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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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ostfriesische Meister des skurrilen Humors seinen Kollegen das fade Essen würzte, suchte Greven seine letzten Gedanken.

 
     
     
     
    9
    »Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden«, zitierte Mona, als Greven den Ring im Flur auf die kleine Kommode legte.
    »Nicht schlecht, aber auch nicht neu«, kommentierte Greven. »Herbert war schneller als du. Es war gar nicht so leicht, ihm den Schatz wieder abzujagen.«
    »Ein Schatz? Dieser stumpfe Messingring?«
    »Am Vormittag hat er noch geglänzt. Außerdem habe ich fünfundzwanzig Euro dafür bezahlt.«
    »Als Heiligenschein ist er zu schwer.«
    »Man legt ihn unters Bett«, lächelte Greven überlegen.
    »Als Verhütungsmittel?«
    »Zur Abschirmung von Erdstrahlen«, korrigierte Greven.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Aber der von Almuth Bogena. Sie hat übrigens auch meine Leber revitalisiert. Wenn es nach ihr geht, bin ich fast wie neu.«
    »Es geht aber nicht nach ihr. Die Prohibition bleibt bestehen«, erklärte Mona ebenfalls lächelnd, aber bestimmt. »Im Atelier wartet frisch gepresster Orangensaft auf dich. Falls Frau Bogena nichts dagegen hat.«
    »Davon hat sie nichts gesagt. Die lebt in einer anderen Welt. Da haben Säfte keine Bedeutung, sondern Kräfte.«
    »Mittelerde.«
    »Jedenfalls nicht weit davon entfernt.«
    Da Musik von dem Gesundheitsprogramm ausgenommen war, schob Greven Joe Lovano, der es auf Kompositionen von Theolonius Monk abgesehen hatte, in den CD-Spieler. Der Orangensaft war fast süß, die Radieschenkeime auf dem Vollkornbrot knackig, der Balsamico mild, mit dem Mona den Salat angemacht hatte. Mehr konnte Greven auf dem niedrigen Tisch nicht entdecken. Während er die Pfeffermühle malträtierte, spielte Lavano Straight, No Chaser . Mona stand hinter einer großen Leinwand und arbeitete. Ab und zu zeigte sie ihr konzentriertes Gesicht, warf ihm einen zufriedenen Blick zu und quetschte frische Farben auf ihre Palette. Seit Wochen schuf sie ein Gesicht nach dem anderen, für den Zonenzyklus, wie sie das Gesamtwerk nannte, wobei mit Zone die Fußgängerzone gemeint war. Das Revier moderner Jäger, die Mona mit Pfeil und Bogen und Plastiktüten bewaffnete, mit Zielfernrohren und durchlöcherten Fernsehgeräten, beim Spurenlesen in Schaufenstern zeigte und Deckung hinter Felsen aus Schuhen suchen ließ.
    »Du kennst doch Aline sehr gut, viel besser als ich«, begann Greven, als er die Salatsoße aus der Glasschüssel gelöffelt hatte. »Wie sehen eigentlich ihre medizinischen Ambitionen aus?«
    »Hat das was mit dem Fall zu tun?«
    »Eigentlich nicht. Aber immerhin arbeitet sie ja als IM für mich«, antwortete Greven.
    »Viel kann ich dir auch nicht sagen. Seit ihrer Krise, nennen wir sie mal vorsichtig Selbstfindungskrise, und seit der Trennung von Jochen hat sie ein gesteigertes Interesse an alternativer Medizin.«
    »Quasi als Gegenentwurf zu Jochens beruflichem Standpunkt?«
    »Kann sein, ich bin kein Psychologe. Ab und zu erzählt sie von Seminaren über Schüßler-Salze, Bachblüten, Ohrenkerzen und so weiter, die sie in Oldenburg besucht. Vieles taucht dann in ihrem Laden auf. Aber ein hartes Thema ist das nicht, wenn wir uns treffen. Da geht’s mehr um andere Dinge.«
    »Zum Beispiel?«
    »Geht dich nichts an«, grinste Mona.
    »Okay, okay. Und darüber hinaus?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Für Wunderheiler ist sie dann doch wieder zu bodenständig.«
    »Abgesehen von Tante Hedda.«
    »Die kannst du ja wohl kaum mit ihrer Schwester vergleichen, die Herrin der Ringe mit ihrer ererbten Kraft«, sagte Mona und klatschte hörbar mit einem breiten Pinsel Farbe auf die Leinwand.
    »Wie steht Jochen zu Alines Ambitionen?«
    »Jochen redet nicht über Aline, das weißt du doch.«
    »Aber vielleicht hat er dir was erzählt?«
    »Nein«, antwortete Mona, »Aline ist für ihn Tabu. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er von ihrem Laden begeistert ist. Jochen ist zwar ein Kritiker der eigenen Zunft, aber immer aus wissenschaftlicher und sozialer Perspektive. Er ist ein Gegner der Pharmaindustrie und der Strukturen unseres Gesundheitssystems, da kann er richtig ausrasten, doch Kerzen oder magische Steine würde er deswegen seinen Patienten noch lange nicht in die Ohren stopfen.«
    »Oder Ringe unters Bett legen.«
    »Apropos Bett und Schatz …« Mona lugte hinter ihrer Leinwand hervor. »Habt ihr inzwischen Bogenas Sparstrumpf gefunden?«
    »Fehlanzeige. Hansen hat sogar einen

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