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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Sonne, und es war absolut still. Ich hatte sehr unruhig geschlafen. Meine Gehirnzellen hatten eine nächtliche Konferenz einberufen, um den Input der letzten Tage zu bewältigen. Vermißte Studenten. Räuber. Heilige. Ermordete Babys und Omas. Harry. Ryan. Harry und Ryan. Erst gegen Morgen war die Konferenz vertagt worden – ohne nennbare Ergebnisse.
    Ich drehte mich auf den Rücken, und ein stechender Schmerz im Nacken erinnerte mich an das Abenteuer der letzten Nacht. Ich beugte und streckte den Hals und jeden Arm und jedes Bein. Ziemlich gut. Im hellen Licht des Morgens kam mir der Überfall fast unwirklich und bar jeder Logik vor. Und doch war meine Erinnerung an die Angst sehr real.
    Eine Weile lag ich still da, suchte mein Gesicht nach Verletzungen ab und horchte auf Geräusche. Nichts. Kein Mucks.
    Um sieben Uhr vierzig hievte ich mich aus dem Bett, zog mir meinen schäbigen alten Bademantel über und stieg in die Hausschuhe. Die Tür zum Gästezimmer war offen, das Bett gemacht. War Harry letzte Nacht überhaupt zu Hause gewesen?
    Auf dem Kühlschrank fand ich einen Post-it-Zettel, auf dem sie das Fehlen von zwei Joghurtbechern erklärte und ankündigte, daß sie nach sieben zurück sei. Okay. Sie war hiergewesen, aber hatte sie auch hier geschlafen?
    »Na und?« sagte ich und griff nach den Kaffeebohnen.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    Ich knallte die Dose auf den Tisch und stapfte zum Apparat im Wohnzimmer.
    »Ja.«
    »Hallo, Mom. Lange Nacht?«
    »Tut mir leid, Liebling. Was gibt’s denn?«
    »Bist du übernächste Woche in Charlotte?«
    »Ich komme am Montag und bleibe bis zum letzten Tag im März, dann muß ich zu dieser Tagung für Biologische Anthropologie nach Oakland. Warum?«
    »Na ja, ich hab mir gedacht, ich komme für ein paar Tage nach Hause. Aus meinem Strandausflug wird wohl nichts.«
    »Toll. Ich meine, toll, daß wir ein paar Tage miteinander verbringen können. Das mit dem Ausflug tut mir leid.« Ich fragte nicht, warum es mit dem Ausflug nichts gewesen war. »Willst du bei mir wohnen oder bei Dad?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    »Schon gut, schon gut. Im College alles okay?«
    »Ja. Abnorme Psychologie macht mir echt Spaß. Der Prof ist total cool. Und Kriminologie ist auch ziemlich gut. Wir müssen nie irgendwas rechtzeitig abgeben.«
    »Hm. Wie geht’s Aubrey?«
    »Wem?«
    »Schätze, das ist auch eine Antwort. Wie geht’s dem Pickel?«
    »Verschwunden.«
    »Warum bist du am Samstag so früh auf?«
    »Ich muß eine Arbeit für mein Kriminologie-Seminar schreiben. Ich will was über Täterprofile machen, vielleicht Sachen aus der abnormalen Psychologie mit aufnehmen.«
    »Ich dachte, ihr müßt nie irgendwas rechtzeitig abgeben.«
    »Die war schon vor zwei Wochen fällig.«
    »Ach so.«
    Ich hörte ein Piepsen.
    »Ich habe noch einen Anruf, Katy. Sag mir Bescheid, wann du in Charlotte ankommst.«
    »Mach ich.«
    Ich schaltete auf die andere Leitung und war erstaunt, Claudels Stimme zu hören.
    »Claudel ici.«
    Wie gewöhnlich gab es keinen Gruß, und er entschuldigte sich auch nicht für den frühen Anruf am Samstagmorgen.
    »Bonjour, Monsieur Claudel. Comment ça va?«
    Er kam direkt zur Sache. »Ist Anna Goyette schon wieder zu Hause?«
    Mir wurde flau. Claudel hatte mich noch nie zu Hause angerufen. Anna mußte tot sein.
    Ich schluckte und antwortete: »Ich glaube nicht.«
    »Sie ist neunzehn?«
    »Ja.«
    Ich sah Schwester Juliennes Gesicht vor mir. Ich könnte es nicht ertragen, es ihr zu sagen.
    »… caractéristiques physiques?«
    »Tut mir leid. Ich habe Sie nicht verstanden.«
    Claudel wiederholte die Frage. Ich hatte keine Ahnung, ob Anna irgendwelche ungewöhnlichen körperlichen Merkmale hatte.
    »Ich weiß es nicht. Da müßte ich erst die Familie fragen.«
    »Wann wurde sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Mittwoch. Monsieur Claudel, warum fragen Sie mich das alles?«
    Ich mußte eine Claudel-typische Pause abwarten. Im Hintergrund konnte ich Geräusche hören, und ich vermutete, daß er aus dem Bereitschaftszimmer des Morddezernats anrief.
    »Heute früh wurde eine weiße Frau gefunden, nackt, bis jetzt noch nicht identifiziert.«
    »Wo?« Das flaue Gefühl in meinem Magen wurde stärker.
    »Île des Soeurs. Im hinteren Teil der Insel, wo es ein Waldgebiet und einen Teich gibt. Die Leiche wurde…«, er zögerte, »… am Wasserrand gefunden.«
    »Wie gefunden?« Er verschwieg mir etwas.
    Claudel dachte einen Augenblick über die Frage nach. Ich sah seine

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