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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Berechnungen. Also haben wir uns mit dem Hauskauf beeilt, damit der Umzug gelaufen ist und wir fertig eingerichtet sind, wenn das Baby kommt.“
    Gottseidank fuhr genau in diesem Augenblick ein Auto vor und parkte hinter dem Umzugswagen. Die Männer, die ausstiegen, waren allesamt Kollegen von Arthur und Lynn, die gekommen waren, um beim Umzug zu helfen.
    Leider kannte ich den Fahrer nur allzu gut. Es war ein kräftiger Mann, ungefähr zehn Jahre älter als Arthur, und einer der wenigen Menschen auf der Welt, vor denen ich wirklich Angst hatte: Detective Sergeant Jack Burns.
    Da stand ich also, umringt von mindestens sieben Polizeibeamten, darunter auch Burns, und in einer meiner Papiertüten befand sich … nein, solange Jack Burns mich ansah, mochte ich das Wort noch nicht einmal denken! In dem Mann brannte ein Feuer, das sich erbarmungslos gegen jeden richtete, der etwas falsch gemacht hatte, etwas, das gnadenlos auf Bestrafung sann. Burns war bekannt für den rechtschaffenen Zorn, der in ihm flammte. Bestimmt witterte er Geheimnisse, bestimmt wusste er nur zu genau, wann jemand log. Meine Beine zitterten so, dass ich Angst hatte, man könne es mir ansehen. Wie um alles in der Welt schafften es Burns’ Kinder, beide im Teenageralter, sich irgendeine Art von Privatleben zu bewahren?
    „Es war schön, euch zu sehen.“ Ich räusperte mich. „Hoffentlich läuft euer Umzug glatt und wird nicht zu anstrengend.“
    Beide Smiths wirkten erleichtert, dass die Begegnung ein so rasches Ende fand. Arthur wurde von einem seiner Kumpel, der inzwischen die Heckklappe des Lasters geöffnet hatte, zur Arbeit gerufen, und winkte mir zum Abschied lässig zu.
    „Komm doch vorbei, wenn wir fertig eingerichtet sind“, bat mich Lynn in edler Unaufrichtigkeit, als ich mich von ihr verabschiedete und mich zum Gehen wandte.
    „Lass es ruhig angehen, Lynn!“, rief ich ihr über die Schulter zu, während ich mit wackligen Beinen über die Straße zu meinem Auto ging.
    Ich stellte die Tüten behutsam auf den Beifahrersitz und schlüpfte selbst auf den Fahrersitz. Am liebsten wäre ich noch ein Weilchen sitzengeblieben, weil ich so zitterte, andererseits wollte ich auch so schnell wie möglich verschwinden. Also drehte ich den Schlüssel im Zündschloss, drehte die Klimaanlage voll auf, beschäftigte mich länger als nötig mit dem Anlegen des Gurtes und befreite mein Gesicht mit Hilfe eines Taschentuchs von den Schweißströmen, die darüber liefen – alles, um mir vor der eigentlichen Abfahrt ein wenig Zeit zu verschaffen. Erst dann steuerte ich das Auto aus dem Carport. Die unvertraute Auffahrt plus die Tatsache, dass gegenüber auf der anderen Seite ein Umzugswagen stand, um den Leute herumwuselten, machten das Manöver zu einer recht kniffligen Angelegenheit.
    Endlich hatte ich es bis zur Straße geschafft, wo ich es sogar fertigbrachte, den Umzugshelfern munter zuzuwinken. Ein paar Männer erwiderten meinen Gruß. Jack Burns stierte nur. Wieder fragte ich mich, wie seine Frau und die Kinder mit diesem brennenden, durchdringenden Blick leben konnten, der einem sämtliche Geheimnisse zu verweigern schien. Ob er ihn daheim abstellen konnte? Sogar die Männer, die unter seinem Befehl standen, fühlten sich in seiner Gegenwart oft unwohl, wie ich erfahren hatte, als ich noch mit Arthur zusammen war.
    Nachdem ich Burns und den anderen entkommen war, fuhr ich eine Weile ziellos in der Gegend herum und fragte mich, was ich jetzt mit dem Schädel anstellen sollte. Ihn nach Hause mitzunehmen kam wirklich nicht in Frage, ich hätte dort auch kein gutes Versteck gewusst. Wegwerfen konnte ich ihn auch nicht, bis ich nicht entschieden hatte, wie ich vorgehen wollte. Mein Schließfach in der Bank war zu klein für ihn, was wahrscheinlich auch für das Janes galt, denn sonst hätte sie den Schädel ja von Anfang an dort unterbringen können. Allein der Gedanke daran, mit der verdächtigen Papiertüte in der Hand meine Bank zu betreten, ließ mich hysterisch vor mich hin kichern. Auf keinen Fall durfte ich ihn einfach in den Kofferraum meines Autos stecken. War meine Zulassung eigentlich noch gültig, die letzte Inspektion ordnungsgemäß eingetragen? Ich warf einen Blick auf die Prüfplakette an der Windschutzscheibe – alles in Ordnung. Trotzdem war es denkbar, dass mich die Polizei wegen eines Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung anhielt, was mir allerdings noch nie passiert war. Aber an Tagen wie diesem schien alles möglich.
    Ich

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