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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Kopf ab, als hätte ich ihn geschlagen.
    »Er ist also gekommen«, sagte er und klang hoffnungslos.
    »Er ist gekommen«, stimmte ich ihm zu.
    »Aber Sie haben ihn nicht … Ich meine … getötet?«
    »Ich bin nicht Ihr Vater«, sagte ich ätzend. »Carlo hat eine Injektion von irgendeinem Zeug bekommen, das für Buckram bestimmt war.«
    Er schob das Kinn zurück, und in seinen Augen stand ein Zorn, der ausnahmsweise einmal nicht ausschließlich mir galt.
    »Ich habe ihm verboten herzukommen«, sagte er wütend. »Ich habe es ihm verboten.«
    »Weil Buckram nächste Woche für Sie ein Rennen gewinnen könnte?«
    »Ja … nein … Sie verwirren mich.«
    »Aber er hat Ihr Verbot ignoriert«, meinte ich, »und Ihrem Vater gehorcht?«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll nicht herkommen«, wiederholte er.
    »Er würde es nicht wagen, sich Ihrem Vater zu widersetzen«, erwiderte ich trocken.
    »Niemand widersetzt sich meinem Vater«, stellte er automatisch fest und sah mich dann verwundert an. »Bis auf Sie«, sagte er.
    »Bei Ihrem Vater«, erklärte ich ihm, »ist es der beste Trick, sich ihm auf einem Gebiet zu widersetzen, auf dem Vergeltungsmaßnahmen zunehmend weniger rentabel sind, und dieses Gebiet dann bei jeder Gelegenheit zu vergrößern.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich werde es Ihnen auf dem Weg nach Doncaster erklären«, sagte ich.
    »Ich komme nicht mit Ihnen«, sagte er steif. »Carlo wird mich in meinem eigenen Wagen hinbringen.«
    »Dazu ist er nicht in der Verfassung. Wenn Sie zu den Rennen gehen wollen, denke ich, werden Sie entweder selbst fahren oder mit mir kommen müssen.«
    Er bedachte mich mit einem wütenden Blick und gab nicht zu, daß er nicht fahren konnte. Aber er konnte auch nicht dem Reiz der Rennen widerstehen, und genau damit hatte ich gerechnet.
    »Na schön, ich komme mit Ihnen.«
     
    Nachdem wir mit dem ersten Lot vom Rennbahngelände zurückgekehrt waren, sagte ich ihm, er solle sich im Büro mit Margaret unterhalten, während ich mir rennbahntaugliche Kleidung anzog, und dann fuhr ich ihn ins Forbury Inn, damit er dasselbe tat.
    Er sprang aus dem Jensen, noch beinahe bevor dieser stehengeblieben war, und riß eine der Hintertüren des Mercedes auf. Im Wagen saß eine in sich zusammengesunkene Gestalt auf dem Rücksitz. Carlo schien zumindest teilweise wach zu sein, wenn auch noch nicht hundertprozentig empfänglich für den Sturzbach italienischer Schimpfwörter, der über ihn hereinbrach.
    Ich tippte Alessandro auf den Rücken und sagte, als er für einen Augenblick aufhörte zu fluchen: »Wenn er sich auch nur halbwegs so fühlt wie ich nach einer ähnlichen Behandlung, wird er nicht besonders zugänglich sein. Warum tun Sie nicht etwas Konstruktives, wie zum Beispiel sich fürs Rennen umzuziehen?«
    »Ich tue, was mir gefällt«, erwiderte er grimmig, aber gleich darauf schien es, als gefalle es ihm gerade in diesem Augenblick, sich umzuziehen.
    Während er im Hotel war, machte Carlo ein oder zwei Bemerkungen auf italienisch, die meine Sprachkenntnisse überstiegen. Worum es ging, war jedoch klar. Irgend etwas mit meinen Vorfahren.
    Alessandro kam in dem dunklen Anzug zurück, den er an seinem ersten Tag auf Rowley Lodge getragen hatte, ein Anzug, der ihm jetzt eine ganze Kleidernummer zu groß war. Er ließ ihn noch dünner aussehen, erheblich jünger und beinahe harmlos. Ich rief mir energisch ins Gedächtnis, daß man, wenn man die Deckung herunternahm, den Gegner zu einem Aufwärtshaken einlud, und wies ihn daher mit einer ruckartigen Kopfbewegung an, in den Jensen zu steigen.
    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, sprach ich durch das geöffnete Fenster des Mercedes mit Carlo. »Können Sie verstehen, was ich sage?« fragte ich. »Hören Sie mir zu?«
    Er hob mit einiger Mühe den Kopf und bedachte mich mit einem Blick, der zeigte, daß er mir zuhörte, selbst wenn er es eigentlich nicht wollte.
    »Gut«, sagte ich. »Also, merken Sie sich Folgendes. Alessandro kommt mit mir zum Rennen. Bevor ich ihn zurückbringe, werde ich mit dem Stall telefonieren, um sicherzustellen, daß niemand dort irgendwelchen Schaden angerichtet hat … Daß alle Pferde gesund und munter sind. Wenn Sie irgendwie vorhatten, heute wieder nach Rowley Lodge zu gehen, um zu beenden, was Ihnen vergangene Nacht nicht gelungen ist, vergessen Sie’s. Denn wenn Sie dort irgendwelchen Schaden anrichten, werden Sie Alessandro heute abend nicht zurückbekommen … Heute abend nicht, und noch viele Abende

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