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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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erogene Zone erster Klasse.«
    »Die Bücher können mich mal.«
    »Entzückend.«
    »Und diese ganzen frauenbewegten Veröffentlichungen über den ›Mythos des vaginalen Orgasmus‹. So ein Quatsch. Natürlich ist das kein Mythos.«
    »Das hier soll keine öffentliche Versammlung werden«, sagte ich. »Das hier soll eine nette, kleine, private Liebesszene werden.«
    »Na gut … Wenn du darauf bestehst.«
    Sie schlängelte sich bequemer in meine Arme hinein.
    »Ich erzähl’ dir was, wenn du möchtest«, sagte sie.
    »Wenn es unbedingt sein muß.«
    »Die Lösung für vier senkrecht ist nicht Halluzination, sondern Halluzinogene.«
    Ich schüttelte mich. »Na, vielen Dank.«
    »Dachte, du wüßtest das vielleicht gern.«
    Ich küßte ihren Hals und legte meine Hand auf ihren Bauch.
    »Das heißt, in zwanzig waagerecht ist es kein T, sondern ein G«, sagte sie.
    »Stigma?«
    »Kluges Kerlchen.«
    »Ist das alles?«
    »Mhm.«
    Nach einer Weile sagte sie: »Findest du den Gedanken an Vorhänge in Grün und grell Pink wirklich so schrecklich?«
    »Würde es dir etwas ausmachen, dich einfach nur auf die gerade anstehende Angelegenheit zu konzentrieren?«
    Ich konnte in der Dunkelheit spüren, daß sie grinste.
    »In Ordnung«, sagte sie.
    Und konzentrierte sich.
     
    Am Morgen riß sie mich in brutalster Wecker-Manier aus dem Schlaf. Es war nicht so sehr der Klaps, mit dem sie mich weckte, sondern die Stelle, die sie sich dafür aussuchte. Lachend tauchte ich aus der Tiefe auf.
    »Guten Morgen, Kleiner«, sagte sie.
    Sie stand auf und machte Kaffee, ihr haselnußbraunes Haar war ein einziges Wirrwarr und ihre Haut blaß und frisch. Morgens sah sie einfach wunderbar aus. Sie rührte einen Schlag dicker Sahne in den starken, schwarzen Kaffee und setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch.
    »Da hat es jemand wirklich auf dich abgesehen, wie?« sagte sie beiläufig.
    Ich strich Butter auf ein Stück Roggengekrümel und griff nach dem Honig.
    »Sozusagen«, gab ich zu.
    »Du willst es nicht erzählen?«
    »Kann nicht«, sagte ich kurz. »Aber ich werd’s tun, sobald ich kann.«
    »Du magst ja einen Willen wie Teakholz haben«, sagte sie, »aber du hast einen genauso verletzlichen Körper wie alle anderen auch.«
    Ich sah sie überrascht und mit vollem Mund an. Sie rümpfte die Nase über mich.
    »Ich habe dich früher für rätselhaft und aufregend gehalten«, sagte sie.
    »Danke.«
    »Und jetzt bist du ungefähr so aufregend wie ein Paar alte Hausschuhe.«
    »Wie nett«, murmelte ich.
    »Früher habe ich gedacht, es wäre etwas Magisches daran, wie du all diese beinahe bankrotten Geschäfte wieder auf die Beine kriegst … Und dann fand ich heraus, daß es keine Magie war, sondern nur schlichter, gesunder Menschenverstand …«
    »Ich bin eben ein schlichter, langweiliger Kerl«, gab ich ihr recht und spülte die Krümel mit einem Schluck Kaffee herunter.
    »Ich kenne dich jetzt so gut«, sagte sie. »Ich weiß, wie du tickst … Und all diese blauen Flecken …« Sie schauderte plötzlich in dem warmen kleinen Zimmer.
    »Gillie«, sagte ich vorwurfsvoll, »dich plagt die Intuition«, und mit dieser Bemerkung allein hatte ich mich bereits vollkommen verplappert.
    »Nein … ich interpretiere bloß«, sagte sie. »Und du sieh zu, daß du auf dich aufpaßt.«
    »Alles, was du willst.«
    »Denn«, erklärte sie ernsthaft, »ich habe keine Lust, mir die Mühe machen zu müssen, nach einer neuen Erdgeschoßwohnung auf die Jagd zu gehen, zu der ein Keller gehört, in den man Wein einlagern kann. Ich habe schon einen ganzen Monat gebraucht, um diese eine zu finden.«

5
     
    Als ich nach Newmarket zurückkam, nieselte es. Ein kalter, feuchter, scheußlicher Morgen auf der Heide. Außerdem war das erste, was ich sah, als ich in die Einfahrt von Rowley Lodge einbog, der unwillkommene weiße Mercedes.
    Der uniformierte Chauffeur saß hinter dem Lenkrad, der kühle, junge Alessandro auf dem Rücksitz. Als ich nicht weit von ihm entfernt parkte, war er schneller aus seinem Wagen heraus als ich aus meinem.
    »Wo sind Sie gewesen?« fragte er und betrachtete naserümpfend meinen silbergrauen Jensen.
    »Und wo waren Sie?« erwiderte ich freundlich und handelte mir damit die volle Eiseskälte eines Rivera-Spezialblicks ein.
    »Ich bin gekommen, um anzufangen«, sagte er verbissen.
    »Das sehe ich.«
    Er trug vorzüglich geschnittene Reithosen und glänzende braune Stiefel. Sein wasserfester Anorak kam aus einem teuren Skigeschäft,

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