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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ignorierte die Frage. Im vergangenen Herbst war ich kurz mit einem Verteidiger ausgegangen.
    »Ist das nicht Verbrüderung mit dem Feind?«
    Ich antwortete noch immer nicht. Offensichtlich war das ganze Morddezernat an meinem Sexualleben interessiert.
    »Wie geht’s?«
    »Gut. Und Ihnen?«
    »Kann mich nicht beklagen. Und wenn ich es täte, würde keiner zuhören.«
    »Schaffen Sie sich ein Haustier an.«
    »Wäre einen Versuch wert. Sind das Augentropfen da in dem Röhrchen?« fragte er und deutete mit lederbehandschuhtem Finger auf meine Hand.
    »Das ist eine Lösung aus Polyvinylazetatharz und Methanol. Der Kieferknochen ist spröde wie Toast, und ich versuche, ihn intakt zu halten.«
    »Und damit geht das?«
    »Wenn der Knochen trocken ist, dringt die Lösung ein und hält alles ziemlich gut zusammen.«
    »Und wenn er nicht trocken ist?«
    »VINAC ist nicht wasserlöslich, das heißt, es bleibt einfach an der Oberfläche und wird weiß. Die Knochen sehen dann aus wie mit Latex besprüht.«
    »Wie lange dauert es, bis es trocken ist?«
    Ich kam mir vor wie bei einer Prüfung.
    »Durch die Alkoholverdunstung trocknet es ziemlich schnell, normalerweise in dreißig bis sechzig Minuten. Subarktische Bedingungen beschleunigen den Vorgang allerdings nicht gerade.«
    Ich kontrollierte die Kieferfragmente, spritzte auf eins noch ein paar Tropfen und legte die Pipette dann auf den Deckel der Lösungsflasche. Ryan kam wieder zu mir und streckte mir die Hand entgegen. Ich faßte sie, stand auf, verschränkte die Arme und steckte die Hände in die Achselhöhlen. Meine Finger waren völlig taub, und meine Nase hatte die Farbe von Ryans Schal. Und sie lief.
    »Wirklich arschkalt hier unten«, sagte er und sah sich im Keller um. Einen Arm hielt er auf merkwürdige Art hinter dem Rücken verschränkt. »Wie lange sind Sie schon hier unten?«
    Ich sah auf die Uhr. Kein Wunder, daß ich schon völlig unterkühlt war. Viertel nach eins.
    »Über vier Stunden.«
    »O Mann. Da brauchen Sie ja eine Transfusion.«
    Plötzlich dämmerte es mir. Ryan arbeitete im Morddezernat.
    »Es ist also Brandstiftung?«
    »Wahrscheinlich.«
    Er holte eine weiße Tüte hinter dem Rücken hervor, zog einen Styroporbecher und ein verschweißtes Sandwich heraus und hielt mir beides hin.
    Ich machte einen Satz darauf zu. Er wich zurück.
    »Dann habe ich aber was gut.«
    »Ich schick’s mit der Post.«
    Durchweichtes Mortadella-Sandwich und lauwarmer Kaffee. Wunderbar. Wir redeten, während ich aß.
    »Sagen Sie mir, warum Sie es für Brandstiftung halten?« fragte ich im Kauen.
    »Sagen Sie mir, was Sie hier haben.«
    Okay. Er hatte ein Sandwich gut.
    »Eine Person. Könnte jung sein, aber kein kleines Kind.«
    »Keine Babys?«
    »Keine Babys. Sie sind dran.«
    »Sieht aus, als hätte jemand den altbewährten Trick benutzt. Das Feuer brannte in Rinnsalen durch die Bodendielen. Das sieht man zumindest dort, wo noch Bodendielen übrig sind. Das bedeutet, daß ein flüssiger Brandbeschleuniger verwendet wurde, wahrscheinlich Benzin. Wir haben Dutzende leerer Benzinkanister gefunden.«
    »Das ist alles?« Ich schluckte den letzten Bissen.
    »Das Feuer hatte mehr als einen Ausgangspunkt. Nach dem Anzünden brannte es los wie der Teufel, weil es nämlich auf die weltgrößte Sammlung von Propangasflaschen innerhalb von vier Wänden traf. Großer Knall, jedesmal wenn eine explodierte. Die nächste Flasche, der nächste Knall.«
    »Wie viele?«
    »Vierzehn.«
    »Es fing in der Küche an?«
    »Und im angrenzenden Zimmer. Was immer das war. Läßt sich jetzt nur noch schwer sagen.«
    Ich dachte nach.
    »Das erklärt den Kopf und den Unterkiefer.«
    »Was ist mit Kopf und Unterkiefer?«
    »Sie lagen ungefähr eineinhalb Meter vom übrigen Körper entfernt. Wenn eine Gasflasche zusammen mit dem Opfer in den Keller gestürzt und erst danach explodiert ist, hätte das den Kopf nach der Verbrennung vom Torso trennen können. Dasselbe trifft auf den Unterkiefer zu.«
    Ich trank den Kaffee aus und wünschte mir ein zweites Sandwich.
    »Könnten sich die Flaschen zufällig entzündet haben?«
    »Alles ist möglich.«
    Ich schnippte mir ein paar Brösel von der Jacke und dachte an LaManches Donuts. Ryan zog eine Serviette aus der Tüte und gab sie mir.
    »Okay. Das Feuer hatte mehrere Ausgangspunkte, und es gibt Hinweise auf einen Brandbeschleuniger. Es ist Brandstiftung. Aus welchem Grund?«
    »Keine Ahnung.« Er deutete auf den Leichensack. »Wer ist das?«
    »Keine

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