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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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letzten halben Stunde, und das konnte kein Zufall sein.
    Außerdem hatte er vor der Grundschule einen grauhaarigen Jogger in einem grünen Sweatshirt gesehen. Quinn hatte offenbar seine alten Freunde vom Polizeirevier rekrutiert, um das Kind zu bewachen. Das würde Heberts Aufgabe erschweren. Aber nicht unmöglich machen.
    New Orleans

    »Darf ich reinkommen?« Bill Nathan blieb zögernd am Fuß der
    Treppe zur Spülküche stehen.
    Eve blickte erst gar nicht auf. »Nein, ich habe zu tun.«
    »Ich werde nur eine Minute Ihrer Zeit beanspruchen.«
    Eve seufzte entnervt. »Worum geht’s?«
    »Ich habe beschlossen, Ihnen zu helfen.«
    »Wie bitte?«
    »Nun, ich bin hier, aber Galen und Quinn trauen mir nicht zu, dass ich helfen kann. Sie schicken mich höchstens zum Supermarkt einkaufen.« Er verzog das Gesicht. »Also dachte ich, ich bleibe einfach hier unten bei Ihnen und beschütze Sie.«
    »Mich beschützen? Ich kann Sie hier nicht gebrauchen.«
    »Man kann nie wissen. Ich würde Ihnen auch nicht in die Quere kommen.«
    »Aber Sie würden mit mir reden.«
    »Ich kann auch ganz still sein.« Dann fügte er hinzu: »Bitte.«
    »Warum?« Sorgfältig glättete Eve den Ton über Victors Wangen.
    »Sie sind doch sowieso dagegen, dass ich diese Rekonstruktion beende.«
    »Ich bin nicht dagegen, aber ich glaube, dass Sie ein großes Risiko eingehen. Der Versuch, Sie zu retten, hat mich eine Menge Mühe gekostet, und ich möchte das nicht vergeblich getan haben.« Sein Blick wanderte zu Victor hinüber. »Aber ich bin ebenso dringend wie Sie daran interessiert zu erfahren, ob das Bently ist oder nicht.«
    »Ihre Story.«
    »Das ist schließlich mein Job.«
    »Hat Joe Ihnen von Jennings’ Brennstoffzellen-Theorie erzählt?«
    »Ja. Klingt plausibel.« Er überlegte. »Es gibt einen weiteren Grund, warum ich noch Monate nach Bentlys Verschwinden darauf gedrängt habe, den Fall nicht zu den Akten zu legen. Er kämpfte für etwas, das mir sehr wichtig war, und es machte mich verdammt wütend, dass er von Leuten, die ganz andere Interessen verfolgen, ausgeschaltet wurde. Wussten Sie, dass es da, wo der Mississippi in den Golf von Mexico fließt, im Umkreis von etwa fünfzig Meilen einen Bereich gibt, wo jedes Leben abgestorben ist? Die Düngemittel im Flusswasser verbrauchen den gesamten Sauerstoff und töten alles Leben ab. Und erinnern Sie sich an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor zehn Jahren? Ich habe in der Zeitung darüber berichtet.
    Das hat mich ganz verrückt gemacht. All die Fische und Vögel, die in dem Ölschlamm verendet sind. Als ich noch ein Junge war, habe ich mit meinem Großvater im Golf geangelt…« Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte immer geglaubt, dass diese Erinnerung nie getrübt werden könnte, solange ich lebe. Aber das war ein großer Irrtum.« Er schaute sie an. »Meine Kinder sollen mit dem sauberen Wasser und der sauberen Luft und all der Naturschönheit aufwachsen, die ich erlebt habe. Das wollte auch Bently, und er hat dafür gekämpft. Es ist nicht fair, dass er so ein Ende gefunden hat.«
    Eve sah ihn überrascht an. Unter der rauen Schale schien Nathan einen weichen Kern zu verbergen. Offenbar meinte er jedes Wort ernst, das er sagte.
    »Was sehen Sie mich so an?«, fragte er barsch. »Was ist so seltsam daran, mir zu wünschen, dass die Erde nicht immer weiter zu-schanden gemacht wird?«
    »Nichts ist seltsam daran«, sagte sie freundlich. »Ich wohne an einem der schönsten Seen, die Sie sich vorstellen können. Ich möch-te auch nicht, dass seine Schönheit zerstört wird.«
    »Also gut, dann sind wir verwandte Seelen.« Nathan ließ sich in den Sessel neben dem Kamin fallen. »Darf ich also bleiben und Ihnen ein bisschen zusehen? Herumzusitzen und darauf zu warten, dass etwas passiert, langweilt mich zu Tode. Ich möchte etwas tun.«
    »Ich kann Sie hier nicht – « Ach, egal. Er hatte gute Absichten, und offensichtlich kam er sich überflüssig vor. »Wenn Sie mir nicht auf die Nerven gehen.«
    »Bestimmt nicht.« Er zog ein Taschenbuch aus seiner Gesäßta-
    sche. »Sie arbeiten, ich lese.« Er schlug das Buch auf. »Vergessen Sie einfach, dass ich hier bin.«
    »Keine Sorge, das werde ich.« Sie musste sich konzentrieren.
    Nathan und Jules und Joe und alles andere, was sie beunruhigte, vergessen.
    Nur an Victor denken und an ihre Aufgabe, ihn nach Hause zu
    bringen.
    »Ich habe Ihnen Kaffee und ein Sandwich gemacht.« Galen stell-te das Tablett auf dem Arbeitstisch ab. Er

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