Plötzlich fiel mir etwas ein. »Wissen Sie noch, was Heidis Vater über den Besucher sagte?«
    Die Leitung blieb stumm.
    »Er sagte, der Kerl habe ausgesehen wie ein Stinktier. Ein gottverdammtes Stinktier.«
    »Scheiße. Dann war also Daddy vielleicht nicht nur poetisch.«
    Im Hintergrund läutete und läutete das Telefon. Niemand hob ab.
    »Glauben Sie, daß Owens den Typ mit der Strähne nach Texas geschickt hat?« fragte Ryan.
    »Nein, nicht Owens. Kathryn und der alte Mann haben beide von einer Frau gesprochen. Wahrscheinlich dirigiert sie die ganze Sache von hier aus und hat Statthalter in ihren anderen Camps. Außerdem glaube ich, daß sie ihre Leute in Universitäten über eine Art Seminar-Netzwerk rekrutiert.«
    »Was können Sie mir sonst noch über Jeannotte sagen?«
    Ich berichtete ihm alles, was ich wußte, erwähnte auch ihr Verhalten gegenüber ihrer Assistentin und fragte ihn dann, was er in seinem Gespräch mit Anna erfahren habe.
    »Nicht viel. Ich glaube, daß in der ein Vulkan brodelt. Sie als labil zu bezeichnen wäre die Untertreibung des Jahres.«
    »Sie könnte auf Drogen sein.«
    Wieder fing das Telefon an zu läuten.
    »Sind Sie allein?« Bis auf das Geräusch der Telefone wirkte die Einsatzzentrale unnatürlich still.
    »Alle sind wegen diesem verdammten Unwetter im Einsatz. Haben Sie irgendwelche Probleme?«
    »Was für Probleme?«
    »Hören Sie keine Nachrichten? Das Eis legt die ganze Stadt lahm. Der Flughafen ist schon geschlossen, ein paar von den Nebenstraßen sind unpassierbar. Stromleitungen brechen wie trockene Spaghetti, und ganze Viertel am Südufer sind kalt und dunkel. Die Stadtväter machen sich allmählich Sorgen um alte Leute. Und Obdachlose.«
    »Bei mir ist bis jetzt alles in Ordnung. Haben Bakers Männer schon irgendwas gefunden, das St. Helena mit der Gruppe in Texas in Verbindung bringt?«
    »Eigentlich nicht. Der alte Mann redet ‘ne Menge von seinem Schutzengel, den er bald treffen wird. Wies aussieht, hatten Owens und seine Schüler die gleiche Idee. Ihre Tagebücher sind voll davon.«
    »Tagebücher?«
    »Ja. Anscheinend hatte einer aus der Schar eine kreative Ader.«
    »Und?«
    Ich hörte, wie er ein- und dann langsam wieder ausatmete.
    »Reden Sie endlich, Mann.«
    »Nach Ansicht eines Experten von da unten hat das alles eindeutig apokalyptische Züge, und es passiert jetzt. Sie sind unterwegs zum großen Letzten. Baker geht kein Risiko ein. Er hat das FBI eingeschaltet.«
    »Aber man hat noch nichts

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