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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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»Und im Oktober war es natürlich auch ziemlich kalt. Also ist die Leiche nach zwei Monaten noch recht gut erhalten, denn die Außentemperaturen waren fast so niedrig wie in einem Kühlschrank. Außerdem haben Kleidung und Steine ein wenig Schutz geboten. Falls sie erstochen, erschossen, erschlagen oder vielleicht sogar erwürgt wurde, müsste also noch genug Gewebe vorhanden sein, um uns das zu verraten. Sie wurde anhand der zahnärztlichen Unterlagen identifiziert, die Ergebnisse der DNA -Untersuchung stehen noch aus. Doch eigentlich gibt es keinen Zweifel, dass sie es ist.«
    »Irgendwelche offensichtlichen Verletzungen?«, frage ich.
    »Nicht dass ich wüsste«, erwidert er. »Wir konnten nur feststellen, dass ihr nicht in den Kopf geschossen wurde. Keine Schädelfrakturen.« Er betrachtet den Computer auf seinem Bildschirm. Offenbar sieht er eine Datei durch. »Bei den Röntgenaufnahmen wurden weder Projektile noch Brüche entdeckt. Die Autopsie wurde noch nicht durchgeführt, da man auf Dr. Lopez wartet.«
    »Den kanadischen Behörden ist bekannt, dass wir nicht von einer Einzeltat ausgehen«, teilt Benton mir mit. Als ich vorhin im Aufzug gesagt habe, Emma Shubert sei sicher tot, wusste er bereits, dass ich recht habe.
    Er kannte die Fakten. Schließlich hat er diese Sitzung einberufen.
    »Sie wissen, dass ein Zusammenhang mit mindestens einem Mordfall hier besteht, vielleicht auch zweien oder mehreren«, fährt Benton fort. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Detectives in Grande Prairie und die Royal Canadian Mounted Police, die Emma Shuberts Verschwinden untersuchen, sich sofort mit dem FBI in Verbindung gesetzt haben, sobald die Leiche als ihre identifiziert worden war.
    Schließlich war sie amerikanische Staatsbürgerin. Vor zwei Tagen habe ich per E-Mail und anonym eine grausige Bilddatei und ein Video, die vermutlich im Zusammenhang mit ihrem Fall stehen, erhalten. Das ist der Polizei und der Mounted Police bekannt. Wahrscheinlich wurde Benton informiert und hat sich mit General Briggs in Verbindung gesetzt, der seinerseits das OCME in Edmonton und Dr. Lopez kontaktiert hat. Das AFME interessiert sich für den Fall Emma Shubert, weil auch das Verteidigungsministerium ein Interesse daran hat. Wenn mein Institut an den Ermittlungen in einer Mordserie beteiligt ist, in der das FBI ermittelt, und eines der Opfer in Kanada umgebracht wurde, musste man General John Briggs informieren. Er wird jedes Detail wissen wollen und verlangen, ständig auf dem Laufenden gehalten zu werden.
    »Was ist mit der zeitlichen Abfolge? Bin ich die Einzige, die findet, dass uns damit etwas unter die Nase gerieben werden soll?«, meldet sich Burke zu Wort. Ihre Augen sind glasig.
    Pseudoephedrin. Vielleicht hat ihre Aufgekratztheit auch noch bedenklichere Ursachen. Sie trägt ein Kostüm mit einem ultrakurzen Rock und einen roten, tiefausgeschnittenen Pulli, der so eng ist, dass er wie aufgemalt wirkt. Und sie hat sich direkt gegenüber Benton gesetzt und sich so in Pose geworfen, dass er auch sicher etwas zu sehen bekommt. Ich ebenfalls und möglicherweise auch Briggs, was vom Winkel ihrer Kamera und vom Bildausschnitt auf seinem Monitor abhängt.
    »Beide Leichen wurden am selben Tag gefunden«, beharrt sie und verhält sich Briggs gegenüber beinahe streitlustig. »Peggy Stantons Leiche wurde am selben Tag hier in der Massachusetts Bay entdeckt, an dem die von Emma Shubert in Kanada aufgetaucht ist. Ist das nicht ein bisschen zu viel des Zufalls, John?«
    »Genau das ist es, Zufall«, entgegnet Briggs, so ruhig und gelassen wie immer. Ihre weiblichen Reize entgehen ihm sicher nicht, doch er achtet einfach nicht darauf. »Immerhin muss man bedenken, dass die Person, die die Leiche draußen in der Einöde mit Geröll abgedeckt hat, keinen Einfluss darauf hatte, wann Jugendliche auf der Suche nach Fossilien und Dinosaurierknochen zufällig darüber stolpern.«
    »Außerdem unterscheidet sich die Methode«, sagt Benton, allerdings nicht zu Burke. »Der Mörder wollte, dass Peggy Stantons Leiche genau zu diesem Zeitpunkt gefunden wurde, und zwar in der Absicht, die Bergungskräfte zu schockieren. Wahrscheinlich hat er genau das erreicht, was er wollte, nämlich ein öffentlichkeitswirksames Spektakel zu inszenieren. Sämtliche Nachrichtensender haben über seine Tat berichtet. Beim Mord an Emma Shubert hingegen hat er sich nicht an den Finder gerichtet, weil ihre sterblichen Überreste gar nicht gefunden werden sollten.

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