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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Aschenbahn, während Etty auf dem Grasfleck in der Mitte stand und sich der zehnminütigen Aufgabe unterzog, einige der Reiter auszutauschen. Die Pfleger, die die Pferde versorgten, ritten beim Training nicht notwendigerweise ihre eigenen Schützlinge; jedes Pferd mußte von einem Reiter geritten werden, der es zumindest unter Kontrolle hatte und im besten Falle weiterbringen konnte. Die bescheidensten Reiter bekamen für gewöhnlich die Aufgabe, alle Pferde, die nicht in Form waren, zu Hause im Ring Schritt gehen zu lassen; Etty ließ sie nur selten auf die Galoppbahnen auf der Heide los.
    Ich trat zu ihr in die Mitte, während sie ihre Liste konsultierte. Sie trug einen hellgelben Südwester, über den im Augenblick beständiger Nieselregen rann. Sie sah aus wie eine Miniaturausgabe eines amerikanischen Feuerwehrmannes. Die flüchtig hingekritzelte Liste in ihrer Hand löste sich langsam in Brei auf.
    »Ginge, du nimmst Pullitzer«, sagte sie.
    Ginge tat schmollend wie geheißen. Zwischen Pullitzer und Lucky Lindsay lagen Welten, und er hatte das Gefühl, sein Gesicht verloren zu haben.
    Etty sah kurz zu Alessandro hinüber, der auf Indigo um die Bahn zockelte, und registrierte mit einem beiläufigen Blick, daß er zumindest mit ihm problemlos fertig wurde. Sie sah mich verdutzt und fragend an, aber ich lenkte sie von ihm ab, indem ich fragte, wen sie auf unseren Problemhengst Traffic setzen wolle.
    Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Es muß wohl wieder Andy sein … Ein richtiger kleiner Teufel, dieser Traffic. Die ganze Rasse ist so, man kann keinem einzigen von ihnen trauen.« Sie drehte sich um und rief nach ihm: »Andy … geh du auf Traffic.«
    Andy, in mittleren Jahren, winzig, faltig, konnte den allerschönsten Trainingsgalopp reiten. Als er aber vor Jahren seine Chance bei den Rennen bekommen hatte, wußte er nicht mehr, was oben und unten war, und sein Verständnis für Taktik war gleich null. Nun ließ er sich auf den reizbaren dunklen Zweijährigen werfen, der unruhig hin und her zappelte und gnadenlos Bocksprünge unter ihm vollführte.
    Etty selbst war auf Lucky Lindsay umgestiegen, der eine Kappe über dem verletzten Knie trug und, obwohl er wieder frei ging, nicht kantern würde. Mit Cloud Cuckoo-land hatte sie mir das nächstbeste nach einem Hack gegeben, einen starken, fünfjährigen Handikapper, dem das Gewicht eines ausgewachsenen Mannes keine Mühe bereitete. Nachdem alle aufgestiegen waren, wurden die Tore zur Heide geöffnet, und das ganze Lot schlängelte sich auf die Schrittbahn hinaus … die Hengste wie immer an der Spitze, die Stuten dahinter.
    Um zu den Southfields-Galoppbahnen neben der eigentlichen Rennbahn zu gelangen, bogen wir hinter dem Tor nach rechts ab und ritten hinter den anderen Ställen entlang, die an der Bury Road verstreut lagen. Kamen vorbei an der Anschlagtafel des Jockey Clubs, der zu entnehmen war, welche Trainingsbereiche an diesem Tag benutzt werden durften. Überquerten die A II und hielten schwere Lastwagen mit ungeduldig zuckenden Scheibenwischern auf. Schlängelten uns durch die Severals, den Watercourse entlang über den St. Mary’s Square, durch die Rows bis in die Southfields. Keine andere Stadt in England verfügte über eine gesonderte Folge von Straßen, auf denen der einzig zulässige Verkehr Pferde waren; man konnte von einem Ende Newmarkets zum anderen gelangen, nur wenige Meter an seiner überfüllten High Street vorbei, und nur einen Bruchteil des Wegs auf öffentlichen Straßen zurücklegen.
    Wir waren an diesem Morgen das einzige Lot auf der Southfields-Bahn, und Etty verschwendete keine Zeit, sondern ließ die Pferde sofort kantern. Oben an der Straße, die zur Rennbahn führte, sahen wir die beiden unvermeidlichen Wagen und die beiden Männer, die in den Nieselschwaden standen und uns unverkennbar durch Ferngläser beobachteten.
    »Sie lassen keinen Tag aus«, sagte Etty säuerlich. »Und wenn sie glauben, wir hätten Archangel mitgebracht, steht ihnen eine Enttäuschung bevor.«
    Die Turfspione beobachteten uns standhaft, aber was sie aus einer halben Meile Entfernung durch anhaltenden Nieselregen sehen konnten, das wußten nur die Götter. Sie arbeiteten nicht für Buchmacher, sondern für Rennsportkolumnisten, die sich auf ihre Berichte stützten, um ihre Seiten zu füllen. Ich dachte, es könnte eine sehr gute Sache sein, so lange wie möglich dafür zu sorgen, daß ihre Aufmerksamkeit nicht auf Alessandro fiel.
    Er kam mit Indigo

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