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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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zunächst zeigen wollte, dass er Verständnis für Schusters Situation hatte. »Und es ist vielleicht nicht gerade das, was Sie wollen. Mit der Boulevardpresse im Nacken kann man schlecht Geheimnisse wahren.« Als der Rentner zustimmend nickte, wechselte Winterberg den Tonfall und sprach eine unmissverständliche Drohung aus. »Wenn ich Sie allerdings jemals außerhalb Ihres Jagdgebietes mit einer Waffe erwische oder erfahre, dass Sie Ihre Büchse, Flinte oder ›Was-weiß-ich‹ entsichert transportieren, sind Sie dran.«
    Er wies mit dem Zeigefinger in Schusters Richtung. Der Rentner rieb mit den Händen an den Seitennähten seiner Cordhose und nickte verlegen.
    »Außerdem gab es bereits Beschwerden wegen Belästigungen«, fügte der Kriminalhauptkommissar hinzu. »Möchten Sie uns vielleicht etwas mitteilen? Gibt es da etwas, was wir wissen sollten?«
    Schuster sah zum Fenster, dann zur Tür und schließlich zu Winterberg. »Ja ... Nein. Ich meine, das sollte nichts Persönliches sein. Ich kann mir denken, worauf Sie hinauswollen. Der junge Mann mit dem Dackel. Kann sein, dass ich ihn vielleicht etwas zu hart angegangen bin. Aber es war nichts Ernstes ... wirklich nicht. Ich wollte einfach nur deutlich machen, dass wir uns das nicht länger gefallen lassen. Diese Sache mit den Fingern meine ich. Es sind schon genug schlimme Dinge passiert, es muss nicht noch mehr werden. Man hört doch immer wieder von Trittbrettfahrern, und wir wollen einfach verhindern, dass weitere unschuldige Bürger belästigt werden. Aber Sie haben natürlich recht; ich sollte beim nächsten Mal etwas höflicher sein. Es war wohl alles ein wenig zu viel für mich ...«
    Winterberg hatte Schuster scheinbar ruhig zugehört, doch sein Gesicht hatte die Farbe einer unreifen Tomate angenommen. »›Höflicher sein‹?«, rief er empört. »Sie haben dem Mann Prügel angedroht, falls er seine Plastikdose nicht aus dem Wald holt!«
    Nun wurde auch Schuster laut. »Irgendjemand muss sich ja wohl darum kümmern! Die Leute sollten ihre Dosen aus den Verstecken holen, das haben Sie doch selbst veranlasst! Und dann sind da immer so ein paar Unbelehrbare, die sich nicht daran halten!«
    Winterbergs Tomatengesicht reifte. »Das ist unsere Aufgabe, und wenn es irgendwelche Probleme gibt, werden wir dem nachgehen. Oder was meinen Sie, was wir die ganze Zeit über machen? Wenn Sie unsere Arbeit weiterhin durch halblegale Handlungen und Selbstjustiz stören, kriegen Sie verdammt großen Ärger!« Etwas leiser fügte er hinzu: »Und das würde ich mir an Ihrer Stelle gut überlegen.«
    Schuster war in seinem Sessel zusammengesackt. »Ich wollte doch nur meiner Bürgerpflicht nachkommen.«
    Natascha wollte ihren Fehler vom Vormittag wiedergutmachen und fragte Schuster nach seinem Jagdschein und dem Waffenbesitz. Das brachte ihn kurz aus dem Konzept, denn er sah verwirrt von Winterberg zu Natascha und schüttelte dann irritiert den Kopf.
    »Ja, klar«, antwortete er schließlich. »Kommen Sie doch mit. Ich habe alles im Schlafzimmer.«
    Er stand auf und ging aus dem Raum, und die beiden Kommissare folgten ihm. Im Schlafzimmer stand ein Doppelbett mit einem Überbau aus kleinen quadratischen Schränken, das nur auf einer Seite ordentlich bezogen war. Auf der anderen lag die Bettdecke zerknüllt am Fußende, und auf dem Kissen war ein Kopfabdruck zu erkennen.
    »Bitte.« Schuster ging zu dem Metallschränkchen auf der unbenutzten Bettseite, hantierte an seinem Hosenbund und öffnete schließlich mit einem kleinen Schlüssel die Tür. Dann reichte er Winterberg seine grüne Waffenbesitzkarte und den Jagdschein. »Sie können gern vergleichen: eine Repetierbüchse für große Säugetiere, eine Flinte für Schrotpatronen sowie ein Revolver für Fangschüsse. Sie kennen sich ja sicher mit Schusswaffen aus, sodass ich Ihnen die Modelle nicht näher beschreiben muss.« Schusters Stimme troff vor devoter Höflichkeit. »Kann ich Ihnen sonst noch etwas zeigen? Den Zweitschlüssel für den Waffenschrank vielleicht?«
    Winterberg winkte ab. »Schon gut.« Er nickte Natascha zu, um ihr zu signalisieren, dass sie hier fertig seien, und wandte sich erneut an Schuster. »Wenn Ihnen etwas auffällt, melden Sie es umgehend. Auf Wiedersehen.«
    »Der Typ gefällt mir nicht«, sagte Winterberg, als sie wieder im Auto saßen.
    Er drehte die Klimaanlage auf, und kalte Luft blies ihnen entgegen. Natascha fröstelte, und sie rieb ihre Oberarme, um sich zu wärmen.
    »Schuster ist

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