Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
aus.
»Das kannst du laut sagen.«
»Der schlimmste Traum, den ich je hatte.«
»Möchtest du darüber reden?«
Er setzte sich auf und zog die Beine an. »Nein, noch nicht.« Er kletterte aus dem Bett. »Ich will nur mal kurz nach Joey sehen.«
Er tappte durch den Flur über den trockenen und sauberen Teppich in das Kinderzimmer. Champ lag zusammengerollt auf seiner Decke, und Joey lag genau so da, wie er ihn im Traum gesehen hatte. In seinem blauen Schlafanzug auf dem Bauch. Doch Gott sei Dank war er allein im Kinderbett.
Beth war ihm gefolgt, und als sie sah, dass Joey wach war, hob sie ihn hoch und kuschelte mit ihm.
»Siehst du«, sagte sie zu Carter, »kerngesund. Und er wird immer schwerer. Hier«, sagte sie, »halt ihn mal.«
Carter nahm den Kleinen auf den Arm.
»Ich hatte einen schrecklichen Traum, von Kojoten«, war alles, was er sagte. Joey sah mit ernstem Blick zu ihm hoch.
»Das wundert mich nicht. Sie heulen im Canyon, und ich habe das furchtbare Gefühl, dass sie die Katze von jemandem erwischt haben. Deswegen hat Champ gebellt.«
Carter nickte und schaukelte das Baby. Die Musselinvorhänge waren zurückgezogen, und er konnte hinaus in den tiefen, dunklen Canyon blicken. Die trockenen Bäume und Büsche raschelten im Nachtwind. Selbst jetzt noch hörte er das entfernte Heulen eines Kojoten.
23. Kapitel
Greer kam sich vor wie ein Vampir, als er hinaus in die Sonne trat. Er hatte seine Sonnenbrille und eine Baseballkappe der Angels aufgesetzt und tief in die Stirn gezogen, doch sehr viel mehr konnte er nicht gegen die gleißende Helligkeit tun, die vom Sand am Strand reflektiert wurde.
Zeke, der Barkeeper, war irgendwo hier unten auf einem der Volleyballplätze direkt neben dem Pacific Coast Highway. Als Greer am Abend zuvor losgezogen war, um ihn im Blue Bayou zu treffen, hatte man ihm gesagt, er ruhe sich für das große Turnier heute aus. Es ging um irgendeinen Wettkampf, der von Adidas gesponsert war.
Greer war sauer gewesen. Er hatte sich darauf verlassen, dass Zeke ihm alles besorgen konnte, von Eukodal bis Kokain, von Amphetaminen bis Ludes. Zeke war ein ziemlicher Depp, aber aus irgendeinem Grund hatte er guten Stoff – und man konnte sich auf ihn verlassen.
Greer hatte einen Drink bestellt und eine Weile an der Bar gesessen, ohne die Stripperin beim Poledance überhaupt anzusehen. Alles, was er wollte, war draußen unter Leuten sein, mit jeder Menge Lärm um sich rum. Er wollte seinen Kopf mit irgendetwas zuknallen, egal mit was, solange es nicht das war, was er auf al-Kallis Grundstück gesehen hatte. Schon komisch. Da hatte er jede Menge Scheiße im Irak gesehen – Kerle, denen der Kopf weggeschossen worden war oder denen die Eingeweide aus dem Bauch quollen, Kinder mit fehlenden Gliedmaßen, eine alte Dame, die von einer Panzerfaust glatt in zwei Teile gerissen worden war. Doch was ihn die ganze Nacht wach hielt, was sich in den schlimmsten Zeiten in seine Gedanken drängte, war dieses Viech im Privatzoo. Es war wie ein Wesen aus einem Albtraum. Aus seinem eigenen Albtraum, um genau zu sein, der wieder lebendig wurde, sobald er in Gedanken zurückwanderte zu jener Nacht im Palast außerhalb Mosuls und daran dachte, wie zuerst Lopez und dann der Gefangene, Hasan, geschnappt und in die Nacht fortgezerrt worden waren. Jetzt wusste er, dass es diese Bestie gewesen war. Jetzt wusste er, was das Ungeheuer getan hatte und wie nah er dran gewesen war, selbst als Mahlzeit zu enden.
Als die Musik sich änderte und Prince von 1999 zu singen begann, drehte Greer sich auf dem Hocker um, und natürlich kam sie heraus. In einem Outfit aus violettem Latex und Lack stolzierte sie auf die Bühne, wie Prince es in seinen alten Videos getan hatte. Greer kannte das Outfit und wusste, dass sie es nicht lange anbehalten würde.
Doch sein Blick wurde über den Laufsteg hinweg zu einem Tisch auf der anderen Seite gelenkt, wo er Sadowskis Hinterkopf sah. Er hockte mit diesem Burt vom Schießplatz und ein paar anderen Kerlen zusammen, die Greer vage bekannt vorkamen. Wo hatte er die vorher schon mal gesehen? Er nahm einen langen Schluck von seinem Drink, dann fiel es ihm ein. Ach ja, die Rekrutierungsveranstaltung . Das waren zwei der Typen, die sich das Material der Freiheitssöhne angeschaut hatten. Das musste Greer der Organisation lassen, sie wussten, wie sie diese Arschlöcher einfingen.
»Wollen Sie noch einen?«, fragte der Barkeeper, der nicht Zeke war, und Greer schob ihm lediglich das
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