Knochenfunde
gern hätten, aber ich nehme, was ich kriege.«
Nathan lächelte. »Und, wie Quinn bereits sagte, das könnte mehr sein, als wir erwarten. Am Ende bekomme ich doch noch den Pulitzerpreis.«
Das kleine, weiße Strandhaus, in das Nathan sie brachte, lag mehrere Kilometer außerhalb der Stadt. »Das ist das Beste, was ich in der kurzen Zeit auftreiben konnte. Ich habe den Mietvertrag telefonisch abgeschlossen.«
»Es ist in Ordnung.« Eve stieg aus dem Wagen. »Hauptsache, wir sind hier ungestört.«
»Ich werde mich kurz auf dem Grundstück umsehen. Bin gleich wieder da.« Joe ging um das Haus herum und hinunter in Richtung Strand.
»Der Schlüssel müsste in einem Minisafe unter der Palme lie gen…« Nathan fand den Safe, wählte die Kombination und öffnete die Haustür. »Gehen Sie schon rein. Ich werde mal sehen, ob ich Quinn irgendwie behilflich sein kann.«
»Er braucht keine Hilfe.«
»Ich mach’s trotzdem. Ich fühle mich verantwortlich, solange Galen nicht da ist.« Nachdrücklich fügte er hinzu: »Gott sei Dank ist er nicht hier.«
Kopfschüttelnd schloss Eve die Tür. All das Theater um ihre Sicherheit, aber niemand war in der Lage gewesen, für die Sicherheit des alten Mannes zu garantieren. Nicht einmal seine Leibwache vom Secret Service. Wie war es Hebert bloß gelungen, ihn zu töten?
Sie ging ins Wohnzimmer zum Fernseher und schaltete CNN ein.
Franklin Copelands Konterfei erschien auf dem Bildschirm. Sie brachten gerade einen Nachruf auf ihn, und Eve ließ sich auf das Sofa sinken, um sich die Sendung anzusehen. Seine Frau Lily lebte noch, und sie zeigten sie am Krankenbett ihres Mannes wenige Wochen zuvor. Sie war eine schmale, elegante Frau von Anfang siebzig.
Dass die beiden sich sehr nahe standen, war nicht zu übersehen. Am Ende der Sendung wurden Copelands umfangreiche Verdienste auf dem Gebiet der Wohlfahrt aufgezählt. Eine eindrucksvolle Liste. Eve hatte gar nicht gewusst, dass Copeland sich für die Gesellschaft
›Habitat for the Humanity‹ eingesetzt hatte. Sie hatte der Laufbahn des Mannes keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Aber seinem Tod würde sie verdammt große Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Wenige Minuten später kamen Nathan und Joe ins Haus. Joe ließ sich neben Eve aufs Sofa fallen. »Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Der Trauergottesdienst findet übermorgen in der St.- Catherine’s-Kathedrale statt.«
»Am neunundzwanzigsten Oktober«, sagte Joe.
»Genau nach Plan.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf den Bildschirm, wo gerade zu sehen war, wie Kim Basinger in Los Angeles in ein Flugzeug stieg. »Sie ist mit Copeland für die UNESCO in Afrika gewesen. Sie ist auf dem Weg zur Beerdigung.«
»Ich bezweifle, dass sie zum Cabal gehört«, bemerkte Nathan trocken.
»Eben haben sie James Tarrant, den britischen Medienmogul gezeigt, wie er von einer Besprechung in London zum Flughafen geeilt ist. Er sagte, die Welt habe einen großen Mann verloren und er wolle ihm die letzte Ehre erweisen.«
»Rührend«, sagte Joe.
Nathan nickte. »Es wird schwer werden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber Melton könnte unsere Schlüsselfigur sein.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich fahre zum örtlichen Zeitungsbüro und sehe mal, ob ich in Erfahrung bringen kann, wann Melton hier aufkreuzt. Ich melde mich, sobald ich etwas Neues weiß.«
»Wir brauchen ein paar Fotos von Simmons. Können Sie uns welche besorgen?«
»Ah, der Schattenmann.«
Das war die passende Bezeichnung, dachte Eve. Simmons hatte die ganze Zeit im Hintergrund gelauert, überschattet von der Gefahr, die von Hebert drohte. »Dieser ›Schattenmann‹ hat versucht, mich zu töten, und offenbar hat er mindestens drei Cabalmitglieder auf dem Gewissen. Ich würde ihn gern erkennen, wenn ich ihn sehe.«
»Ich bin Ihnen einen Schritt voraus. Als ich hier angekommen bin, habe ich im Internet die Homepage des California Institute of Technology aufgerufen und ein Foto von der Belegschaft gefunden, das in der Collegezeitung veröffentlicht worden war. Ich mache für Sie und Quinn ein paar Kopien davon.«
»Wie hieß noch Copelands Secret-Service-Mann, mit dem Sie gesprochen haben? Wilson?«, fragte Joe. »Es ist zwar vielleicht noch ein bisschen verfrüht, aber ich würde mal gern nachfragen, ob sie schon die Ergebnisse der Autopsie haben.«
»Ja, Pete Wilson.« Nathan verzog das Gesicht. »Ich hoffe, Sie haben mehr Glück bei dem als ich.« Dann schloss er die Tür hinter sich.
Eve
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