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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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Gaststätte, einen Wanderparkplatz und hektarweise Fichtenwald mit riesigen Schneisen, die der Orkan Kyrill hinterlassen hat. Und bei den anderen drei Fundorten sieht es nicht anders aus. Alle sind eine halbe Stunde von einer Stadt entfernt, liegen mitten in der Pampa und gehören zu dieser Geocachingserie. Ich kann einfach den Sinn des Ganzen nicht erkennen. Du vielleicht?« Er sah Natascha fragend an.
    Doch sie schaute nur zu Boden und kickte einen Stein vor sich her. »Lass uns die Techniker fragen, was sie gefunden haben.«
    »Hier sind die bisherigen Fundsachen.« Der Kollege von der Kriminaltechnik wies auf den geöffneten Kofferraum des Busses. Er reichte Winterberg eine Liste, auf der die einzelnen Gegenstände aufgelistet waren. Auf den ersten Blick schien es sich überwiegend um Zivilisationsmüll von Wanderern und Ausflüglern zu handeln.
    »Zeigst du mir die Dose und ihren Inhalt? Ich will mir das selbst anschauen«, bat Winterberg.
    Der Kriminaltechniker holte den Koffer mit den Fundsachen hervor. Er nahm einzelne transparente Plastiktüten daraus hervor und hielt sie Winterberg hin. Der Finger schien zu fehlen, wahrscheinlich war er längst bei Schmitz. Der Rest ähnelte dem Zeug in den anderen Dosen: mehrere kleine Gegenstände ohne erkennbaren Wert, ein Notizblock nebst Bleistift und Anspitzer, eine billig aussehende Münze, auf der statt eines Zahlenwertes ein Geierkopf geprägt war.
    Winterberg nahm einen Beutel, hielt ihn Natascha entgegen und wies auf die Münze mit dem Geierkopf. »Das ist doch eine von diesen Geocachingmünzen. Ich dachte, das wäre nur Nippes. Aber vielleicht steckt noch mehr dahinter.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Natascha. Sie ging mit dem Gesicht ganz nah an den Beutel heran, berührte ihn jedoch nicht. Es wirkte ehrfurchtsvoll.
    Winterberg fuhr sich durch das Gesicht und spürte dabei seine Bartstoppeln. »Vielleicht bedeuten diese Münzen etwas anderes, als wir uns vorstellen können. Eigentlich sollen sie doch dazu da sein, um von einem Geocachingversteck zum anderen zu wandern. Richtig?«
    »Ja. Worauf willst du hinaus? Dass die Münzen irgendwie mit den Fingern zusammenhängen?« Natascha dachte kurz nach. »Man kann ja schnell herausfinden, wem die Münze gehört und in welchen Caches sie bisher schon war. Aber inwiefern hat das etwas mit René zu tun?«
    »Ach, ich weiß es nicht!« Winterberg schlug sich mit einer Hand auf den Oberschenkel. Es tat weh, konnte aber den Druck in seinem Inneren nicht lösen. Er hatte das Gefühl, als würde ihm jemand die Lungen zusammenpressen. »Der Täter will uns doch irgendetwas sagen. Aber was? Es gibt kein Schreiben an die Eltern, keine Anrufe, keine Drohungen. Nichts. Nur diese Amputate.«
    Er musste sich bewegen. Wie ein Tier im Käfig lief er auf und ab, dachte an Niklas, an Ute und Fabian. Wie würde er reagieren, wenn jemand seine Söhne entführte und deren Finger im Wald versteckte? Was würde Ute machen? Plötzlich spürte er, wie mit jedem Schritt der Druck auf seinen Brustkorb abnahm. Seine Gedanken kehrten wieder zu dem Fall zurück. Den Beutel mit der Münze hielt er immer noch in seiner Hand. Ein weiteres Mal betrachtete er die Geocoin, deren Form an eine Lupe erinnerte, von beiden Seiten: Auf der einen war der Geierkopf, auf der anderen das Konterfei eines Pfeifenrauchers, das an eine Darstellung von Sherlock Holmes erinnerte.
    »Was bedeutet das hier unten? PC3NV3 . Ist das die Registrierungsnummer?« Er zeigte auf die Gravur auf dem Griff. »Könnte noch mehr dahinterstecken? Ein Chiffriercode oder ein Rätsel?«
    »Die Codes werden willkürlich vom Hersteller aufgedruckt; darauf hat man normalerweise keinen Einfluss«, erklärte Natascha. »Die Codes sind alle unterschiedlich, und man kann mit ihnen die einzelnen Münzen identifizieren. Ich glaube nicht, dass sich mehr dahinter verbirgt. Aber das können wir ja leicht herausfinden. Wenn Hanke noch am Computer sitzt, könnte er eben nachschauen.«
    »Ich ruf ihn an.« Winterberg holte sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Wache in Weidenau. Mit wenigen Worten erklärte er Hanke, was er machen sollte. Dann wandte er sich wieder Natascha zu. »Lass uns zurückfahren; Manuel Siebert wartet sicherlich schon auf uns. Hier oben werden wir nichts Neues mehr erfahren. Hanke ruft zurück, wenn er die Münze identifiziert hat. Außerdem soll er mal einige Dechiffriersysteme auf die Registriernummer anwenden. Wer weiß, ob sich nicht vielleicht doch noch

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