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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Einschätzungen, was Archangels Chancen betraf. Alle stimmten darin überein, daß Hoylakes großes Rennformat ein beträchtliches Plus sei.
    Ich fragte mich, ob Enzo englische Zeitungen las.
    Ich hoffte, er tat es nicht.
     
    Für die beiden nächsten Tage waren keine Rennveranstaltungen angesetzt, nicht vor Ascot und Catterick am Mittwoch und dem Newmarketer Guineas am Donnerstag, Freitag und Samstag.
    Am Montagmorgen erschien Alessandro mit schleppendem Gang und kohlrabenschwarzen Schatten um die Augen und sagte, sein Vater koche vor Wut, weil Tommy Hoylake immer noch Archangel reiten solle.
    »Ich habe ihm erklärt«, sagte er, »daß Sie mir nicht erlauben würden, ihn zu reiten. Ich habe ihm auch erklärt, daß ich verstehen könne, warum Sie das nicht tun würden. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihm nie verzeihen würde, wenn er hier noch weiteren Schaden anrichtete. Aber er hört nicht richtig zu. Ich weiß nicht … er ist irgendwie anders. Nicht mehr so wie früher.«
    Aber Enzo war, so glaubte ich, noch immer genau so, wie er früher gewesen war. Es war Alessandro selbst, der sich verändert hatte.
    Also sagte ich lediglich: »Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen, und konzentrieren Sie sich auf diejenigen Rennen, die Sie um Ihrer selbst willen besser gewinnen sollten.«
    »Was?« fragte er geistesabwesend.
    »Wachen Sie auf, Sie dumme Nuß. Sie verschenken sich alles, wofür Sie so hart gearbeitet haben. Es spielt bald nicht mehr die geringste Rolle, ob Sie lebenslängliches Rennbahnverbot erhalten, denn Sie reiten so grauenhaft schlecht, daß Sie ohnehin keine Ritte mehr bekommen werden.«
    Er blinzelte, und der alte Zorn erlebte ein vorübergehendes Comeback. »Sprechen Sie nicht so mit mir.«
    »Hab’ ich nicht recht?«
    »Oh …«, sagte er wütend. »Sie und mein Vater, Sie zerreißen mich.«
    »Sie müssen selbst wissen, was Sie wollen«, sagte ich sachlich. »Und wenn Sie immer noch Jockey werden möchten, sehen Sie zu, daß Sie in Catterick gewinnen. In den dortigen Lehrlingsrennen lasse ich Buckram laufen, und eigentlich sollte ich einem der anderen Jungen die Chance geben, aber ich setze Sie noch einmal ein, und wenn Sie nicht gewinnen, werden die anderen Sie wahrscheinlich lynchen.«
    Die alte Überheblichkeit wollte nochmals aufflackern, doch sie schien nicht mehr von Herzen zu kommen.
    »Und am Donnerstag hier in Newmarket können Sie Lancat im Heath Handicap reiten. Es ist eine gerade Meile, nur für Dreijährige, und ich meine, er sollte sie gewinnen, nach der Form, die er in Teesside an den Tag gelegt hat. Also los, studieren Sie diese Rennen, und verschaffen Sie sich einen groben Überblick über das, was die Konkurrenz vielleicht tun wird. Und Sie werden verdammt noch mal beide Rennen gewinnen. Verstanden?«
    Er warf mir einen langen Blick zu, in dem die ganze alte Leidenschaftlichkeit, aber nichts mehr von der alten Feindseligkeit lag.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Ich habe verstanden. Ich soll sie verdammt noch mal beide gewinnen.« Ein schwaches Lächeln über den ersten Versuch eines Scherzes, den ich je vor ihm gehört hatte, stieg in seinem Gesicht auf und erstarb sogleich in seinen Augen.
    Etty nahm meine Entscheidung bezüglich Buckram mit schmalen Lippen und wütendem Gesicht auf. Mein Vater würde das nicht gutheißen, sagte sie; eindeutig war ein neuerlicher privater Bericht unterwegs.
    Ich schickte Vic Young nach Catterick rauf und ging selbst mit drei anderen Pferden nach Ascot, wobei ich mir einzureden versuchte, daß es schließlich meine Pflicht sei, die Besitzer zu der größeren Veranstaltung zu begleiten, und daß es nichts mit meinem Wunsch, Enzo aus dem Weg zu gehen, zu tun hatte.
    Draußen auf der Heide, während wir am Fuß des Side Hills darauf warteten, daß zwei andere Ställe ihr Training beendeten, diskutierte ich mit Alessandro die Taktik, die er für das Rennen vorschlug. Abgesehen von den Schatten, die immer noch um seine Augen lagen, schien er einen Teil seiner früheren, eisigen Renntagsruhe wiedererlangt zu haben. Diese Ruhe mußte zwar noch eine lange Fahrt in Gesellschaft seines Vaters überleben, aber immerhin, es war ein Hoffnungsschimmer.
    Buckram ging als Zweiter durchs Ziel. Ich war ausgesprochen enttäuscht, als ich seinen Namen auf der Anschlagtafel mit den »Ergebnissen anderer Rennen« in Ascot sah, aber als ich nach Rowley Lodge zurückkehrte, kam auch gerade Vic Young mit Buckram heim, und der war für seine Verhältnisse regelrecht

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