Knochenfunde
»Ich tue mein Bestes.
Geben Sie mir Ihre Handynummer, ich werde versuchen, Sie auf dem Laufenden zu halten.«
»Das reicht mir nicht.«
»Mehr kann ich nicht für Sie tun. Wenn Sie sich hier auf dem Gelände herumdrücken, wird Eve an die Decke gehen. Vertrauen Sie mir, ich habe mich bisher gut um sie gekümmert. Und ich habe vor, das weiterhin zu tun.«
»Ich traue Ihnen nicht, und ich will nicht, dass Sie – « Joe knallte eine Visitenkarte mit seiner Handynummer auf den Tisch und ging zur Tür. »Wenn Sie mich nicht über jede Einzelheit informieren, mache ich Sie fertig.«
»Ich hasse Drohungen. Sie strapazieren meine zarten Nerven.«
»Sie können mich mal.«
»Schön, womit könnte ich mich denn revanchieren? Womit könnte ich Sie so richtig treffen?« Galen lächelte boshaft. »Soll ich Ihnen sagen, wie gut ich Eve kennen gelernt habe? Wir haben einander unsere ganz persönlichen Ängste und Träume anvertraut, wir haben einander von unserer Kindheit erzählt. Wir haben gemeinsam gegessen, Trauer und Todesfälle erlebt. Ich habe sie beschützt und sie in meinen Armen gehalten, um sie zu trösten.«
»Sie Mistkerl.«
»Dachte ich mir doch, dass das funktioniert.« Er ging an Joe vorbei in die Küche. »Und jetzt muss ich uns ein kleines Abendessen bereiten.«
Joe hätte ihn am liebsten erwürgt.
Galen schaute ihn über die Schulter hinweg an und schüttelte den Kopf. »Ich bin ihr Sicherheitsnetz, Quinn. Wenn Sie mich aus dem Weg räumen, stecken Sie bis zum Hals in der Scheiße.«
Vor sich hin fluchend riss Joe die Haustür auf.
»Ach, ich habe noch eine Kleinigkeit zu erwähnen vergessen«, rief Galen ihm nach. »Vor ein paar Tagen war ich nackt in ihrem Schlafzimmer.« Dann verschwand er in der Küche.
Joe spürte, wie seine Schläfen pochten. Er holte tief Luft. Nur die Ruhe bewahren. Galen wollte es ihm heimzahlen. Vielleicht hatte er gelogen.
Andererseits konnte es auch die Wahrheit sein. Also gut, er musste es akzeptieren. Wenn Galen die Wahrheit gesagt hatte und Eve ein Verhältnis mit ihm hatte, dann musste er sich einfach damit abfinden. Ihm waren die Hände gebunden. Er brauchte den Mistkerl, um Eves Leben zu schützen. Er durfte ihn nicht anrühren. Jetzt nicht.
Später.
»Ich habe Ihnen ein Sandwich gemacht«, sagte Galen, als Eve auf sein Klopfen hin öffnete. »Sie haben zwar gesagt, Sie hätten keinen Hunger, aber Sie müssen bei Kräften bleiben, wenn Sie Victor fertig stellen wollen.«
»Ich mag es nicht, überstimmt zu werden«, sagte sie kühl. »Vor allem, wenn es um meine ganz persönlichen Angelegenheiten geht.«
»Aber es geht hier nicht nur um Ihre ganz persönlichen Angelegenheiten. Es geht um Ihr Leben, und ich werde dafür bezahlt, dass ich Ihr Leben schütze. Also behandeln Sie Quinn, wie es Ihnen beliebt, aber wenn ich ihn brauche, werde ich ihn benutzen.« Er stellte das Tablett auf ihrem Nachttisch ab. »Logan hat mir gesagt, Joe ist nicht nur Polizist, sondern auch ein ehemaliger SEAL-Mann. Das könnte uns nützlich sein.«
»Joe lässt sich von niemandem benutzen.«
»Genau das macht es besonders reizvoll.« Galen zog eine Schnur aus der Tasche, an der lauter kleine Glöckchen befestigt waren, und ging auf die Balkontür zu. »Dieser Balkon macht mich nervös, und ich bin es leid, ihn jede Nacht mehrmals zu überprüfen.«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie das machen.«
»Tja, da sehen Sie mal, wie gut ich bin.« Er trat auf den Balkon hinaus und band die Glöckchen an die schmiedeeisernen Stangen.
Dann wackelte er leicht an dem Geländer. Sofort ertönte ein helles Bimmeln. »Na also. Gott sei Dank ist das alles ziemlich wackelig.
Nicht gerade eine Hightech-Alarmanlage, aber es klingt schön, und es ist laut genug, um mich zu wecken, falls jemand versucht, auf den Balkon zu klettern.« Er schaute sie über die Schulter hinweg schelmisch grinsend an. »Oder falls Quinn versucht, den Romeo zu spielen. ›Noch einmal stürmt‹… «
»Dieses Zitat ist aus Heinrich V.«
»Wenn ein Zitat passt, nehme ich es mit der Quelle nicht so genau.«
»Und Joe ist viel zu pragmatisch, um Romeo zu spielen.«
»Heute Abend ist er mir aber ganz und gar nicht pragmatisch vorgekommen. Er war stinkwütend, und es gefällt ihm überhaupt nicht, dass ich in Ihrer Nähe bin. Anfangs hat es mich ja noch amü siert, aber dann hat mein Selbsterhaltungstrieb die Oberhand gewonnen, und ich fürchte, ich war ein bisschen gemein.«
»Was haben Sie denn getan?«
»Ach,
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