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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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Kopf. Als ob sie das vergessen könnte. Aber sie gab noch nicht auf. Sie brauchte nur mehr Zeit. René und sie mussten nur so lange hier unten überleben, bis Winterberg und Lorenz sie beide hier finden würden. Und das würde sicherlich bald geschehen! Ihr Fahrrad musste noch an diesem Grillplatz stehen, das würde doch wohl jemand gefunden haben! Und außerdem lief die Suche nach René auf Hochtouren.
    »Aber keine Angst, Frau Kommissarin. Bevor wir zum Finale kommen, möchte ich die einmalige Gelegenheit nutzen und mit Ihnen über das große Ganze reden. Eines haben Sie nämlich richtig erkannt: Wenn ich den Plan beendet habe und mir die Flucht gelungen ist, dann kann ich mich nicht mehr direkt jemandem offenbaren. Ich kann also nur Zuschauer meiner Bewunderung sein – und niemals mich selbst meinen Bewunderern präsentieren und mich von ihnen verehren lassen. Aber auf diesen einen Triumph möchte ich nicht verzichten: Ich möchte jemandem ins Angesicht sehen können, der mit dem großen Plan konfrontiert wird. Ich möchte seine Reaktionen sehen, die Emotionen in seinem Gesicht ablesen können, seine Körpersprache erleben.« Er rückte noch näher an Natascha heran. »René ist dafür unbrauchbar. Sie müssen also verstehen, dass Sie eine einmalige, kostbare Chance für mich sind. Und die möchte ich nutzen.«
    Natascha versuchte, weiter nach hinten auszuweichen. Aber da war die Bretterwand.
    »Haben Sie einmal darüber nachgedacht, dass es einen tieferen Zusammenhang zwischen den Fingern in den Cacheverstecken und dem Bonuscache geben könnte?«, fragte er.
    Statt zu antworten, biss sie sich auf die Unterlippe.
    »Nein? Dann möchte ich Ihnen gern ein paar Denkanstöße geben. Und während Sie mir zuhören, können Sie sich ja schon einmal überlegen, wie wir beide unsere Begegnung hier unten beenden sollen.«
    Natascha wurde bewusst, dass sich seine Stimme ganz langsam zu einem bedrohlichen Flüstern gesenkt hatte.
    »Ich mache Ihnen ein paar Vorschläge, die Ihre Kreativität anregen sollen.« Er entblößte beim Grinsen die Zähne. »Der erste Hinweis, den ich versteckt habe, war ein Daumen. Wissen Sie, wie man die Koordinaten bei den meisten GPS-Geräten eingibt? Sie ahnen es sicher. Wer nicht über eines der neumodischen und mit technischem Schnickschnack völlig überladenen Geräte verfügt, der benutzt zum Eingeben die Knöpfe an den Seiten oder den Cursor auf der Vorderseite des Empfängers. Und dafür braucht man einen gesunden Daumen.«
    Natascha erstarrte. Sie war so entsetzt, dass es ihr einige Momente lang die Sprache verschlug.
    »Dass mir dafür ausgerechnet ein Tramper in die Hände fiel, war ein Wink des Schicksals. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über diese vielschichtigen Zusammenhänge gefreut habe! Den Daumen eines Menschen zu nehmen, der mit dem Daumen sein GPS-Gerät bedient und sich per Daumen eine Reisemöglichkeit verschaffen möchte. So konnte ich nicht nur den Cachern eine Warnung geben, sondern gleichzeitig dem Jungen weismachen, er selbst trage durch das Trampen die Schuld an seinem Schicksal. Eine wohldurchdachte Aktion, wie ich finde.«
    »Warum haben Sie nicht einfach Hundehaufen oder schimmelige Tomaten in die Dosen gelegt?«, fragte Natascha mit krächzender Stimme. »Das wäre doch auch abschreckend gewesen!«
    Er lachte lauthals. »Frau Kommissarin, Sie haben wirklich Humor! Nein, solche Taten hätten niemanden vom Cachen abgehalten. Ein paar Tage lang wären sicherlich etliche Leute darüber empört gewesen, aber bald hätte niemand mehr über die Hundehaufen geredet. Es musste etwas Abschreckendes sein; deshalb habe ich mich für die Finger entschieden. Und das ist mir auch gelungen – denken Sie nur an die ganze Aufregung, die meine Verstecke ausgelöst haben. Wenn ich mein Hobby zu seinen Ursprüngen zurückführen möchte, dann mache ich es richtig. Für ein bisschen Empörung bei naiven Neulingen lohnt sich der ganze Aufwand doch gar nicht.« Er lachte erneut. »Kommen wir zum nächsten Objekt. Mein zweiter Hinweis war ein Zeigefinger. Sie können sich bestimmt denken, was der Zeigefinger ausdrückt.«
    Anstatt etwas zu erwidern, starrte Natascha entsetzt vor sich hin.
    »Nein?«, fuhr er nach ein paar Augenblicken fort und sah sie dann an, als habe er eine begriffsstutzige Schülerin vor sich. »Der Zeigefinger weist auf den Finder selbst. Er sagt so viel wie: Du bist gemeint!«
    Wieder erklang sein Lachen, und Natascha hätte sich am

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