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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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die Möglichkeit, dass sie noch nicht so lange tot ist, wie Sie glauben?« Burke mustert mich, als sei ich ein Geschicklichkeitsspiel, das sie auseinandernehmen und neu zusammensetzen kann.
    »Ich bin nicht sicher, wie lange sie bereits tot ist«, entgegne ich. »Auf eine Woche, einen Tag oder eine Stunde kann ich mich nicht festlegen, wenn es das ist, was Sie hören wollen. Doch auf der Basis dessen, was ich bis jetzt gesehen habe, habe ich den Eindruck, dass sie dieses Haus zuletzt während der Heizperiode betreten hat. In dieser Gegend bedeutet das März oder April. Befand sich eine Karte bei dem Blumenstrauß?«
    »Ich habe ihn nicht angerührt. Sil auch nicht. Also offenbar nicht.« Sie hält sich mit dem Taschentuch die Nase zu und macht einen kränklichen und gereizten Eindruck.
    »Wissen wir, wann diese Blumen abgegeben wurden und von wem?«
    »Wir werden bei allen Blumenhändlern in der Gegend nachfragen, ob es darüber Aufzeichnungen gibt«, erwidert sie. »Außerdem überprüfen wir ihre Kreditkartenabrechnungen. Vielleicht hat sie die Blumen ja selbst gekauft.«
    »Oder sie sind auch von unserem Unbekannten bezahlt worden.«
    »Von jemandem, der Zugriff auf ihr Konto und ihre Schecks hatte«, meint Burke. »Ein Familienmitglied kann es nicht sein. Ihre Familie ist tot.«
    »Die meisten Leute entfernen die Karte nicht aus dem Blumenstrauß und werfen sie weg. Nicht, wenn die Blumen von einem Menschen sind, der ihnen etwas bedeutet.«
    »Im Müll habe ich noch nicht nachgeschaut.«
    »Um Ihre Frage so präzise wie möglich zu beantworten« – ich schaue die Zeitschriften auf dem Couchtisch durch –, »gehe ich wegen des Zustands der Leiche davon aus, dass sie bereits seit vielen Monaten tot ist.«
    Antiques & Collecting, Antique Trader, Smithsonian
 – Ausgaben von Dezember bis April.
    »Wie lange genau, ist wirklich wichtig«, beharrt Burke. Das also will sie von mir. Außerdem hat sie vor, sich deshalb mit mir herumzustreiten, weil ihr Urteil bereits feststeht und sie glaubt, ihre Theorie auch beweisen zu können.
    Mir ist im Moment noch schleierhaft, worauf sie hinauswill. Allerdings bin ich inzwischen sicher, dass die Gründe, warum ich mich hier im Haus umsehen darf, andere sind, als zunächst angenommen. Ich soll mich nicht nach Spuren von Gewaltanwendung, Hinweisen auf einen Erstickungstod oder irgendwelchen Drogen umschauen. Ich bin wegen Marino hier.
    Er ist das Thema, über das Burke mich ausfragen will. Und ich habe das bleierne Gefühl, dass es kein Entrinnen gibt. Nein, ich kann mich nicht einfach aus der Affäre ziehen, denn damit würde ich es nur noch schlimmer machen. Und so wird sie mich immer tiefer in die Sache verstricken. Benton hat es kommen sehen und mich auf der Fahrt hierher gewarnt, wie es so seine Art ist: Burke besitze Informationen aus Marinos Vergangenheit, die nirgendwo offiziell nachzulesen seien.
    »Monate? Zwei, drei, fünf Monate? Wie schätzen Sie so etwas anhand des Zustands einer Leiche ab?« Also versuche ich, ihr die komplizierten Zusammenhänge zu erklären, während ich in eine Küche trete, die von einem antiken Eichentisch und einem handgefertigten Kronleuchter aus Eisen beherrscht wird.
    Die Doppelspüle aus Porzellan ist leer und trocken, die Gastro-Kaffeemaschine vom Stromkreis getrennt und sauber. Die Jalousien vor den Fenstern zu beiden Seiten der Tür, die zur Garage führt, sind geschlossen. Burke folgt mir, hört mir kaum zu, kontrolliert ständig ihre Mails und hackt dabei weiter auf immer denselben Fragen herum. Mein Eindruck verstärkt sich, dass es ihr einzig und allein darum geht, mich schrittweise zu demontieren und bloßzustellen, und ich fühle mich verraten. Offenbar hat Benton sich inzwischen für eine Seite entschieden, und zwar nicht für meine. Andererseits habe ich absolutes Verständnis dafür und hätte von ihm auch nichts anderes erwartet.
    Auch das FBI muss seine Arbeit machen, und deshalb kann Burke mich fragen, was sie will, ohne mich über meine Rechte aufzuklären, denn schließlich bin ich nicht festgenommen. Ich bin keine Tatverdächtige, ja, nicht einmal direkt in den Fall verwickelt. Ganz im Gegensatz zu Marino. Ich könnte Douglas Burke jederzeit den Mund verbieten, doch damit würde ich ihren Argwohn gegen ihn nur schüren.
    »Wie schnell ein Körper austrocknet, kann man unmöglich genau festlegen, ohne die äußeren Bedingungen zu kennen«, bemühe ich mich, ihr den Prozess der Mumifizierung zu erläutern, während sie

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