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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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sein.«
    »Ich mag es nicht, wie er mich anstarrt«, sagte Etty, keineswegs besänftigt.
    »Ich werde ihn bitten, das zu lassen.«
    »Bitten!« rief Etty verärgert. »Hat man schon jemals gehört, daß ein Lehrling gebeten wird, den Futtermeister mit Respekt zu behandeln!«
    »Ich werd’s ihm sagen«, meinte ich.
    »Und sagen Sie ihm auch, daß er aufhören soll, so hochnäsig zu den anderen Pflegern zu sein; sie beklagen sich schon. Und sagen Sie ihm, er muß sein Pferd versorgen, wenn er es geritten hat, genauso wie alle anderen.«
    »Tut mir leid, Etty. Ich glaube nicht, daß er das tun wird. Wir müssen George bitten, das grundsätzlich für ihn zu übernehmen. Für einen Bonus, versteht sich.«
    »Es ist nicht die Aufgabe eines gestandenen Pflegers«, sagte Etty ärgerlich, »als … als … Diener … für einen Lehrling zu fungieren. Das gehört sich einfach nicht.«
    »Ich weiß, Etty«, pflichtete ich ihr bei. »Ich weiß, daß es sich nicht gehört, aber Alessandro ist kein gewöhnlicher Lehrling, und es wäre alles in allem vielleicht einfacher, wenn du die anderen Pfleger wissen ließest, daß sein Vater dafür bezahlt, daß er hier ist, und daß er ein romantisches Hirngespinst im Kopf hat und Jockey werden will, etwas, das er sich schnell genug aus dem Kopf schlagen wird, und wenn er weg ist, können wir hier alle zur Normalität zurückkehren.«
    Sie sah mich unsicher an. »Es ist keine richtige Lehre, wenn er sich nicht um seine Pferde kümmert.«
    »Die Einzelheiten eines Lehrvertrags sind eine von den beiden Vertragspartnern zu verhandelnde Angelegenheit«, sagte ich bedauernd. »Wenn ich damit einverstanden bin, daß er sich nicht um seine zwei Pferde kümmern muß, dann muß er nicht. Und ich bin wirklich nicht glücklich damit, daß er das nicht tut, aber so ist es eben, und der Stall wird reicher sein, wenn er hier keinen Finger rührt.«
    Etty hatte sich beruhigt. »Ich finde, Sie hätten mit mir sprechen müssen, bevor Sie all dem zugestimmt haben.«
    »Ja, Etty. Tut mir leid.«
    »Und weiß Ihr Vater davon?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Na ja dann.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn Ihr Vater es so will, müssen wir wohl das Beste daraus machen. Aber für die Disziplin ist es ganz bestimmt nicht gut.«
    »Die anderen werden sich in einer Woche an ihn gewöhnt haben.«
    »Es wird ihnen nicht gefallen, wenn es so aussieht, als könne er bei Rennen mitmachen, von denen sie meinen, daß sie ihnen zustünden.«
    »Es dauert noch einen ganzen Monat, bis die Saison beginnt«, sagte ich beschwichtigend. »Laß uns sehen, wie er sich macht, ja?«
    Und ich verdrängte den Gedanken an den Tag, an dem er, wie schlecht er auch sein mochte, seine Chance bekam, wieviel mehr ein anderer sie auch verdient haben mochte.
     
    Etty setzte ihn auf eine ruhige vierjährige Stute, die ihm nicht gefiel, die aber ein entscheidender Fortschritt gegenüber dem alten Indigo war. Er hatte meine Bitte, Etty nicht mehr so beunruhigend anzustarren, mit unnachgiebiger Verachtung quittiert und meinen Vorschlag, durchblicken zu lassen, daß sein Vater für sein Hiersein bezahlte, mit Hohn.
    »Das entspricht nicht der Wahrheit«, sagte er hochfahrend.
    »Glauben Sie mir«, erwiderte ich aus vollem Herzen, »wenn es das täte, wären Sie morgen nicht mehr hier. Nicht mal, wenn er ein Pfund die Minute bezahlte.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie Miss Craig aufregen, und weil Sie die anderen Pfleger aufregen, und weil ein Stall, in dem es vor Ärger nur so schäumt, nicht sein Bestes für die Pferde tut. Und wo wir schon mal beim Thema sind: Wenn Sie wollen, daß die Pferde hier Rennen für Sie gewinnen, dann sollten Sie Ihr Bestes tun, um mit den anderen zurechtzukommen, ohne Mißstimmigkeiten zu verursachen.«
    Er hatte mir den mittlerweile bekannten, finsteren Blick zugeworfen und nicht geantwortet, aber ich bemerkte, daß er standhaft zu Boden blickte, als Etty ihn zu der Stute abkommandierte. Er ritt sie ruhig zum Ende des Lots und brachte den ihm zugewiesenen halbschnellen Achthundert-Meter-Galopp ohne Zwischenfall hinter sich. Bei unserer Rückkehr auf den Hof kam George ihm entgegen und führte die Stute in die Box, und Alessandro ging, ohne sich auch nur einmal umzudrehen, zu seinem Mercedes und wurde davonkutschiert.
    Der Waffenstillstand währte noch zwei weitere Vormittage. Alessandro kam jedesmal pünktlich zur ersten Arbeit, verzog sich dann, wahrscheinlich zum Frühstück, kehrte zum zweiten Lot zurück und

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