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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Tschüs.«
    Melton warf ihm einen abschätzigen Blick zu und verließ den  Raum.
    »Und was wäre gewesen, wenn ich nicht gewollt hätte, dass er geht?«, fragte Eve.
    »Sie waren auf hundertachtzig. Wenn jemand so krank ist wie  Sie, dann muss der Ärger schon groß sein, damit man auf hundertachtzig kommt. Ich habe eine ganze Menge von dem Gespräch mitgehört, unter anderem, was Melton über mich gesagt hat. Ich fühlte mich geschmeichelt.«
    »Dazu besteht kein Grund. Aber Sie haben Recht, es ging mir  einfach auf die Nerven, dass er mir Vorschriften machen wollte.«
    Dann fiel ihr noch etwas anderes ein. »Andererseits hätten Sie ihn vielleicht doch nicht fortschicken sollen. Ich wollte ihm noch verschiedene Fragen zu der verdammten Rekonstruktion stellen.«
    »Um eine berühmte Südstaatlerin zu zitieren: Morgen ist auch noch ein Tag.«
    »Ihr Südstaatenakzent ist aber ziemlich miserabel.«
    »Mehr können Sie von einem armen Jungen aus Liverpool nicht  verlangen.« Er setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. »Hat man Sie nicht erschöpfend über diesen Auftrag informiert, bevor Sie herkamen?«
    »Ich wusste nur, dass der Auftrag von einem ehrbaren Mitglied des Senats kam.«
    »Und Sie wollten weg von Quinn.«
    Sie sah ihn an.
    »Also gut, da bin ich offenbar in ein Fettnäpfchen getreten.«
    »Richtig.« Sie seufzte. »Und Melton lag ebenfalls richtig. Ich brauche Sie nicht, Galen.«
    »Sie werden schon wieder heiser. Das Reden scheint Sie anzu strengen.« Er nahm ihr Glas und füllte es mit Eiswürfeln. »Ich werde Quinn nicht mehr erwähnen. Aber ich könnte mir beinahe vorstellen, dass Sie mich irgendwann doch brauchen werden, also werde ich noch eine Weile bleiben.« Er reichte ihr das Glas. »Ich komme gerade von Marie Letaux. Sie ist tot.«
    Entsetzen packte sie. »Was?«
    »Ich habe sie auf dem Küchenfußboden gefunden. Auf dem  Tisch stand ein Teller mit einem Rest von dem Eintopf.« Er verzog das Gesicht. »Und auch auf dem Boden lag überall von dem Eintopf.
    Offenbar hat sie sich übergeben.«
    »Sie hat die Reste mit nach Hause genommen?« Eve schüttelte  fassungslos den Kopf. »Mein Gott, das ist ja schrecklich.«
    »Sie waren der Meinung, sie hätte die Reste in den Kühlschrank gestellt.«
    »Vielleicht hat sie es sich anders überlegt. Ich hatte das Haus vor ihr verlassen.« Wie unglaublich traurig das alles war. »Sie hat einen Sohn. Er studiert Medizin in New Orleans.«
    Galen nickte. »Überall im Wohnzimmer stehen und hängen Fotos von ihm. Gut aussehender Bursche.«
    »Er war ihr Ein und Alles.« Eve spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Mist. Ich hatte sie gerade erst kennen gelernt, aber ich mochte sie. Wahrscheinlich habe ich mich einfach mit ihr identifiziert. Sie war eine Frau, die sich allein durchs Leben schlagen musste. Steht es denn fest, dass es sich um eine Lebensmittelvergiftung gehandelt hat?«
    »Man hat noch keine Autopsie durchgeführt, aber ich schätze, dass man zu diesem Ergebnis kommen wird. Vor allem, wo Sie mit demselben Befund hier eingeliefert wurden.«
    Sie meinte, einen seltsamen Unterton in seiner Stimme gehört zu haben. »Sie glauben also nicht, dass es das war?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich glaube, es war eine Lebensmittelvergiftung.«
    »Galen.«
    »Tut mir Leid. Ich bin eben von Natur aus misstrauisch. Sie trug ein Nachthemd und einen Morgenmantel, und an ihrem Bett war zu erkennen, dass sie darin geschlafen hatte. Das bedeutet, sie ist mitten in der Nacht aufgestanden und hat eine Riesenportion von dem Eintopf gegessen. Eine ziemlich schwere Mahlzeit für einen mitternächtlichen Imbiss.«
    »Vielleicht hatte sie nicht zu Abend gegessen und ist vor Hunger aufgewacht.«
    »Möglich. Aber als Sie anfingen sich zu übergeben, haben Sie versucht, um Hilfe zu rufen, stimmt’s? Marie Letaux hatte ein Telefon, war aber offenbar nicht in der Lage, jemanden zu erreichen. Sie wohnte in einem sehr dicht besiedelten Viertel. Glauben Sie nicht, sie hätte jemanden finden können, der sie ins Krankenhaus gebracht hätte?«
    »Das wäre ziemlich schwierig gewesen. Ich war so schwach, dass ich mich kaum bewegen konnte.«
    »Aber Sie haben sich bewegt. Und Sie sagten, sie war eine Frau, die es gewohnt war, sich durchzuschlagen. Es muss sie so heftig erwischt haben, dass sie es nicht mal bis zum Waschbecken oder zur Toilette geschafft hat. War das nicht das Erste, was Sie versucht haben?«
    Sie nickte. »Worauf wollen Sie hinaus,

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