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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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verschwand für den Rest des Tages endgültig. Etty gab ihm mittelschwere Pferde zu reiten, mit denen er durchweg gut genug zurechtkam, um ihr den widerwilligen Kommentar abzuringen: »Wenn er uns nicht mehr Schwierigkeiten macht, könnte es wohl schlimmer sein.«
    Aber an seinem vierten Tag, einem Samstag, war sein Trotz nicht nur wieder da, sondern schlimmer als zuvor. Wir überstanden nur deshalb beide Lots ohne einen direkten Zusammenstoß zwischen ihm und Etty, weil ich sie bewußt auseinander hielt. Beim zweiten Lot bestand ich sogar darauf, ihn mit einer Gruppe Zweijähriger zu der speziellen Trainingsbahn für Zweijährige mitzunehmen, während Etty den Großteil des Lots zum Warren Hill führte.
    Wir kehrten vor Etty zurück, so daß er eigentlich schon weg gewesen wäre, als sie wiederkam, aber statt zu seinem Mercedes zu stolzieren, folgte er mir zur Bürotür.
    »Griffon«, sagte er hinter mir.
    Ich drehte mich um; betrachtete ihn. Arroganz stand ihm überdeutlich im Gesicht geschrieben. Seine Augen waren schwärzer als das Weltall.
    »Ich habe mit meinem Vater gesprochen«, eröffnete er mir. »Er sagt, Sie sollen mich mit Respekt behandeln. Er sagt, ich soll keine Befehle von einer Frau entgegennehmen und daß Sie dafür sorgen müssen, daß ich es nicht muß. Wenn nötig, muß Miss Craig gehen. Er sagt, ich muß bessere Pferde bekommen, vor allem Archangel. Er sagt, wenn Sie nicht auf der Stelle diese Dinge in Ordnung bringen, wird er Ihnen zeigen, daß er ernst meint, was er gesagt hat. Und er hat mir gesagt, ich soll Ihnen dies hier geben. Er sagte, es sei ein Versprechen dessen, was er tun könne.«
    Er zog ein flaches Blechkästchen aus einer Innentasche seines Anoraks und hielt es mir hin.
    Ich nahm es an. »Wissen Sie, was es enthält?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, aber ich war sicher, daß er es wußte.
    »Alessandro«, sagte ich. »Was auch immer Ihr Vater mir androht oder was er auch tut, Ihre einzige Chance auf Erfolg besteht darin, den Stall unversehrt zu lassen. Wenn Ihr Vater ihn zerstört, wird es nichts mehr geben, was Sie reiten können.«
    »Er wird einen anderen Trainer dazu bringen, mich zu nehmen«, versicherte er.
    »Wird er nicht«, sagte ich unumwunden, »denn wenn er diesen Stall zerstört, werde ich dem Jockey Club die Fakten unterbreiten, und der wird Ihnen Ihre Lizenz wegnehmen und dafür sorgen, daß Sie niemals mehr an irgendeinem Rennen teilnehmen werden.«
    »Er würde Sie töten«, sagte er sachlich. Der Gedanke schien ihn weder zu überraschen noch zu entsetzen.
    »Ich habe bei meinem Rechtsanwalt bereits einen vollen Bericht über mein Gespräch mit Ihrem Vater hinterlegt. Sollte er mich töten, wird man diesen Brief öffnen. Danach dürfte er in ziemlichen Schwierigkeiten sein. Und Sie würden natürlich lebenslänglich für alle Rennen auf der Welt gesperrt werden.«
    Weniger hart, dafür um so verunsicherter sagte er: »Er wird selbst mit Ihnen reden müssen. Sie benehmen sich nicht so, wie Sie es seiner Meinung nach tun müßten. Sie verwirren mich … Er muß selbst mit Ihnen reden.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und entfernte sich steif zu dem bereitstehenden Mercedes. Er stieg in den Fond, und der geduldige Chauffeur, der grundsätzlich die ganze Zeit, während sein Passagier mit den Pferden beschäftigt war, im Wagen blieb, ließ den Motor schnurrend an und fuhr ihn mit knirschenden Reifen davon.
    Ich nahm die flache Blechdose mit ins Haus, ging bis in das eichenvertäfelte Zimmer und öffnete sie auf dem Schreibtisch.
    Zwischen mehreren Schichten Baumwolle enthielt sie ein kleines, geschnitztes Holzpferd. Um seinen Hals hing ein kleines Schild, und auf dem Schild stand genau ein Wort: Moonrock.
    Ich hob das kleine Pferd aus der Dose. Man mußte es in zwei Teilen herausnehmen, denn das rechte Hinterbein war am Gelenk gebrochen.

6
     
    Ich saß ziemlich lange einfach nur da, hielt das kleine Modell in Händen, führte mir seine Bedeutung vor Augen und fragte mich, ob Enzo Rivera Moonrocks Beinbruch möglicherweise tatsächlich arrangiert haben konnte oder ob er lediglich so tat, als sei ein echter Unfall in Wahrheit sein Werk gewesen.
    Im Prinzip glaubte ich nicht, daß er Moonrock »zerstört« hatte. Was mir jedoch plötzlich in seiner ganzen verhängnisvollen Tragweite klar wurde, war die Bedeutung des wiederholt aufgetauchten Wortes: Zerstören.
    Beinahe jedes Pferd, das sich ein Bein brach, mußte zerstört, das heißt eingeschläfert

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