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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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Hand. »Stimmt irgendwie. Hat einer von euch schon mal daran gedacht, dass René möglicherweise von jemandem entführt worden ist, der das von langer Hand geplant hat?«, fragte sie. »Vielleicht von einem Erpresser, der Lösegeld von den Eltern haben will?«
    Lorenz schüttelte schon den Kopf, bevor Winterberg zu antworten begann: »Bei nur einem Fingerfund hätte die Idee noch nahegelegen, aber da es weitere gibt, muss man sie verwerfen. Wenn jemand die Eltern erpressen wollte, hätte er oder sie sich doch schon längst bei den Eltern gemeldet. Und warum sollten Erpresser einzelne Finger in Geocachingverstecke legen? In einem solchen Fall lässt sich doch überhaupt nicht vorausberechnen, wann die Finger gefunden werden! Das ergibt keinen Sinn – so funktionieren Erpressungen einfach nicht. Und nebenbei bemerkt: Abgeschnittene Finger klingen ein bisschen stark nach Mafiaklischee.«
    Natascha ließ jedoch nicht locker. »Aber René könnte doch auch entführt worden sein, ohne dass man seine Eltern erpressen wollte. Vielleicht, um ihn zu bestrafen oder zu bedrohen.«
    »Ja, das ist möglich«, erwiderte Winterberg. »Ich halte das sogar für recht wahrscheinlich. Aber trotzdem hilft uns das leider nicht weiter. Wir brauchen noch mehr Hinweise für die gezielte Suche. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass René nicht einfach von der Straße weggeholt wurde, sondern dass er zumindest eine Tasche mit Wechselwäsche gepackt und sowohl Handy als auch Portemonnaie und Ausweise mitgenommen hat. Ob er nun freiwillig mit seinem Entführer fortgegangen ist oder nicht, müssen wir noch herausfinden. Und zwar schnell.« Er rieb eifrig an seiner Nase, als könnte er auf diese Weise Antworten heraufbeschwören. »Wir müssen uns und unsere Gedanken sortieren. Uns läuft die Zeit davon. Wir stehen vor dem sprichwörtlichen Heuhaufen und wissen nicht einmal, ob wir überhaupt eine Stecknadel suchen.« Er sah auf die Uhr. »Wir haben jetzt kurz vor vier. Natascha, du fährst mit mir zu der Fundstelle im Rothaargebirge, Lorenz wird, wenn er das hier fertig hat, zur Fundstelle nördlich von Kreuztal fahren. Und Schmitz hat auch mehr als genug zu tun; ich werde vorher noch einmal kurz bei ihm reinschauen.«
    Anschließend packten sie ihre Sachen zusammen und lösten die Sitzung auf.
    Winterberg ging in sein kleines Büro und schloss ausnahmsweise die Tür hinter sich zu. Es waren die ersten Minuten seit der Besprechung am Morgen, die er allein verbrachte. Er brauchte dringend eine Pause, eine Tasse Kaffee und irgendwas zum Essen. Doch gleichzeitig fand er den Gedanken an Essen irgendwie abstoßend. Es war viel zu heiß und die Lage zu stressig, um über eine Mahlzeit nachzudenken.
    Von draußen hörte er das Rauschen der Straße; es drang gedämpft durch die geschlossenen Fenster herein. Die hereinfallenden Sonnenstrahlen erzeugten ein leuchtendes Rechteck auf dem Schreibtisch und erhellten das Telefon: ein Bild trügerischer Idylle. Das Telefon würde gleich wieder klingeln, der Schreibtisch sich unter Untersuchungsakten biegen und er vor lauter Kopfschmerzen das Verkehrsrauschen nicht mehr bewusst wahrnehmen.
    Winterberg stöhnte auf und lehnte seinen Hinterkopf an die Wand. Wenigstens einen Kaffee brauchte er jetzt.

Kapitel 31
    Tiefe Schwärze zog über den Himmel, der Horizont verschwand im Nichts. Wasser. Überall war schwarzes Wasser. Eben noch schwamm er oben, konnte sehen, fühlen und atmen. Dann plötzlich wurde es dunkel. Die nasse Schwärze umfing ihn, packte ihn, zog ihn nach unten. Über ihm schwappte die Kälte zusammen und drückte ihn tiefer nach unten. Atmen ... Er musste atmen, aber es ging nicht. Sein Mund war verschlossen, und durch die Nase drang beißendes schwarzes Wasser in ihn hinein. Es brannte. Langsam, mit unfassbarer Macht, rollte eine Welle der Panik auf ihn zu, brüllte ihn an, riss ihn mit sich fort. Seine Arme ruderten, die Beine wollten strampeln, doch der Schmerz ließ sie verkrampfen ...
    Plötzlich hörte er einen Schrei und spürte ein Kratzen in der Kehle. Er riss die Augen auf und sah – nichts. Denn grelles Licht blendete ihn, schmerzte in den Augen, stach bis hinter die Stirn. Das Traumbild war verschwunden. Instinktiv schloss er sofort wieder die Augen, aber die roten Lichtreflexe blieben und schimmerten durch die Lider. Er hatte das Gefühl, sie nie wieder öffnen zu können.
    »Halt den Mund, verdammt noch mal!«
    Die Stimme kam ihm bekannt vor, aber im ersten Moment konnte er sie

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