Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
willst, dass ich runterkomme, kann ich ja hier oben stehen bleiben.«
    Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Immer wenn er sich im selben Raum befand, spürte sie seine Gegenwart überdeutlich. Die ruhige Gelassenheit ihrer Beziehung hatte sich in Luft aufgelöst.
    Nun, sie würde sich daran gewöhnen müssen. Aus Vernunftgründen hatte sie Galen versprochen, mit Joe zu kooperieren. Schließlich war sie kein Kind, das sich unter der Bettdecke versteckte.
    »Dann kannst du genauso gut runterkommen.« Sie hielt ihren
    Blick auf Victor gerichtet. »Wenn du am Kamin sitzt, störst du mich weniger, als wenn du da oben auf der Treppe rumhängst wie ein Wasserspeier.«
    »Du lieber Himmel«, sagte er, als er die Stufen hinunterstieg.
    »Nach dem Vergleich garantiere ich dir, dass ich nicht rumhängen werde.« Er setzte sich in den Sessel. »Das haben wir ja schon oft genug durchexerziert.«
    Ja, in ihrem Haus am See hatte er hunderte von Stunden auf dem Sofa gesessen, gelesen, Papierkram erledigt, Jane bei den Hausaufgaben geholfen, während Eve an ihren Rekonstruktionen tüftelte. Er hatte ihr den Nacken und die Schultern massiert, wenn sie müde und erschöpft war. Er hatte sie an die frische Luft gezerrt und Spaziergänge mit ihr gemacht, wenn sie so in ihre Arbeit vertieft war, dass sie das Haus gar nicht mehr verließ.
    »Das war eine schöne Zeit, nicht wahr?«, sagte Joe leise.
    Verdammt, er wusste genau, welche Erinnerungen er mit dieser
    Bemerkung in ihr wachrief.
    Sie sagte nichts, konzentrierte sich weiter auf Victor. Wie zum Teufel sollte sie Joe ignorieren, wenn er drei Meter von ihr entfernt im Sessel saß und sie jeden einzelnen seiner Atemzüge spürte? Aber er würde ja nicht lange bleiben. Nathan würde bald zurückkommen und ihr Kaffee bringen.
    Am besten, sie arbeitete einfach unbeirrt weiter.
    »Schön, Sie zu sehen, Mr Galen.« Der junge rothaarige Mann
    stand am Flugsteig, als Galen aus New Orleans eintraf. Er reichte Galen die Hand. »Mein Name ist David Hughes. Willkommen in
    Atlanta. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Bob Parks hat mir Fotos von Ihnen gezeigt und mich gebeten, Sie in Empfang zu nehmen. Haben Sie Gepäck?«
    Galen schüttelte den Kopf. »Ich reise gern leicht. Haben Sie veranlasst, dass das Kind überwacht wird?«
    »Gleich nach Ihrem Anruf gestern Abend.« Hughes begleitete ihn den Korridor hinunter. »Die Streifenwagen, die Quinn angefordert hat, patrouillieren in der Gegend, und mindestens zwei Beamte in Zivil sind im Einsatz. Die Polizisten und die FBI-Leute, von denen Sie gesprochen haben, scheinen zusammenzuarbeiten. Meine Leute mussten ziemlich aufpassen, ihnen nicht in die Arme zu laufen.«
    »Haben Sie schon irgendeine Spur von Jules Hebert entdeckt?«
    »Nein, noch nicht. Ich habe Kopien von dem Foto gemacht, das
    Sie uns geschickt haben, und sie verteilt. Vielleicht ist er gar nicht hier.«
    »Vielleicht aber doch. Ich an seiner Stelle wäre jedenfalls genau hier, wenn ich jemanden aufschrecken wollte. Jemanden am wundes-ten Punkt zu treffen, ist immer die effektivste Methode. Wie sieht der Tagesablauf der Kleinen aus?«
    »Ihre Großmutter bringt sie jeden Tag zur Schule und holt sie wieder ab. Vor der Schule führt die Kleine ihren Hund aus, und nach der Schule noch mal mit ihrer Großmutter zusammen. Danach verlässt sie das Haus nicht mehr.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In etwa einer Viertelstunde müssten sie im Park auftauchen. Soll ich Sie gleich dorthin bringen?«
    »Ja.« Er wollte das Mädchen und die Großmutter sehen, damit er sie jederzeit erkennen würde.
    »Es wundert mich, dass Quinn nicht mit Ihnen gekommen ist.«
    »Er hat zurzeit andere Prioritäten.« Das war weit untertrieben.
    Quinn war zweifellos ganz auf Eve fixiert. »Und er glaubt, dass das Kind in Sicherheit ist. Er vertraut seinen Kumpels von der Polizei.«
    »Aber er weiß, dass Sie hier sind?«
    Galen nickte. »Er glaubt, ich vergeude meine Zeit.« Vielleicht hatte Quinn ja Recht. Oberflächlich betrachtet schien alles in Ordnung zu sein, aber Galen hatte ein ungutes Gefühl, und er hatte sich immer auf seinen Instinkt verlassen können. »Los, beeilen wir uns.«
    Zwölf

    Er ging, Gott sei Dank.
    Eve schaute Joe nach, wie er die Treppe hinaufstieg. Die Art, wie er sich bewegte, hatte sie schon immer angezogen. Diese sinnliche Geschmeidigkeit, die so anders war als seine Ruhe, wenn er entspannt dasaß. Aber selbst diese Ruhe war nie passiv. Stets spürte sie seine

Weitere Kostenlose Bücher