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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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für Pferdemedizin gehen. Ich kann das nicht selbst machen, hab’ nicht die Ausrüstung dafür.«
    »Nur eine Blutprobe, auf der der Name des Pferdes nicht vermerkt ist.«
    »Na klar. Das kommt dauernd vor. Aber Sie können doch nicht wirklich annehmen, daß jemand das arme alte Pferd gedopt hat!«
    »Ich glaube, es hat ein Narkosemittel bekommen«, sagte ich. »Und man hat ihm das Bein absichtlich gebrochen.«
    »O Gott!« Sein Mund war zu einem O des Erstaunens gerundet, aber die Augen flackerten mit der Geschwindigkeit seiner Gedanken. »Ich habe nicht den Eindruck, daß Sie übergeschnappt sind«, sagte er schließlich, »also wollen wir uns die Sache mal näher ansehen.«
    Er ging neben dem verletzten Bein in die Hocke und ließ seine Finger ganz vorsichtig über die Haut gleiten. Indigo erbebte unter seiner Berührung und warf heftig den Kopf hin und her.
    »Ist ja gut, alter Knabe«, sagte Dainsee, der nun wieder aufstand und Indigo den Hals tätschelte. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an: »Kann nicht sagen, daß Sie sich irren, kann nicht sagen, daß Sie recht haben.« Er hielt inne und dachte noch einmal darüber nach. Die Augenbrauen hoben und senkten sich mehrere Male. »Ich sag’ Ihnen was«, sagte er schließlich. »Ich habe ein tragbares Röntgengerät zu Hause. Ich hole es her, und wir machen eine Aufnahme. Wie wär’ das?«
    »Gute Idee«, sagte ich erfreut.
    »Also schön.« Er öffnete seine Tasche, die er direkt neben die Tür gestellt hatte. »Dann werde ich das Bein vereisen, damit er keine Schmerzen hat, bis ich wieder da bin.« Er zog eine Subkutanspritze hervor, hielt sie gegen das Licht und drückte langsam den Kolben herunter.
    »Nehmen Sie zuerst die Blutprobe«, sagte ich.
    »Hm?« Er blinzelte mich an. »O ja, natürlich. Donnerwetter, natürlich. Wie dumm von mir.« Er lachte freundlich, legte die erste Spritze weg und setzte eine deutlich größere, leere zusammen.
    Er nahm die Blutprobe aus der Drosselvene, die er schon beim ersten Versuch traf. »Glück gehabt«, murmelte er voller Bescheidenheit und zog ein halbes Wasserglas voll Blut in die Spritze. »Muß dem Labor genug Material zum Arbeiten geben, wissen Sie«, bemerkte er, als er meine Überraschung sah. »Von einem Fingerhut voll bekommt man keine verläßlichen Resultate.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht …«
    Er packte die Blutprobe in seine Tasche, spritzte das Mittel für die örtliche Betäubung in Indigos Vorderfuß, nickte und zwinkerte mir mit unverminderter Fröhlichkeit zu, bevor er sich wieder auf den Weg machte. Indigo, den das Ganze nicht weiter beunruhigt hatte, machte sich zufrieden wieder über sein Heunetz her, und ich ging mit meiner aufgestauten Wut ins Haus.
    Auf dem Schildchen des kleinen Holzpferdes stand auf der einen Seite in großen Druckbuchstaben das Wort »Indigo« und auf der anderen ebenfalls in Druckbuchstaben eine kurze, scharfe Botschaft.
    »Wer meinen Sohn verletzt, fordert Zerstörung heraus.«
    Weder George noch Etty sahen irgendeinen Sinn darin, daß der Tierarzt wegfuhr, ohne Indigo einzuschläfern.
    »Ähm …«, sagte ich. »Er hat festgestellt, daß er dieses Mittel zum schmerzlosen Töten doch nicht bei sich hatte. Er dachte, es sei in seiner Tasche, aber da war es nicht.«
    »Oh«, sagten sie zufriedengestellt, und Etty erzählte mir, daß auf der Galoppbahn alles gutgegangen sei und daß Lucky Lindsay schnelle tausend Meter gelaufen sei und anschließend nicht mal mehr eine Kerze hätte auspusten können.
    »Diesen verflixten kleinen Alex hatte ich auf Clip Clop gesetzt und ihm gesagt, er solle ihn ruhig gehen lassen, und er hat mir doch verdammt noch mal nicht gehorcht. Er ging auf der Stelle in flotten Galopp und hat Lancat weit hinter sich gelassen. Die Ferngläser der Turfspione haben Stielaugen gekriegt.«
    »Törichter kleiner Narr«, gab ich ihr recht. »Ich werde mit ihm reden.«
    »Er nutzt jede Gelegenheit, um mir eins auszuwischen«, beklagte sie sich. »Wenn Sie nicht dabei sind, ist er absolut unerträglich.« Sie holte tief und bekümmert Luft und dachte noch einmal nach. »Ehrlich gesagt, ich finde, Sie sollten Mr. Griffon mitteilen, daß wir ihn nicht behalten können.«
    »Nächstes Mal, wenn ich ins Krankenhaus gehe, werde ich ihn darauf ansprechen«, erwiderte ich. »Was gibst du ihm fürs zweite Lot zum Reiten?«
    »Pullitzer«, erwiderte sie prompt. »Bei dem ist es nicht so wichtig, wenn er nicht tut, was ich sage.«
    »Richte ihm bitte aus, daß

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