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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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bräunlich Gelbes, das an die Struktur von regennassem Fichtenholz erinnerte. Vielleicht waren das die Ausdünstungen eines der Präparationsmittel, vermutete Natascha.
    »Und wofür benutzen Sie diesen Raum?«, erkundigte sich Lorenz. »Nur, um Ihre Präparate auszustellen? Warum machen Sie das nicht oben in Ihrer Wohnung?«
    Schuster sah verlegen nach unten und nahm die Hände hinter den Rücken. »Die Frauen mögen das nicht sonderlich«, erwiderte er leise.
    »Welche Frauen?«, wollte Natascha wissen. Die ganze Szenerie war ihr unheimlich. Sie wusste, dass die Tiere tot waren, aber sie wirkten dennoch sehr lebendig – als ob sie nur in der Bewegung erstarrt wären.
    Schuster rang um Worte. Mehrmals öffnete er den Mund, brachte jedoch keinen einzigen Laut hervor.
    »Sie treffen sich mit Frauen, und die mögen Ihre Präparate nicht. Ist es so?«, fragte Lorenz.
    Schuster sah ihn dankbar an. »Ja. Ich kenne sie von Anzeigen oder aus dem Internet.« Plötzlich schien ihm etwas einzufallen. »Aber das ist alles ganz normal und harmlos!« Seine Stimme wurde lauter. »Wirklich! Ich mache nichts Perverses oder so. Wir treffen uns nur und trinken Kaffee oder gehen spazieren. Mehr nicht.«
    »Und begleiten sie Sie auch beim Geocaching?«, hakte Lorenz nach und leuchtete noch einmal den Dachs an. Seine Augen stierten trüb ins Leere.
    Natascha unterdrückte den Drang zur Flucht.
    »Die meisten interessieren sich nicht fürs Cachen, genauso wenig wie für meine Präparate oder die Jagd«, antwortete Schuster mit einem Ton des Bedauerns. »Soll ich Ihnen jetzt meine Messer geben? Sie sind hier in der Schublade.«
    Er ging zum großen Wohnzimmerschrank und machte sich an einer Schublade zu schaffen. Lorenz stellte sich mit der Taschenlampe schräg neben ihn, um genau zu sehen, was er tat. Natascha beobachtete das Geschehen und stellte sich darauf ein, ihrem Kollegen zur Seite zu springen, falls der Rentner wider Erwarten etwas Dummes anstellen sollte.
    Doch Schuster öffnete nur die Schublade, in der die Messer samt Scheiden fein säuberlich nebeneinanderlagen, und trat zur Seite. »Bitte, nehmen Sie sich, was Sie brauchen. In den beiden Schubladen daneben sind noch mehr.«
    Lorenz zog sich Gummihandschuhe über, nahm die Messer und packte sie in eine Tüte, die Natascha ihm hinhielt; sie nahm immer ein paar Beutel in ihrem Rucksack mit. Das Gleiche geschah mit den Messern, die in den anderen Schubladen lagen.
    »Vielen Dank«, sagte Lorenz. »Wir melden uns, wenn wir mit den Untersuchungen fertig sind. Das wird allerdings ein paar Tage dauern.«
    Sie gingen nach oben, und Natascha fühlte sich von der Helligkeit in der Wohnung regelrecht geblendet. Der Keller war gruselig und düster gewesen; und sie konnte nur zu gut verstehen, dass Schusters Frauen kein Interesse an den Tierpräparaten zeigten. Damit konnte man höchstens andere Jäger beeindrucken.
    Natascha reichte Schuster ihre Karte. »Wenn Ihnen doch noch irgendetwas zu den Cacheverstecken einfallen sollte, melden Sie sich.«
    Anschließend verabschiedeten sie sich.
    Draußen war es angenehm warm, und Natascha genoss die Sonnenstrahlen, die ihre Haut wärmten. Ihrem Kollegen schien es ähnlich zu ergehen, denn er hob den Kopf und drehte das Gesicht zur Sonne hin.
    Lorenz wendete in einer Garageneinfahrt und fluchte erneut über die Enge der Straße. Die Tüte mit den Messern lag auf der Rückbank des Jeeps.
    »Was hat Winterberg am Telefon gesagt?«, fragte Natascha, während sie das Fenster nach unten kurbelte.
    »Er hat erklärt, er würde sofort Streifen zu den fraglichen Cacheverstecken schicken. Und er wollte die Kollegen darauf vorbereiten, dass sie möglicherweise etwas finden werden.«
    »Vielleicht haben wir ja Glück – und wir finden keine weiteren Finger. Immerhin sind viele der Cachedosen inzwischen von den Besitzern aus den Verstecken geholt worden.«
    »Ja, das wäre schön.«
    Nach einer Weile bog Lorenz auf die Hauptstraße und fuhr mit leicht überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Innenstadt. »Jetzt besuchen wir die anderen Finder, diese Reitmanns.« Er grinste verlegen. »Wer weiß, was die für Leichen im Keller haben.«
    Aber Natascha war nicht nach Scherzen zumute.

Kapitel 25
    Hannes Winterberg blickte in gelangweilte Gesichter. Desinteressiert lümmelten sich die Schüler auf ihren Stühlen. Manche sahen auf die Bücher und Blöcke vor ihnen, als ob sie das, was ihnen der Lehrer gerade erzählt hatte, überhaupt nicht beträfe. Andere

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