Knochenfunde
Tanzer. Er hatte silbergraues Haar und weiße Schläfen und war von der Sonne gebräunt, was auf häufigen Aufenthalt in West Palm Beach schließen ließ. »Aber es geht mir schon besser als heute Morgen. Wahrscheinlich werde ich morgen mit der Arbeit anfangen können.«
»Das hoffe ich.« Er trat näher an ihr Bett. »Hat Paul Tanzer sich gut um Sie gekümmert? Ich habe ihm aufgetragen, Sie mit äußerster Zuvorkommenheit zu behandeln.«
»Er war sehr nett.«
»Wir wollen Ihnen jede Unterstützung zukommen lassen, die Sie sich wünschen.«
»Dann sagen Sie mir, woran ich arbeiten soll. Diese ganze Geheimnistuerei geht mir reichlich auf die Nerven. Ich habe den Auftrag angenommen. Jetzt hätte ich gern ein paar Informationen.«
»Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß, aber ich fürchte, das wird Sie nicht zufrieden stellen. Ich weiß ja selbst nicht alles, was ich gern wissen würde. Sie sollen die Identität eines Skeletts ermitteln, das kürzlich südlich von hier in den Sümpfen gefunden wurde.«
»Von wem wurde es gefunden? Und warum wurde das Skelett nicht der örtlichen Polizei übergeben?«
»Sheriff Bouvier in Jefferson bekam einen Hinweis auf die mögliche Identität des Skeletts und wo es sich befand. Er ist derjenige, der es geborgen hat. Der Sheriff ist ein Freund von mir, und er hat mich informiert. Er hat mir freie Hand gegeben, die Identität des Skeletts auf diskrete Weise feststellen zu lassen, bevor er seinen Bericht schreibt. Er wusste, dass ich Schwierigkeiten mit den Medien bekommen könnte, falls die Sache nicht absolut korrekt gehandhabt würde.«
»Warum? Was glaubt man denn, zu wem der Schädel gehört?«
Er zögerte.
»Senator Melton, ich wurde einmal von einem Drogenboss aus Miami gebeten, einen Schädel zu rekonstruieren, der – «
»Nein, nein. Es ist nichts dergleichen. Wir versuchen, die Sache vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, weil wir keine falschen Hoffnungen wecken wollen. Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich um Harold Bently handeln könnte.« Er holte tief Luft. »Sie erinnern sich vielleicht noch an den Medienrummel um Bently?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nun, es ist schon zwei Jahre her, aber sein Verschwinden hat einen Riesenwirbel ausgelöst. Bently kandidierte für den Senatorensitz, den ich jetzt innehabe. Die Wahl schien ihm sicher zu sein, aber dann, vier Monate vor dem Wahltermin, verschwand er plötzlich von der Bildfläche. Er war ein ehrbarer Bürger, ein Mann, der nicht einfach freiwillig untertauchen würde. Deswegen kam sofort der Verdacht auf, dass er irgendeinem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Man fand jedoch keinerlei Hinweise. Sein Verschwinden hängt seitdem wie eine dunkle Wolke über meiner Karriere, und ich würde die Sache gern aus der Welt schaffen.«
»Weil Sie möglicherweise für die Präsidentschaft kandidieren wollen?«
»Darüber wird in Providence entschieden, aber natürlich möchte ich weiter nach oben. Ist das denn so unverständlich?«
»Nein.«
»Dann helfen Sie mir. Der Fall Bently ist noch offen, aber es sind keine Beweise aufgetaucht… bis dieses Skelett entdeckt wurde.«
»Haben Sie seine Familie informiert?«
Melton schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Wie gesagt, ich wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Bitte, glauben Sie mir. Ich handle nicht nur aus Egoismus. Sicher, ich möchte meine Karriere absichern, aber ich möchte auch Bentlys Frau informieren können, bevor die Medien erneut über sie herfallen. Sie hat genug durchgemacht.«
»Und warum brauchen Sie mich? Was ist mit einer DNS- Analyse?«
Er verzog das Gesicht. »Leider ist das Skelett – bis auf den Schä del – verschwunden.«
»Wie bitte?«
»Keine Sorge. Sie sind in Sicherheit.«
»Klar. Außer dass irgendjemand offenbar verhindern will, dass diese Leiche identifiziert wird. Was ist mit den Zähnen?«
»Zähne sind keine vorhanden. Und der Schädel wurde verbrannt.
Aber wir hatten gehofft…« Melton zuckte die Achseln. »Eine DNS-Analyse durchzuführen wäre sehr schwierig und äußerst zeitraubend.
Natürlich werden wir auch diese Möglichkeit ausschöpfen, aber wir müssen jederzeit damit rechnen, dass etwas an die Medien durchsickert. Ich muss vorher Bescheid wissen.«
»Damit Sie Ihre eigene Version dessen, was ich herausfinde, verkaufen können.« Eve schüttelte den Kopf. »Das ist mir die Sache nicht wert.«
»Haben Sie Angst?«
»Ich bin doch nicht blöd. Warum sollte ich für Sie oder für
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