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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ich an ihn dachte.
    „Hallo!“, begrüßte ich ihn wachsam, als ich ausstieg. Auch er kletterte aus seinem Wagen und kam zu mir herüber.
    „Ich bin auf gut Glück vorbeigekommen, in der Hoffnung, Sie anzutreffen. In der Bibliothek sagte man mir bei meinem Anruf, Sie hätten heute frei.“
    „Ja. Ich arbeite nicht jeden Tag“, erläuterte ich, obwohl das nicht notwendig gewesen wäre. „Ich bin hier, um nach den Kätzchen zu sehen.“
    „Kätzchen!“ Die schweren Brauen hinter den Brillengläsern zuckten alarmiert in die Höhe.
    „Madeleine ist heimgekommen. Sie hat im Schrank in Janes Schlafzimmer Junge bekommen.“
    „Sind Parnell und Leah hier gewesen?“, fragte er. „Haben sie Ihnen Arger gemacht?“
    „Ich glaube, Parnell denkt, wir sind quitt. Jetzt, wo ich vier Kätzchen unterzubringen habe.“
    Bubba lachte, was allerdings nicht sehr heiter klang. „Hören Sie“, setzte er an, „die Anwaltsvereinigung veranstaltet nächstes Wochenende einen Ball, und ich habe mich gefragt, ob Sie wohl gern mit mir hingehen würden.“
    Ich war so verblüfft, dass ich ihn fast mit offenem Mund angestarrt hätte. Schließlich ging der Mann verlässlichen Berichten zufolge mit meiner schönen Freundin Lizanne aus. Aber mehr noch – ich hätte schwören können, dass Bubba Sewell an mir als Frau nicht interessiert war, und obwohl ich mich nie eines proppevollen Verabredungskalenders habe erfreuen können, hatte ich eins doch schon vor Langem gelernt: Besser, man verbrachte einen Abend mit einem guten Buch und einer Tüte Kartoffelchips, als dass man ihn an ein Date mit einem Mann verschwendete, der einen kalt ließ.
    „Es tut mir leid“, sagte ich. Da ich nur selten in die Verlegenheit kam, eine Einladung zu einer Verabredung ausschlagen zu müssen, war ich in dieser Kunst nicht sehr bewandert. „Ich habe derzeit einfach zu viel zu tun. Aber vielen Dank, dass Sie an mich gedacht haben.“
    Der Jurist blickte verlegen zur Seite. „Gut. Vielleicht ein andermal.“
    Ich schenkte ihm ein unverfängliches Lächeln.
    „Läuft alles … gut?“, fragte er aus heiterem Himmel.
    Was wusste der Mann?
    „Sie haben von den Knochen gehört, die man drüben beim Straßenschild gefunden hat?“ Der Bericht hatte unter dem Artikel über Bubbas Kandidatur gestanden. Es war eine sehr kurze Meldung gewesen, mit der banalen Schlagzeile: „Städtische Arbeiter finden Knochen“. Ich rechnete mit einer erheblich ausführlicheren Meldung in der Zeitung vom nächsten Morgen. Vielleicht würde es ja jetzt, wo die Gerichtsmedizin sich der Knochen annahm, auch Informationen über Alter und Geschlecht des Skeletts geben. In der heutigen Zeitung hatte nur gestanden, dass sich die Gebeine zur Untersuchung im gerichtsmedizinischen Institut befanden. Aber was schweifte ich ab, ich sollte mich doch mit Bubba unterhalten! Als ich aus meinen Gedanken auftauchte, durfte ich feststellen, dass er mich mit einiger Spannung im Blick musterte.
    „Die Gebeine?“, drängte er sanft. „Das Gerippe?“
    „Na ja, der Schädel hat gefehlt“, brummte ich.
    „Stand das in der Zeitung?“, fragte er scharf. Da hatte ich einen Fehler begangen, denn die kurze Meldung hatte die Schädellosigkeit des gefundenen Skelettes nicht erwähnt.
    „Mein Gott, Bubba“, sagte ich kühl. „Das weiß ich nicht mehr.“
    Woraufhin wir einander ziemlich lange ziemlich unverwandt anstarrten.
    „Ich muss los“, sagte ich schließlich. „Die Katzen warten.“
    „Klar.“ Bubba schürzte grüblerisch die Lippen. „Na ja … wenn Sie mich brauchen, Sie wissen ja, wo Sie mich finden können. Haben Sie eigentlich von meiner Kandidatur gehört?“
    „Natürlich.“ Wir starrten uns eine weitere Sekunde lang an. Dann schritt ich die Auffahrt hoch und schloss die Vordertür auf. Sofort strich mir Madeleine um die Beine, um die weiche Erde unter den Büschen anzusteuern. Offenbar war das Katzenklo nur für den Ausnahmefall, meine Katze erledigte ihr Geschäft lieber in der Natur. Als ich die Tür hinter mir schloss, war Bubba Sewell schon wieder verschwunden.

Kapitel Zehn
     
    Ein paar Stunden lang trieb ich mich ruhelos im „neuen“ Haus herum. Es gehörte mir, mir ganz allein, aber irgendwie erfüllte mich dieser Gedanke nicht mehr mit strahlender Freude. Eigentlich gefiel mir mein Reihenhaus besser, obwohl es ein seelenloses Mietobjekt war. Es hatte mehr Zimmer, ich war es gewohnt, darin zu leben, es gefiel mir, ein Obergeschoss zu haben, das ich nicht aufräumen

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