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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mit passendem Armband. Ein paar Ringe, keiner davon extravagant oder dem ersten Anschein nach außergewöhnlich wertvoll, aber alle bestimmt teuer und auf jeden Fall sehr hübsch. Fast kam ich mir vor, als hätte ich die Schatzkiste in einer Piratenhöhle geöffnet – und all diese Schätze gehörten jetzt mir! Sentimentale Gefühle empfand ich bei ihrem Anblick nicht, hatte ich doch Jane keins dieser Kleinodien je tragen sehen – mit Ausnahme der Perlen vielleicht. Ja, die hatte sie bei einer Hochzeit getragen, zu der wir beide eingeladen gewesen waren. Aber sonst kam mir nichts bekannt vor. Neugierig probierte ich die Ringe an. Sie saßen ein wenig locker, aber nicht sehr, Jane und ich hatten beide dünne Finger. Ich versuchte mir vorzustellen, wozu ich die Anstecknadel mit den Ohrringen tragen könnte und befand, beides würde fabelhaft zu einem weißen Winterkostüm passen. Während ich die einzelnen Teile bewundernd in der Hand hielt und berührte, wurde mir klar, dass sich im Bankschließfach sonst nichts weiter befand. Ganz gleich, was Sewell gesagt hatte, Papiere lagen hier keine. Dass Jane mir hier keinen Brief hinterlassen hatte, enttäuschte mich unendlich.
    Zurück im Haus sah ich eine Stunde lang Madeleine und den Kätzchen zu, aber auch das konnte mich nicht erden. Schließlich machte ich es mir auf der Couch bequem, schaltete die CNN-Nachrichten ein und vertiefte mich parallel in meine Lieblingsstellen in Janes Ausgabe des Buches von Donald Rumberland über Jack the Ripper. Jane hatte als Lesezeichen ein Stück Papier ins Buch gelegt, bei dessen Anblick mein Herz kurz höher schlug. Hatte Jane mir vielleicht doch eine Nachricht hinterlassen? Eindeutiger als das kurze „Ich war es nicht“? Leider handelte es sich diesmal nur um einen alten Einkaufszettel: Eier, Muskatnuss, Tomaten, Butter …
    Ich setzte mich auf. Nur weil der Zettel blinder Alarm gewesen war, bedeutete das noch lange nicht, dass es keine weiteren Nachrichten gab! Wo hatte Jane sie hinterlegt? Dort, wo sie sicher damit rechnen konnte, dass ich sie fand! Sie hatte gewusst, dass außer mir niemand ihre Bücher durchgehen würde. Also gut: Die erste Nachricht hatte ich in einem Buch über Madeleine Smith gefunden, und Madeleine Smith war das Thema, für das Jane sich am stärksten interessiert hatte. Gründlich ging ich jedes weitere Buch über den Fall Smith durch, blätterte, schüttelte, suchte.
    Nichts.
    Gut, dann vielleicht in einem der Bücher zu meinen Spezialthemen – Jack the Ripper also oder Julia Wallace. Über den Ripper besaß Jane nur ein einziges Werk, das, in dem ich gerade gelesen hatte. Ich blätterte es durch und schüttelte es, ohne dass ein Zettel zum Vorschein gekommen wäre. Zu Julia Wallace war hier ebenfalls nur ein Buch vorhanden, das mir auch keine Nachricht bescherte. Theodore Durrant, Thompson-Bywater, Sam Sheppard, Reginald Christie, Crippen … ich schüttelte Janes gesamte Bibliothek über echte Morde ergebnislos durch.
    Als Nächstes ging ich zu den Kriminalromanen über, bei denen die weiblichen Autoren eindeutig dominierten: Margery Allingham, Mary Roberts Rhinehart, Agatha Christie … die eher klassischen Krimischreiberinnen. Erstaunlicherweise verfügte Jane auch über ein ganzes Regalbrett Fantasy, auch hier die klassische Variante mit dem Schwerpunkt auf Magie und Schwertkampf. Mit diesen Büchern gab ich mich erst einmal nicht ab, Jane würde kaum erwartet haben, dass ich sie mir ansah.
    Aber als alles nichts half, mussten auch noch diese Werke dran glauben, und als zwei Stunden vergangen waren, hatte ich jedes einzelne Buch hier im Zimmer aus dem Regal genommen, geschüttelt, ausführlich durchgeblättert und anderweitig auf eine Botschaft hin untersucht, wobei mich nur ein letzter Rest gesunden Menschenverstands davon abhielt, die Bände nach getaner Tat einfach auf den Boden zu pfeffern. Ich war sogar die Umschläge in der Briefablage durchgegangen, die Jane an der Küchenwand hängen hatte, so ein Stoffteil mit Taschen, wie man es auf einem Kunsthandwerkermarkt erstehen konnte. Die Briefe stammten meist von Wohltätigkeitsvereinen oder alten Freunden. Ich stopfte sie ungelesen wieder zurück, eine genauere Durchsicht hob ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf.
    Jane hatte mir keine weiteren Nachrichten hinterlassen. Nur das Haus, die Katze (plus deren Junge), den Schädel und einen Zettel, auf dem stand „Ich war es nicht“.
    Gebieterisches Klopfen an der Tür ließ mich

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