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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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verschwinden. Sie ist im unteren Körperbereich, vermutlich an den Beinen oder Knöcheln, festgebunden.« Er beobachtet weiter den gelben Fender, der fröhlich auf dem Wasser tanzt, und das ebenfalls gelbe Tau, das straff gespannt nach unten verläuft, bis es in der dunkelblauen Tiefe verschwindet. »Dem Aussehen nach eine ältere Frau mit weißem Haar, das war wenigstens mein Eindruck. Doch als sie die Schildkröte befreit hatten, ist sie wieder versunken. Die beschwerte Muschelreuse hat sie nach unten gezogen.«
    »Sie ist an das Bojentau gefesselt, das möglicherweise um ihre Beine gebunden ist? Und trotzdem treibt sie aufrecht im Wasser?« Ich kann mir nur schwer vorstellen, was er da beschreibt.
    »Keine Ahnung.«
    »Wenn der Kopf zuerst aufgetaucht ist, muss sie aufrecht treiben.«
    »Dass der Kopf zuerst hochkam, steht fest.«
    »Ich finde es sehr seltsam, dass Muschelreuse, Leiche und Boje alle an derselben Seilkonstruktion hängen«, beharre ich. »Das widerspricht sich doch. So wird sie gleichzeitig nach unten und nach oben gezogen.«
    »Falls sie ins Ruderhaus gehen und sich alles anschauen wollen, ich habe es auf Video.«
    »Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mir eine Kopie machen könnten«, erwidere ich. »Jetzt muss ich mir erst mal die Schildkröte ansehen.«
    Das liegt nicht nur daran, dass ich neugierig bin. Ich kann nämlich von meinem Standort am Oberdeck aus eine Wunde neben dem schwarzgrau gefleckten Hals der Lederschildkröte erkennen, und zwar am oberen Rand des Panzers, eine hellrosafarbene Abschürfung, die Pamela Quick gerade mit Betaisodona-Tupfern reinigt.
    »Ich lasse die Leiche im Wasser, bis alles bereit ist, um sie zu bergen und an Land zu schaffen«, erkläre ich Klemens, während Marino, mit weißen Tyvek-Overalls, Überschuhen und Handschuhen bewaffnet, die Leiter heraufkommt. »Je länger sie gekühlt bleibt, desto besser«, füge ich hinzu. »Ich kenne mich ja mit Angelgeräten nicht aus, aber warum sollte jemand zur Sicherung einer Muschel- oder Hummernreuse einen Fender und keinen Schwimmer nehmen?«
    »Die Fischer hier sind wie die Elstern. Die nehmen alles, was sie kriegen können«, erwidert Klemens.
    »Wir wissen noch nicht, ob ein Fischer etwas damit zu tun hat«, erinnere ich ihn.
    »Flaschen von Waschmittel und Limonade«, fährt er fort, »und von Bleiche, außerdem Styropor, von Bootsstegen losgerissene Stoßdämpfer, alles, solange es nur schwimmt, leicht zu finden ist und, nicht zu vergessen, kaum etwas, oder noch besser, gar nichts kostet. Doch Sie haben recht. Voraussetzung für diese Theorie ist, dass ein Fischer etwas damit zu tun hat.«
    »Und das ist absoluter Schwachsinn«, stellt Marino undiplomatisch wie immer fest.
    »Wahrscheinlich steckte eher die Absicht dahinter, eine Leine mit viel Gewicht zu beschweren und die Frau im Meer zu versenken«, stimmt Klemens zu.
    »Jemand, der so etwas vorhat, würde doch nichts benutzen, was der Leiche Auftrieb gibt.« Davon ist Marino überzeugt, während wir unsere Schutzkleidung anziehen. »Man benutzt doch keine dicke gelbe Boje, außer man will, dass sie so schnell wie möglich gefunden wird.«
    »Hoffentlich hat das mit dem schnellen Auffinden wenigstens geklappt«, merke ich an, denn je besser der Zustand der Leiche ist, desto höher stehen meine Chancen, zu ermitteln, was ich wissen muss.
    »Warum also überhaupt einen Schwimmer verwenden? Da stimme ich zu«, mischt sich der Feuerwehrmann namens Jack ein. »Außerdem bin ich im Bowling schon mal gegen Sie angetreten«, wendet er sich an Marino. »Sie sind gar nicht so schlecht.«
    »Ich erinnere mich nicht an Sie, und das wäre anders, wenn Sie halbwegs was draufhätten.«
    »Die Kugelblitze, richtig?«
    »Das sind wir. O ja, jetzt fällt es mir ein, Ihr Verein heißt doch Ladehemmung«, stichelt Marino.
    »Nix da.«
    »Ich hätte schwören können.«
    »Verzeihen Sie die Frage«, sagt Klemens und sieht zu, wie ich dicke schwarze Nitrilhandschuhe anziehe. »Warum tun Sie, als wäre mein Boot ein Tatort?«
    »Weil
er
ein Beweisstück ist.« Damit meine ich die Schildkröte. Und deshalb werde ich ihn auch wie eines behandeln.

Neun
    Nachdem ich Überschuhe über meine Stiefel gestreift habe, klettere ich die Leiter hinunter, während das Geplänkel zwischen Marino und Jack andauert.
    Ich taste mich an Ausrüstungsgegenständen und Rettungskräften vorbei. Das Deck schaukelt langsam in der zunehmend unruhigen See. Wellen schwappen über den Rand der

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