Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
Vom Netzwerk:
Lachen war.
    Gillie hatte einmal gesagt: »Ich verstehe nicht, warum dieser Tisch etwas Besonderes sein soll, nur weil er schon seit den Zeiten der Armada da ist. Sieh dir doch nur diese holzwurmzerfressenen Beine an …« Sie zeigte auf vier Füße, die von Lochfraß durchsetzt, von mehreren Jahrhunderten abgeschabt und vollkommen glanzlos waren.
    »Im sechzehnten Jahrhundert wurden die Steinfußböden oft mit Bier geschrubbt, weil sie dadurch weißer wurden. Bier war zwar gut für die Steine, aber doch ein wenig ungünstig für alles Holz, das regelmäßig einen Teil davon abbekam.«
    »Verfaulte Beine beweisen, daß er echt ist?«
    »Den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    Ich mochte diesen Tisch lieber als alles andere, was ich besaß, denn auf ihm hatte ich mein ganzes Vermögen gemacht. Sechs Monate nachdem ich Eton den Rücken gekehrt hatte, machte ich mit dem, was ich als Fußbodenkehrer bei Sotheby’s gespart hatte, ein eigenes Geschäft auf, indem ich einen Handkarren durch die Vororte blühender, ländlicher Städte schob und alles kaufte, was man mir anbot und Gewinn versprach. Den Plunder verkaufte ich an Händler für Gebrauchtmöbel weiter, die besseren Stücke an Antiquitätenhandlungen, und als ich siebzehn war, dachte ich über einen eigenen Laden nach.
    Den spanischen Tisch entdeckte ich in der Werkstatt eines Mannes, von dem ich gerade eine spätviktorianische Kommode gekauft hatte. Ich betrachtete die eisenbeschlagenen, gekreuzten Rundhölzer, die unter der zehn Zentimeter dicken Platte solide, quadratische Beine verbanden, und hatte plötzlich schändliche Schmetterlinge im Bauch.
    Der Mann hatte ihn als Tapeziertisch benutzt, und er war mit Farbtöpfen übersät.
    »Den kauf ich auch, wenn Sie wollen«, sagte ich.
    »Das ist doch nur ein alter Arbeitstisch.«
    »Nun … Wieviel wollen Sie dafür?« Er betrachtete meinen Handkarren, auf den ich gerade mit seiner Hilfe die Kommode geladen hatte. Betrachtete die zwanzig Pfund, die ich ihm dafür gegeben hatte, betrachtete meine schäbigen Jeans und die Lederweste, und dann sagte er freundlich: »Nein, mein Junge, ich will dich nicht ausplündern. Und außerdem, sieh doch nur, die Beine sind unten schon ganz verfault.«
    »Ich könnte mir noch mal zwanzig leisten«, sagte ich zweifelnd. »Aber das ist auch so ziemlich alles, was ich dabei habe.«
    Ich mußte lange auf ihn einreden, und am Ende wollte er nur fünfzehn nehmen. Er schüttelte den Kopf über mich und sagte mir, daß ich mich besser ein wenig mehr bilden sollte, bevor ich mich ruinierte. Aber ich säuberte den Tisch, polierte die wunderschöne Nußbaumplatte und verkaufte ihn vierzehn Tage später an einen Antiquitätenhändler, den ich aus meiner Sotheby-Zeit kannte – für zweihundertsiebzig Pfund.
    Nachdem meine Ersparnisse solchermaßen angeschwollen waren, eröffnete ich meinen ersten Laden, und es ging stetig bergauf. Als ich dann zwölf Jahre später alles an ein amerikanisches Syndikat verkaufte, besaß ich eine Kette von elf Läden, alle freundlich und sauber und voller Schätze.
    Kurze Zeit später folgte ich einem sentimentalen Drang, spürte den spanischen Tisch auf und kaufte ihn zurück. Und ich ging auch noch einmal zu dem Bastler mit seiner Werkstatt und gab ihm zweihundert Pfund, die beinahe einen Herzanfall auslösten; also fand ich, wenn irgend jemand das Recht hatte, seine Füße auf dieses teure Brett zu legen, dann ich.
     
    »Woher hast du die ganzen blauen Flecke?« fragte Gillie, während sie sich im Bett des Gästezimmers aufsetzte und mir beim Ausziehen zusah.
    Ich blinzelte hinunter auf die malvenfarbenen Stellen an meinem Körper.
    »Ein Tausendfüßler hat mich überfallen.«
    Sie lachte. »Du bist ein hoffnungsloser Fall.«
    »Und ich muß morgen um sieben wieder in Newmarket sein.«
    »Dann hör auf, Zeit zu verschwenden. Es ist schon Mitternacht.«
    Ich kletterte zu ihr ins Bett, und während wir in nackter Gemeinsamkeit zusammenlagen, kämpften wir uns durch das Times -Kreuzworträtsel.
    So war es immer am besten. Wenn wir das Licht ausmachten, waren wir entspannt und ineinander verschlungen und wandten uns einander für einen Akt zu, der ein Teil unserer Beziehung war, aber nicht alles.
    »Ich liebe dich ziemlich«, sagte Gillie. »Ob du’s glaubst oder nicht.«
    »Oh, ich glaube dir«, sagte ich bescheiden. »Tausend andere täten das nicht.«
    »Hör auf, an meinem Ohr zu knabbern; ich mag das nicht.«
    »In den Büchern steht, das Ohr sei eine

Weitere Kostenlose Bücher