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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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meinem Tisch zu trauern. Und mich zu fragen, was wohl mit ihr passiert war.
    Die Frau war mindestens siebzig gewesen, mit Sicherheit Mutter und wahrscheinlich Großmutter.
    Warum hatte ihr jemand in den Kopf geschossen und sie dann in einem Haus in den Laurentians den Flammen überlassen?

5
    Am Dienstag mittag war mein Bericht fertig. Am Abend zuvor hatte ich bis nach neun gearbeitet, weil ich wußte, daß Ryan auf Antworten wartete. Überraschenderweise war er noch nicht aufgetaucht.
    Ich las mir noch einmal durch, was ich geschrieben hatte, und suchte nach Fehlern. Manchmal glaube ich, daß Genuskongruenz und Akzentzeichen frankophone Geißeln sind, die den einzigen Zweck haben, mich zu quälen. Ich gebe mir die größte Mühe, aber ein paar Fehler schleichen sich immer ein.
    Zusätzlich zum biologischen Profil der Unbekannten enthielt der Bericht eine Analyse der Verletzungen. Bei der Sektion hatte ich festgestellt, daß die strahlendichten Partikel im Oberschenkelknochen Resultat eines postmortalen Aufpralls waren. Die kleinen Metallteile waren wahrscheinlich durch die Explosion einer Gasflasche in den Knochen getrieben worden. Ein Großteil der anderen Schädigungen war ebenfalls eine Folge des Feuers. Aber nicht alle. Ich las meine Zusammenfassung.
     
    Wunde A ist ein kreisrunder Defekt, von dem nur die obere Hälfte erhalten ist. Sie befindet sich etwa in der Stirnmitte, ungefähr zwei Zentimeter oberhalb der Glabella und 1,2 Zentimeter links der Mittellinie. Der Defekt mißt 1,4 Zentimeter im Durchmesser und zeigt eine charakteristische trichterförmige Erweiterung nach innen. Die Ränder des Defekts sind verkohlt. Wunde A ist vereinbar mit der Einschußöffnung. Wunde B ist ein kreisrunder Defekt mit einer trichterförmigen Erweiterung nach außen. Ihr Durchmesser beträgt 1,6 Zentimeter endokranial und 4,8 Zentimeter ektokranial. Der Defekt befindet sich am Hinterhauptsbein, 2,6 Zentimeter oberhalb des Opisthion und 0,9 Zentimeter links der Pfeilnaht. Am linken, rechten und unteren Rand sind fokale Verkohlungen festzustellen. Wunde B ist vereinbar mit der Ausschußöffnung.
     
    Auch wenn die Schäden durch das Feuer eine vollständige Rekonstruktion unmöglich machten, konnte ich doch genug Substanz des Schädeldachs wieder zusammensetzen, um die Knochenbruchlinien zwischen Ein- und Ausschußöffnung zu interpretieren.
    Das Muster war klassisch. Man hatte der alten Frau in den Kopf geschossen. Die Kugel war in der Mitte der Stirn eingedrungen, hatte das Gehirn durchquert und war am Hinterkopf wieder ausgetreten. Das erklärte, warum der Schädel in den Flammen nicht zerplatzt war. Die Schußlöcher hatten Ventile für den interkranialen Druck geschaffen, bevor die Hitze zum Problem wurde.
    Ich brachte den Bericht ins Schreibbüro, und als ich zurückkehrte, saß Ryan auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Seine ausgestreckten Beine nahmen die ganze Breite meines Zimmers ein.
    »Schöne Aussicht.«
    Fünf Stockwerke unter uns spannte sich die Cartier Bridge über den St. Lawrence. Ich sah winzige Autos über die Brücke kriechen. Es war wirklich eine schöne Aussicht.
    »Sie lenkt mich von der Enge meines Büros ab.« Ich drückte mich an ihm vorbei und setzte mich auf meinen Stuhl.
    »Ein abgelenkter Verstand kann gefährlich sein.«
    »Meine angeschlagenen Schienbeine bringen mich wieder in die Wirklichkeit zurück.« Ich drehte mich zur Seite, legte die Beine auf das Fensterbrett und schlug sie an den Knöcheln übereinander.
    »Es ist eine alte Frau, Ryan. Mit einer Schußwunde im Kopf.«
    »Wie alt?«
    »Mindestens siebzig, würde ich sagen. Vielleicht sogar fünfundsiebzig. Ihre Schambeinfuge hatte eine Menge Meilen auf dem Buckel, aber in dem Bereich ist die Variationsbreite ziemlich groß. Sie hatte fortgeschrittene Arthritis und Osteoporose.«
    Er senkte das Kinn und hob die Augenbrauen. »Bitte Französisch oder Englisch, Brennan, kein Medizinerkauderwelsch«. Seine Augen waren so blau wie eine Windows-95-Oberfläche.
    »Os-te-o-po-ro-se.« Ich sprach jede Silbe langsam und deutlich. »Auf dem Röntgenbild konnte ich feststellen, daß ihr Kortikalis, die Knochenrinde, sehr dünn ist. Brüche waren keine zu erkennen, aber ich hatte nur Teile der langen Knochen. Die Hüfte ist bei älteren Frauen sehr anfällig für Brüche, weil eine Menge Gewicht darauf lastet. Aber die ihren waren okay.«
    »Kaukasisch?«
    Ich nickte.
    »Sonst noch was?«
    »Sie hatte vermutlich

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